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Gingins-la-Sarra : Recherches historiques etc,

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formatorische, fast nothwendige Eifer nachliess und mit ihm die Zü-
gelung der Leidenschaften. Dafür zeugen die Zinsordnung, welche
fünf vom Hundert vergönnt (S. 118), und das wiederholte' Mandat
gegen den ärgerlichen Wandel des einen oder andern Geistlichen.
„Er soll nicht, heisst es z. B. in den Synodalakten, so viel einfäl-
tiges Zeug in den Tag hinein schwätzen; er lebt in anstössigem
Umgang mit zwei Weibern; er bricht den Wein aus (I); er und
sein trunkenes Weib misshandeln den alten Vater; — er geht in
Wirthshäusern mit Leichtfertigkeiten um, zerrt die Leute im Schlaf
bei den Zehen und verbirgt sich dann (Spuckerei ?); er tauf’ mit
dem Hut auf dem Kopf u. s. w.“ — Das war ja ein wahrer geist-
licher Augiasstall. — Im fünften Kapitel (136-—175), welches Zü-
richs Verhältniss zu den Katholiken von aussen her gefährdet
lautet, werden besonders die Jesuiten und Nuntien geschildert, im
sechsten (176—224) die Son derb rinde der Katholischen und Re-
formirten behandelt, im siebenten (224—256) endlich die innern,
ziemlich verwickelten Zustände vor dem Ausbruche des dreissig-
jährigen Krieges in gedrängter Uebersicht zusammengefasst.
Möchte der Herr Verfasser für die baldige Fortsetzung dieser po-
pulären und doch wissenschaftlichen Specialgeschichte Gesundheit und
Lust bewahren! *) —

Recherches historiques sur les acquisitions des Sires de Montfaucon
et de la maison de Chalons dans le pays-de Vaud precedees
d’une introduction avec un plan et suivies de pieces justificati~
ves et de huit tableaux genealogiques de la maison de Mont-
faucon par M. F. de Gingins-la-Sarra. (Memoires et
documents publiees par la societe d’histoire de la Suisse Ro-
mande. tome XIV) p. 440, 8. Lausanne. Bridel. 1857.
Es ist bekannt genug, dass die Territorial , Cultur- und Rechts-
verhältnisse im s. g. transjuranischen oder kleinen Burgund, beson-
ders auf der romanischen Seite, während des Mittelalters eben so
mannigfaltig und oft eigenthiimlich als verwickelt und dunkel gewe-
sen sind. Schon die Mischung des halb germanischen, halb roma-
nischen Wesens, die Nachbarschaft Piemonts, Italiens, Frankreichs
auf der einen, des. Teutschen Reichs und seines den Zähringern lange
übertragenen Rector ats führten dahin. Nirgends hatte die Feu-
dalität in grossem und kleinern Lebenträgern, ihr Gegengewicht der
geistlichen und kleinbürgerlichen Macht einen freiem Spielraum als
gerade in dem spätem Waadtlande und einem Theil Freiburgs, selbst
Berns. Sprachen, Sitten, Gesetze, stiessen einander bald ab, bald
vereinigten sie sich zu einer eigenthiimlichen Mischung und Durch-
dringung. Keine Landschaft der spätem Schweiz hat so viele Herr-
*) Ist so eben in der Fortsetzung und dein Abschluss (1798) auf genü-
gende Weise geschehen (1857).
 
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