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HEIDELBERGER

1852.

Nr. 23.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Oersted’s Schriften und Steden.
(Fortsetzung.)
Von diesen Abhandlungen haben die ersten zwei die Form des Pla-
tonischen Dialogs in der früheren Weise des Herrn Verf. mit Glück ein-
geschlagen; die andern Abhandlungen behandeln ihren Gegenstand ohne
dialogische Form. Die ersten zwei leiten ihrem Inhalte nach auf die nach-
folgenden zwei Abhandlungen „Naturlehre des Schönen“ und über
das „Unschöne in der Natur“ ein, so dass alle vier zuletzt ein
Ganzes ausmachen. Sie sind von dem gelehrten Herausgeber, Herrn Möl-
ler, in dieser Reihenfolge sehr passend zusammengesteilt, um ein klares,
anschauliches Bild von der Ansicht des berühmten Hrn. Verf. über das
Schöne und Unschöne in der Natur zu gewinnen. Auch hier bleibt der
Hr. Verf., wie in allen seinen populär-philosophischen Schriften, nicht bei
allgemeinen Sätzen stehen, sondern geht vielmehr, wie dieses einem so
ausgezeichneten Naturforscher ziemt, von der Behandlung einzelner Ge-
genstände auf dem Boden der Erfahrung aus, und sucht in der Erschei-
nung das Gesetz, in der Wirkung die Ursache, in dem Einzelnen die all-
gemeine leitende Methode aufzufinden, so dass er in seiner Weise sehr
zweckmässig eben so sehr die Einseitigkeit des transcendentalen Idealis-
mus, als des aller Idee entbehrenden, nur von einzelnen Sinneseindrücken
geleiteten, materialisischen Sensualismus vermeidet. Die Aufgabe aller
seiner philosophischen Schriften ist, nachzuweisen, dass die Gesetze, nach
denen wir denken, fühlen und begehren, zuletzt auch die Gesetze der
Natur sind, dass wir in uns keine andern Gesetze als die Gesetze finden,
die auch in der Natur liegen, und dass zuletzt die Gesetze der Natur
keine andern, als die Gesetze der Vernunft sind. Dies sucht er im vor-
liegenden Bande mit Anwendung auf das Naturschöne zu zeigen. Sehr
unpassend hat die frühere Aesthetik das Naturschöne aus dem Kreise die-
ser Wissenschaft ausgeschlossen, welche nur das Kunstschöne zum Ge-
genstände haben durfte, als Aesthetik im engern Sinne die Poesie, als
Artistik die übrigen schönen Künste, wie Musik, Zeichnungskunst, Malerei,
Plastik u. s. w. umfasste. Die Hegel’sche Schule hat schon das Na-
turschöne in den Kreis der ästhetischen Untersuchung aufgenommen, und
der Hr. Verf. macht es sich in der gegenwärtigen Sammlung seiner Abhand-
XLV. Jahrg. 3. Doppelheft. g3
 
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