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144

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angeführten Schriftstelle 2 Kön. 18, 26 gegenüber schwer begreiflich. Mit der
obengedachten, irrtümlichen Folgerung aber fällt die ganze betreffende Ansicht
zu Boden.
So sehr in Dunkel gehüllt ist noch die assyrisch, - babj Ionische Ge-
schichte, dass selbst Ideler den Anlass der Nabonassarischen Aera in einer,
diesem babylonischen Könige zugeschriebenen Kalenderreform suchen zu
müssen glaubte — eine rein willkührliche Hypothese, welche der Verf. jedoch
als wohlbegründet darstellt und will, dass Nabonassor nicht unabhängiger Herr-
scher, sondern blosser assyrischer Statthalter von Babylonien war. Das Irr-
tümliche dieser Ansicht nachzuweisen, würde hier um so weniger an seinem
Platze sein, als ein liquido constat (Exercit. Herod. spec. 1 p. 51) ihre einzige
Stütze bildet.
Ref. glaubt also nicht, dass es dem Verf. gelungen ist, zur Lösung der
besprochenen, etwas verwickelten Frage beizutragen; vielmehr wird er, im Wi-
derspruch mit ihm, an einem andern Ort das innige historische Verhältniss der
heutigen Kurden zu der chaldäischen Priesterkaste Babylonien’s und dieser zu
den der Genesis im hoben Grade wahrscheinlich zu machen und durch
überwiegende Gründe und entscheidende geschichtliche Zeugnisse, denen er hier
nichtvorzugreifen wünscht, nachzuweisen suchen, dass die babylonischen Chal-
däer niemals ein Volk waren, sondern die Babylonier in den spätem Büchern
des alten Testamentes nur im dynastischen Sinne Chaldäer genannt werden,
weil, als sie sich unter Kabopolassar noch einmal vom assyrischen Joche los-
rissen und den Grund zu ihrer Weltherrschaft legten, ihre Fürsten aus der
chaldäischen Priesterkaste hervorgingen. Uebrigens fühlt Ref. sich
gedrungen, noch schliesslich zu bemerken, dass er den Exkurs über die Chal-
däer als den entschieden schwächsten, etwas flüchtig gearbeiteten Theil der, so
weil sie vorliegt, sonst sehr verdienstvollen und von gewissenhaften Studien
zeugenden Arbeit des gelehrten Hrn. Verf. betrachtet. JJoäa. V. CvSinapacil·
Weisheitslehre der Hebräer. Ein Beitrar/ zur Geschichte der Philosophie von Dr.
J. Fr. Bruch, Professor der Theologie, Prediger an der Nicolai-Kirche
und kirchlicher Inspektor in Strassburg. Strassburg, Treullel und Würtz.
1851. XV1I1. u. 390 S. 8.
Dem gelehrten Verf. erschien es seltsam und ungerecht , dass in sämmt-
lichen neueren Werken über die Geschichte der Philosophie der alten Hebräer
keine Erwähnung geschieht, als wären sie allen philosophischen Bestrebungen
fremd geblieben und hätten sich nicht auch unter ihnen Männer gefunden, die
auf dem Wege des freien Denkens sich Aufschluss über Fragen zu verschaffen
suchten, deren Lösung sie in ihren religiösen Traditionen nicht zu finden ver-
mochten. Bewegt sich auch die Reflexion der Hebräer auf dem Grunde des
väterlichen Glaubens, der die uralte Gottesidee zur Basis hatte, so errangen sich
doch manche ihrer Denker eine gewisse Freiheit vom theokratischen Zwange
und die von ihnen aufgestellte Idee der Weisheit, welche im Salomonischen
Zeitalter entstanden, sich bis zur Entstehung des Christenthums immer weiter
entwickelte, ist gewiss ein ächt speculativer Begriff, in welchem sich eine über
das gewöhnliche Bewusstsein der Hebräer erhabene Weltanschauung vereinigt.
(Schluss folgt.)
 
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