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98 Wilhelmi: Beschreibung und Geschichte der Burgruine Steinsberg.
und während an den mittelalterlichen Bauten in Regensburg solche
in grösster Menge sich finden, ist an den Ueberresten der dortigen
römischen Stadtmauer keines zu sehen. Vermöge eben dieses Kri-
teriums ist die Mehrzahl der noch in Deutschland stehenden Burgen
mittelalterlich, an den zwei Einzelnthiirmen von Wimpfen, der alten
Cornelia, und den benachbarten von Ehrenberg und Guttenberg aber
sowie an dem Hergenthurm im Oberamt Ravensburg nehmen wir
keine Steinmetzzeichen wahr, und halten sie desshalb für römisch.
Angehängt ist diesem Abschnitte die Sage von einem mächtigen
Riesen, wonach die Entstehung der Burg Steinsberg in die früheste
heidnische Vorzeit versetzt wird. Nach dem zweiten Abschnitte,
welcher von 1155 bis 1508 geht, kam die Burg als eines der älte-
sten Erbgüter aus den Hohenstaufischen Besitzungen an die Pfalz-
grafen Wittelsbach’schen Geschlechts, und zwar an Konrad den
Hohenstaufen, welcher Herzog in Franken und seit dem Jahre 1155
Pfalzgraf bei Rhein war. Diesem Konrad würden wir als dem
Halbbruder des Kaisers Friedrich I., des muthmasslichen Erbauers
der Besigheimer Thürme, welche mit dem Steinsberg viele Aehn-
lichkeit haben, und als dem Herrn, welcher Heidelberg zu einer Stadt
erhob, auch die Erbauung unserer Burg zuscbreiben, wenn nicht
der Verfasser für Kaiser Heinrich den Schwarzen so gute 'Gründe
beigebracht hätte. Genannte Pfalzgrafen liessen ihre Gerechtsame
durch einen auf der Burg wohnenden Vogt von Adel ausüben, und
es greift daher dieser Abschnitt in die Geschichte vieler adligen Ge-
schlechter ein. Im dritten und letzten Abschnitte wird mitgetheilt,
wie die Burg bleibendes Lehen der Herren von Venningen wurde,
welche Schicksale sie im Bauernkrieg hatte, wie ein Unglücksfall
schuld war, dass die Herrn von Venningen sie nicht mehr bewohn-
ten und wie sie zuletzt durch einen Blitzstrahl zur Ruine wurde.
Und nun folgen in 98 Nummern die Quellen dieser Beschreibung
und Geschichte sammt den Anmerkungen und Erläuterungen. ’ In
Nummer 38 sind zwei Druckfehler zu verbessern, nämlich Merlo zu
setzen statt Marlo und Dennys statt Denys, und in Nummer 39 ist
einzuschalten: Stieglitz, Geschichte der Baukunst S. 431. Dem
Verfasser war es nicht mehr vergönnt, die Schrift selbst zu ver-
öffentlichen, indem der Tod am 8. April vorigen Jahrs seinem
Leben ein Ziel setzte, und wir glauben durch die seinem Willen ge-
mäss von uns geschehene Veröffentlichung derselben Ehre einzulegen.*)
Karl Klunziiiger.
*) Die hier angezeigte Schrift ist die letzte Frucht der gelehrten Thätig-
keit eines Mannes, dem auch diese Jahrbücher so manchen schätzbaren Bei-
trag aus dem Gebiete der Alterthumskunde, zumal der deutschen und vater-
ländischen , die er mit seltenem Eifer und unermüdlicher Ausdauer pflegte,
verdanken. Ein anderes grösseres, begonnenes Werk „über die ältesten christ-
lichen Gräber der Burgunden, Alemannen und Franken“ zu vollenden, war ihm
nicht mehr beschieden: wir beklagen diess um so mehr, als kaum unter
den jetzt Lebenden sich Einer finden dürfte, der auf diesem Gebiete so heimisch,
so vertraut ist, wie es der verstorbene Wilhelmi war. Mit ihm ist einer
 
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