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Neueste Schriften über deutsche Universitäten,

lectik: „quia in utramque partcm probabiliter disputabatur, ita du-
bius et anceps vacillabat animus, ut, quid tenendum, quid reproban-
dum esset, non facile agnosceret“20).
Als mit dem Beginne des 16. Jahrhunderts der Humanismus
zur Geltung gekommen war, wurden diese Disputationen aufgehoben21).
An die „Quaestiones fabulosae“ reibt sich an: „Libellus for-
mularis Universitatis Lipczensis“ (S. 155—209). Dieses seltene
Document enthält 108 amtliche Formulare und Mandate, welche
von Johannes Fabri de Werdea (1486 Rector der Universität
Leipzig) gegeben wurden. Ausführlich wird von Herrn Zarncke
über dasselbe gehandelt in den urkundlichen Quellen zur Geschichte
der Universität Leipzig S. 614ff.
Den Schluss machen „Documente zur Leipziger Schusterfehde
im Jahre 1471“ (S. 209 — 220).
Diese sämmtlichen Mittheilungen bieten viel Interessantes und
lassen einen tiefen Blick thun in die Sitten und in das Zartgefühl
jener Zeiten, und so überwiegen sie auch bei weitem das, was z. B.
in einzelnen Gesprächen vorkommt und dem Gefühle des Anstandes
widerstrebt. Aber nicht allein die Documente theilt uns Herr
Zarncke mit, sondern er fügt ihnen auch (S. 221 —266J höchst
lehrreiche Anmerkungen bei, welche zugleich auch Zeugniss geben
von der genauen Kenntniss, die deren Herr Verfasser in die
Universitätsverhältnisse des Mittelalters hat. Da diese Anmerkungen
sehr viel zu dem rechten Verständniss der Documente beitragen, so
wird der Werth der mitgetheilten Acten und Urkunden dadurch nicht
nur bedeutend erhöht, sondern oft auch nur dadurch erst recht
brauchbar.
Indem wir desshalb, wie auch .schon anderwärts geschehen, das
grosse Verdienst anerkennen, welches sich Herr Zarncke durch
die Herausgabe dieser Schrift erworben hat, können wir nur den
gewiss von Vielen getheilten Wunsch aussprechen, es möchte dem
Flerrn Herausgeber recht bald möglich sein, weitere Beiträge folgen
zu lassen. Sie sind nicht allein für die Charakteristik des Univer-
sitätslebens von grosser Bedeutung und Wichtigkeit, sondern auch
für die Literär- und Culturgeschichte des Mittelalters überhaupt und
kein Leser wird sie, wie es mit Wahrheit in dem „Anzeiger für Kunde
der deutschen Vorzeit“ heisst: „ohne hohe Befriedigung und Er-
götzung aus der Hand legen“22).

20) Bul aus, 1. 1. p. 348.
21) An der Universität Heidelberg-, wo sie zu Zeiten der „Vacanz in Ca~
nicularibus“ (Sommerferien) statt gefunden, geschah dieses durch die schon
genannte im Jahre 1558 von dem Kurfürsten Otto Heinrich gegebene Refor-
mation mit folgenden Worten: „weil sie wenig nutzens, wol aber vill ver-
geblichen Prachts vnd ostentation, zu sambt leichtfertigen schimpfirung auf
sich gehabt.“
22) Beilage zum Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1857, Nr. 12,
S. 420.
 
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