Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meyer; Nouveaux Elements du Calcul des Variaiions.

303

Fi es co nicht, wie nach der geschichtlichen Erzählung, durch das
zufällig umschlagende Brett, sondern durch die Hand des von Schil-
ler zum ernsten Republikaner umgestalteten Verrina fallen muss.
Wir ziehen diese urprüngliche Anlage für das Ende des Stückes un-
bedingt der „Theaterbearbeitung“ vor, welche S. 166ff. be-
sprochen wird. Wenn Fiesco über die D orias gesiegt hat, stürzt nach
dieser späteren Theaterbearbeitung Verrina, da alles Flehen und
Drohen dieses Republikaners vergeblich ist, auf Fiesco als einen
neuen Tyrannen mit dem Schwerte zu, und sieht sich von dem
Fiesco vergötternden Volke entwaffnet. Verrina nennt sich
einen rasenden Thoren, dass er ein Mörder werden wollte, um die
Freiheit eines Volkes zu vertheidigen, ehe er das Volk frug, ob es
frei sein wolle. Jetzt erklärt aber Fiesco, der es gerade bis da-
hin kommen lassen wollte, er trete freiwillig zurück. Indem er das
Scepter zerbricht, ruft er aus: „Ein Diadem erkämpfen ist gross,
es wegwerfen göttlich! Seid frei Genueser!“ Er versöhnt sich mit
Verrina. Das Volk sinkt gerührt auf die Kniee, und der Held
spricht die Schlussworte: „Himmlischer Anblick, belohnender, als
alle Kronen der Welt! Steht auf Genueser! Den Monarchen hab’
ich euch geschenkt, umarmt eueren glücklichen Bürger.“
Mag ein solcher Schluss auf der Bühne mehr Wirkung haben;
der der Geschichte entnommene und nach Sch Hier’s dichterischem
Zusatze nicht zufällig, sondern absichtlich durch Verrina herbeige-
führte Untergang Fiesco’s ist tragischer und eine folgerichtigere
Durchführung dieses Charakters. Man musste Aenderungen auch
in andern Scenen machen, um diesen Schluss herbeizuführen, und
auch selbst diese Aenderungen begründen den mehr einem beste-
chenden Theatercoup, als einer naturgemässen Entwickelung ähneln-
den Schluss nicht hinlänglich. Die wirkliche Entehrung der Bertha,
durch welche die Dichtung über die Geschichte der Virginia und
Emilia Galotti hinausging, ist in der Theaterbearbeitung hinweg-
gelassen. Es fällt damit die unnöthige Aufgabe für Bourgognino
hinweg, sich mit einer Entehrten zu verbinden, und der Umstand,
dass diese Entehrung wirklich auch nach der Theaterbearbeitung
versucht und eine Zeit lang selbst für vollzogen gehalten wird, mo-
tivirt auch ohne die wirklich vollzogene That den Hass der Repu-
blikaner und das ungünstige Licht, in welchem Gianettino Doria
erscheint.
v. Reiehlin Meldegg.

Nouveaux Elements du Calcul des Variations, par A. Meyer. Liege,
Dessain. 1856. (132 8. in 8.)
Die Variationsrechnung ist in den letzten Zeiten mehrfach be-
handelt worden, wie denn namentlich das Strauch’sche Werk
 
Annotationen