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Nr. 24. HEIDELBERGER 1852.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Oersted’« Schriften und Reden.

(Schluss.)
Sehr wahr ist, was der Hr. Verf. von der Wichtigkeit der Erziehung eines
Fürsten sagt, wenn „derselbe einst an der Spitze eines Volkes und Landes ste-
hen soll,“ und von der Nothwendigkeit, eine solche Erziehung „mit der gröss-
ten Einsicht zu leiten“ (S. 149). Im Jahre 1804 theilte der Prinz Chri-
stian seine Beobachtungen über einen in Kopenhagen am 25. Mai 1804
gefallenen Schwefelregen und die von ihm selbst hierüber angestellten
Versuche dem berühmten Blumenbach in einem Briefe mit, und dieser
liess einen Auszug desselben in Voigts „Magazin für den neuesten Zu-
stand der Naturkunde und ihrer Hilfswissenschaften“ IX. Band, S. 103
u. 104 abJrucken. Der Schwefelregen hatte sich in einer Länge von
mehr denn acht Meilen ausgedehnt (S. 151). Weder eine beschränkte,
einseitige Vorliebe für das Adelswesen und den Romanismus, noch die
Schwärmerei für Napoleon konnten den Einfluss, den sie in einem
grossen Theile der gebildeten Kreise 03. 154) äusserten, zum Nachtheile
des Prinzen geltend machen. Bei verschiedenen Gelegenheiten bewies er
seine Unabhängigkeit von einseitigen Extremrichtungen (S. 155 ff.). Seit
des Prinzen Rückkehr von seinen grossen Reisen ins Ausland i. J. 1822
begannen die zwei Zeitperioden, die er unter den Dänen als Prinz und
König verlebte. Zum Schlüsse wird nachgewiesen, dass der Prinz auch
als König seine Liebe zur Kunst und Wissenschaft bewahrte, und dem Geiste
des Fortschrittes auch in seinen Regierungsgrundsälzen huldigte.
Offen spricht der Verf. in seinen beiden Schlussabhandlungen über
das Dänenthum und den dänischen Charakter von dem wohl-
thätigen Einflüsse Deutschlands auf die dänische gelehrte Bildung, ohne
desshalb dem dänischen Volkscharakter etwas zu vergeben, den er als
dänischer Patriot gewahrt und in seiner Lauterkeit und Reinheit, so wie
er ihn schildert, von anderen Charakteren unvermischt und ungetrübt er-
halten und genährt wissen will. Indem er S. 203 bemerkt, dass er weit
entfernt sei, das dänische Volk für besser, als alle übrigen Völker, zu
halten, fügt er bei: „Ich bin durch Geburt, Erinnerungen und Sprachs
an das dänische Land gefesselt, ich bin daran mit unzähligen Wurzeln
festgehalten; es ist die Erde, in welcher ich gedeihe und die Atmo-
XLV. Jahrg. 3, Doppelheft. 24
 
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