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Anecdotum Romanum de notis criticis ed. Osann.

uns jede derartige Notiz, wo und wie sie nur immer auftaucht, besser
verstehen und richtiger würdigen lässt. Selbst die Kirchenväter hat der
Verf. von seiner Untersuchung nicht ausgeschlossen ζ§. 70, insofern
nämlich auch bei ihnen, namentlich bei Origenes, ähnliche, wenn auch von
Aristarch’s Weise verschiedene kritische Zeichen vorkommen, welche hier
der Reihe nach, mit Bezug auf ihre Anwendung, besprochen, und zuletzt
in einer Uebersicht zusammengestellt werden. Nach einigen weiteren Be-
merkungen, die wenigstens zeigen können, dass Nichts, was auf diesen
Gegenstand nur einigermassen sich bezieht, äusser Acht gelassen ist, wen-
det sich der Verf. §. 74 zu den Römern und der bei der römischen
Literatur vorkommenden Anwendung solcher kritischen Zeichen. Hier bil-
det die Grundlage der ganzen Untersuchung mit Recht das sogenannte
Anecdotum Parisinum (^s. §. 11), d. h. die von Bergk aus einer Pariser
Handschrift zuerst veröffentlichte, mit einer Angabe der kritischen Zeichen
versehene Nachricht über einige lateinische Grammatiker, welche derarti-
ger Zeichen sich bedient, wo zuletzt noch Probus genannt wird, der bei
Virgilius, Horatius und Lucretius dieselben gerade so angeselzt, wie Ari-
starchus bei Homer, Es ist bekannt, zu welchen Erörterungen in der letz-
tem Zeit diese, wenn auch ungenügende, mangelhafte, ja selbst ungenaue
und doch in andern Beziehungen so wuchtige, weil fast ganz allein ste-
hende Notiz geführt hat; bei dem offenen Verderbniss der Namen der hier
genannten Grammatiker hat es auch nicht an verschiedenen Verbesserungs-
vorschlägen gefehlt, die jedoch auch den Verf. nicht befriedigen konnten,
der darum den Gegenstand einer erneuerten Erörterung ζ§. 74) unterw’or-
fen hat. Er gewinnt aus dieser Notiz die Namen des Varro, des En-
nius, Aelius und des Aquila, an welche dann zuletzt der unbezwei-
felte (^Valerius) Probus sich anreiht. Dass der Name des Varro, des
berühmtesten und gefeiertsten dieser ganzen Gelehrtenclasse, hier nicht
fehlen durfte, scheint uns so klar und sicher, dass man selbst bei dem
Abgang anderer Gründe auf ihn verfallen musste, während auch die hand-
schriftliche Spur vorzugsweise auf ihn führt. Auch bei Ennius dürfte
der Zweifel wegfallen; die vom Verf. beigebrachte Notiz aus Isidor, wel-
cher Origin. I, 21, 1 den Ennius sogar zum Erfinder der ersten eilfhun-
dert notae vulgares, also zum Erfinder der Stenographie bei den Römern
macht, dürfte doch, in Betracht des verwandten Gegenstandes, auch hin-
sichtlich dieser kritischen Noten oder Zeichen von Belang, ja von Ent-
scheidung seyn. Hinsichtlich des Aelius Stilo ist überhaupt kaum ein
Bedenken erhoben worden; Aquila, welchen der Verf. in dem corrup-
ten aequae der Handschrift erkennt, und demgemäss restaurirt, war nach
 
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