Eckardt: Theistische Begründung der Aesthetik etc.
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sehen umfasst, hat des Menschen Stellung zu Gott, den im Men-
schen, wie in Gott, seiner Urquelle, waltendem Drang, sich zu offen-
baren, die Bedeutung des Guten, Wahren und Schönen in und
für uns zu erkennen und zu begründen. Dieser Theil der Aesthe-
tik hätte die Frage zu beantworten, warum das Gute in der Reli-
gion, das Wahre in der Wissenschaft, das Schöne in der Kunst zu
seinem Ausdrucke gelangte, er wäre eine Psychologie oder
Phränomenologie des künstlerischen Geistes (S. 73).
Der Hr. Verf. theilt uns nun aus dem Stoffe einer solchen Aesthetik
der Zukunft einzelne Bearbeitungen mit. Er fängt S. 7 6 mit der Un-
tersuchung über das Schöne an. Gott ist als die Einheit der
aus ihm hervorgegangenen Zweiheit von Natur und Geist die
höchste Schönheit. Der Höhepunkt des Schönen in der
Schöpfung ist der Mensch, weil sich unter allen Erscheinungen
derselben Natur und Geist im Menschen am meisten harmonisch
darstellen. Das Schöne tritt also dann ein, wenn sich die in Na-
tur und Geist bestehende Zweiheit der Welt der ursprüngli-
chen Einheit (Gott) nähert. Die Dinge sind also um so schöner,
je Gottähnlicher sie sind. Das Schöne ist daher „die durch eine
harmonische Einigung des Geistigen und Sinnlichen
vermittelte Erscheinung des Göttlichen.“ Offenbar ist
dieses das Schöne in der Wirklichkeit. Da aber Gott die höchste
Schönheit ist, und in Gott diese Zweiheit von Natur und Geist auf-
bört, so sollte hier wohl das Urschöne als das Ideal von dem Ab-
glanze desselben in der Wirklichkeit, auf welche lestere sich des
Hrn. Verfassers Begriffsbestimmung des Schönen bezieht, deutlicher
unterschieden werden. Anstatt des N a t u r s c h ö n e n , wie es die
Hegel’sche Schule dem Kunstschönen entgegensetzt, würde
der Hr. Verf. lieber den Ausdruck „das Schöne des Weltalls“ wäh-
len, weil dieses als das Schöne der ersten, aus Gott von Ewigkeit
hervorgehenden Schöpfung dem Schönen der menschlichen Schöpfung
oder der Schöpfung des künstlerischen Menschengeistes entgegenzu-
setzen ist. Vollkommen begründet ist der Tadel, den der Hr. Verf.
gegen einzelne Aeusserungen von Schelling, Schiller, Solger,
Hegel, Rosenkranz, Kuno Fischer und den berühmtesten der
neuern Aesthetiker, Vischer in Zürich erhebt, nach welchen das
Natur schöne dem Kunst schön en gegenüber herabgesetzt wird.
Seine S. 79ff. gemachten Bemerkungen weisen ganz richtig nach,
dass dem Naturschönen keine dem Kunstschönen gegenüber unter-
geordnete Stellung gebührt. In gleicher Weise nimmt er sich auch
des Erhabenen in der Natur „gegen Kuno Fischer“ an, und
beruft sich dabei auf schlagende Stellen in Alexander v. Hum-
boldt’s Kosmos und Rosenkran z’s wichtiger Schrift: Aesthetik
des Hässlichen.
S. 83 geht er zur Behandlung der verschiedenen Arten
des Schönen über. Er spricht sich gegen die Ansicht Vis eher’s
und Carriere’s aus, dass das Schöne im Widerstreite seiner
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sehen umfasst, hat des Menschen Stellung zu Gott, den im Men-
schen, wie in Gott, seiner Urquelle, waltendem Drang, sich zu offen-
baren, die Bedeutung des Guten, Wahren und Schönen in und
für uns zu erkennen und zu begründen. Dieser Theil der Aesthe-
tik hätte die Frage zu beantworten, warum das Gute in der Reli-
gion, das Wahre in der Wissenschaft, das Schöne in der Kunst zu
seinem Ausdrucke gelangte, er wäre eine Psychologie oder
Phränomenologie des künstlerischen Geistes (S. 73).
Der Hr. Verf. theilt uns nun aus dem Stoffe einer solchen Aesthetik
der Zukunft einzelne Bearbeitungen mit. Er fängt S. 7 6 mit der Un-
tersuchung über das Schöne an. Gott ist als die Einheit der
aus ihm hervorgegangenen Zweiheit von Natur und Geist die
höchste Schönheit. Der Höhepunkt des Schönen in der
Schöpfung ist der Mensch, weil sich unter allen Erscheinungen
derselben Natur und Geist im Menschen am meisten harmonisch
darstellen. Das Schöne tritt also dann ein, wenn sich die in Na-
tur und Geist bestehende Zweiheit der Welt der ursprüngli-
chen Einheit (Gott) nähert. Die Dinge sind also um so schöner,
je Gottähnlicher sie sind. Das Schöne ist daher „die durch eine
harmonische Einigung des Geistigen und Sinnlichen
vermittelte Erscheinung des Göttlichen.“ Offenbar ist
dieses das Schöne in der Wirklichkeit. Da aber Gott die höchste
Schönheit ist, und in Gott diese Zweiheit von Natur und Geist auf-
bört, so sollte hier wohl das Urschöne als das Ideal von dem Ab-
glanze desselben in der Wirklichkeit, auf welche lestere sich des
Hrn. Verfassers Begriffsbestimmung des Schönen bezieht, deutlicher
unterschieden werden. Anstatt des N a t u r s c h ö n e n , wie es die
Hegel’sche Schule dem Kunstschönen entgegensetzt, würde
der Hr. Verf. lieber den Ausdruck „das Schöne des Weltalls“ wäh-
len, weil dieses als das Schöne der ersten, aus Gott von Ewigkeit
hervorgehenden Schöpfung dem Schönen der menschlichen Schöpfung
oder der Schöpfung des künstlerischen Menschengeistes entgegenzu-
setzen ist. Vollkommen begründet ist der Tadel, den der Hr. Verf.
gegen einzelne Aeusserungen von Schelling, Schiller, Solger,
Hegel, Rosenkranz, Kuno Fischer und den berühmtesten der
neuern Aesthetiker, Vischer in Zürich erhebt, nach welchen das
Natur schöne dem Kunst schön en gegenüber herabgesetzt wird.
Seine S. 79ff. gemachten Bemerkungen weisen ganz richtig nach,
dass dem Naturschönen keine dem Kunstschönen gegenüber unter-
geordnete Stellung gebührt. In gleicher Weise nimmt er sich auch
des Erhabenen in der Natur „gegen Kuno Fischer“ an, und
beruft sich dabei auf schlagende Stellen in Alexander v. Hum-
boldt’s Kosmos und Rosenkran z’s wichtiger Schrift: Aesthetik
des Hässlichen.
S. 83 geht er zur Behandlung der verschiedenen Arten
des Schönen über. Er spricht sich gegen die Ansicht Vis eher’s
und Carriere’s aus, dass das Schöne im Widerstreite seiner