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2 Erdmann: Philosophische Studien über den Staat.
wie Peel, wie Dahlmann, wie Lamartine ohne Noth herbeigezogen wer-
den, würde Referent im wissenschaftlichen Vortrage durchaus nicht billi-
gen. Auch über sein Verhältniss zu Hegel hätte sich der Verf. nicht
auf die Weise entschuldigen sollen, wie er gethan hat, denn Leute, wel-
che das blosse Wort Hegelianer erschreckt oder erbittert, verdienen
doch wahrlich nicht, dass man Rücksicht auf sie nehme.
Da Ref. in die Materie weder kritisch eingehen kann noch mag, so
glaubt er dem Publikum und dem Verf. am nützlichsten seyn zu können,
wenn er dem Verf. durch drei Vorlesungen aufmerksam folgt und hie und
da Stellen aushebt, welche die Manier des Verf. bezeichnen und den Leser
in den Stand setzen können, selbst ein Urtheil zu fällen. Hr. Erdmann sagt
gleich im Anfänge der zweiten Vorlesung: Entwickelung aus der Idee,
oder philosophische Betrachtung ist dasselbe, eine solche aber ist untrenn-
bar vom philosophischen Zusammenhänge. Wir würden daher auch ge-
wünscht haben, dass der Verf. in der ersten Vorlesung gleich an das, was
er S. 5 sagt, dass er eine philosophische Entwickelung der Idee vom
Staate geben wolle, unmittelbar den Anfang der zweiten Vorlesung an-
gereiht hätte und sich nicht noch in der ersten in eine Betrachtung über
die verschiedene Art Politik zu behandeln eingelassen hätte, welche zu-
weilen gar zu handgreiflich wird.
Wenn Hr. Erdmann in der zweiten Vorlesung auf die von ihm
vorher angegebene Aufgabe zurückkommt, so heisst es: Der systematische
Zusammenhang würde zwar eigentlich erfordern, dass er Physiologie, Psy-
chologie, Naturrecht, Moral erst abhandle, ehe er die Idee des Staats
entwickele, er glaube indessen doch ohne diesen weiten Weg zu gehen,
sein Ziel erreichen zu können. Er wolle zu diesem Zweck den Satz oder
das Resultat, zu welchem ihn die Ausführung der genannten Wissenschaf-
ten würde geführt haben, so kurz und präcise als möglich aussprechen,
ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, wie er zu diesem Re-
sultat gelangt sei. Hier scheint uns eine Gelegenheit, das deutlich zu
machen, was wir oben sagen wollten, wenn wir behaupteten, dass der
Verf. oft nach einer Art Popularität strebe, die mit seiner Materie ganz
unverträglich ist. Er vergleicht nämlich die beiden möglichen Darstel-
lungen seines Gegenstandes mit zwei Specialkarten eines Landes, ohne zu
bedenken, dass eine Erscheinung in der Zeit einem Gegenstände im Raume
nicht verglichen werden darf. Es heisst die beiden Methoden verhal-
ten sich, wie zwei Spezialkarten eines Landes, von denen die Eine
die Nachbarländer mit ihren Flüssen, Gebirgen, u. s. w. angibt, wenn
gleich nicht genau und colorirt ·, während dagegen auf der Andern das
 
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