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112 Annuaire de la Societe archeolog. de la Province de Constantine.

(zu n. 6730. pag. 345) sagt er: „Castrum Divitense in monumen-
tis tantum fictitiis vel interpolatis exstat.“ Diese Fassung veran-
lasste mich zu der Vorstellung, wie wenn Henzen an der einen
Stelle jene Inschrift für alt hielte, an der andern aber den fictitiis
beizählte. Eine genauere Vergleichung beider Stellen zeigt aber,
dass er die Inschrift an beiden Orten zu den interpolatis zählt. Ich
halte mich um so mehr verpflichtet, diese kleinen Berichtigungen
hier zu geben, je lebhafter ich die Dankbarkeit und Anerkennung
empfinde, mit welcher gewiss Alle, welche sich mit römischer Epi-
graphik beschäftigen, diese neue so mühevolle und wichtige Arbeit
des Herrn Henzen aufgenommen haben und benützen.
Zell.

Von der verehrlichen Redaction aufgefordert, obiger Anzeige
des Annuaire S. 102 einige Worte über die ins Gebiet der orien-
talischen Philologie gehörenden Aufsätze des vorliegenden „Annuaire“
beizufügen, unterzieht sich Ref. um so bereitwilliger dieser Arbeit,
als Herr Cherbonneau, der gelehrte Verfasser derselben, ihm
durch andere Arbeiten längst als ein gründlicher und strebsamer
Orientalist bekannt ist, der sich namentlich durch zahlreiche Beiträge
zur Kenntniss der Sprache, Literatur und Geographie des nördlichen
Afrikas viele Verdienste erworben.
Der erste Aufsatz des H. Cherbonneau führt die Ueber-
schrift: „Essai sur la litterature arabe du Soudan d’aprds le Tek-
milat el dibadje d’Ahmed Baba, le Tombouctien.“ Diese Ueber-
schrift allein wird schon manchen europäischen Leser in die grösste
Spannung versetzen. Der Islam ist also nicht nur mit seinen Fa-
sten, Geboten und Waschungen, sondern auch mit seinen intellec-
tuellen Schätzen in das innere Afrikas gedrungen und auch die
durch die Wüste von der übrigen Welt abgesonderten Neger sind
nicht bloss durch ihre Pilger und Handelscarawanen sondern auch
durch ihre Gelehrten mit derselben in ununterbrochenem Wechsel-
verkehr gestanden. Das biographische Wörterbuch Ahmed Baba’s
lässt uns einen Blick in die literarische Thätigkeit eines Landes
thun, über dessen Erzeugnisse, Handel und Industrie wir kaum noch
genügende Aufschlüsse haben. Wir sehen in Tombuktu nicht nur
Schulen, Bibliotheken und Schriftsteller wie in Cordova und Kahira,
sondern auch Fürsten, welche die wissenschaftliche Blüthe ihres
Landes unter ihren Schutz nehmen. Mit dem Islam und seiner Ge-
setzgebung kam aber auch leider die mohammedanische Intoleranz
in das innere Afrikas, welche fortan bis auf den heutigen Tag das
Reisen in diesen Ländern so gefahrvoll macht.

(Schluss folgt.)
 
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