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Mädler: Beiträge zur Fixsternkunde.

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Beitrage sur Fixsternkunde, von Dr. J. H. Mädler, kais. russ. Staalsralh, etc.
Eine von der Holl. Socielät der Wissenschaften gekrönte Preisschrift. Haar-
lem, die Erben Loosjes. 1856. (55 S. in H.)
Die Societät der Wissenschaften in Haarlem hatte für 1856 folgende Preis-
aufgabe gestellt: L’illustre directeur de l’observatoire de Pulkowa, l’astronome
F. G. Struve, a publie en 1847 son libre bien connu, intituld „Etudes
d’Astronomie stellaire.“ II communique dans cet ouvrage, comme resultat de
ses observations, des details fort rernarqüables sur la structure de l’univers et
la transparence de l’espace. La Socidte d’Astronomie ä Londres (Report to
the twenty eight general meeting) a appuyd de son autorite les resultats de
Struve, tardis que le cdläbre astronome J. T. Encke (astronomische Nach-
richten Nr. 622), les considere comme hypothetiques et ddnues de fondement.
La Socidte desire en consequence de voir decider, par un examen profond
et scrupuleux, ce que l’etat actuel de l’astronomie permet de considdrer comme
bien prouve, ou comme fort probable dans la structure de l’univers.“
Diese Aufgabe hat nun der berühmte Director der Sternwarte zu Dor-
pat in der vorliegenden Schrift gelöst. — Der Verfasser derselben gehört,
wie er gleich zu Eingang seiner Schrift sagt, zu denen, welche mit den mei-
sten in der Schrift von Struve niedergelegten Ansichten nicht übereinstim-
men, und wendet sich desshalb sofort gegen mehrere derselben. So zeigt er
zunächst, dass die Eigenbewegungen der Fixsterne nicht im umgekehrten
Verhältniss der Quadratwurzeln aus den Helligkeiten stehen, wobei er mit
Recht rügt, dass man „reelle Naturgrössen verschiedener Objecte behandle
wie Beobachtungen eines und desselben Objectes.“ Bei letztem könne man
von wahrscheinlichen Fehlern sprechen, bei erstem habe diese Bezeichnung
keinen Sinn. Wenn daher Peters von dem „wahrscheinlichen Fehler der
mittlern Parallaxe eines Sterns zweiter Grösse“ spreche, so begreife man nicht,
was darunter zu verstehen sei, wohl aber, dass dergleichen Bestimmungen zu
Täuschungen führen können. Eben so tadelt er die ganz willkürliche Aus-
schliessung mehrerer Sterne, die starke Eigenbewegung haben, die Struve
in seiner Schrift gemacht. — Man sieht, es handelt sich hier um eine An-
wendung der Ausgleichungsrechnung, die unzulässig ist; man vergisst in die-
ser Beziehung gar zu häufig die Voraussetzungen, auf denen die Methode der
kleinsten Quadrate ruht, und wendet sie dann an in Fällen, in denen jene
Voraussetzungen nicht erfüllt sind.
Dass überhaupt der Glanz der Fixsterne ein sehr ungewisser Stellver-
treter ihrer Entfernung ist, wird an einem auffallenden Beispiele gezeigt, so
wie denn auch die Schlüsse, welche Struve aus Bessel’s Arbeiten ziehen
will, als unzulässig bezeichnet werden.
Auch die Schrift von Peters „Recherches sur les parallaxes“, deren
grosse Verdienste Mädler anerkennt, ist in mehrern Punkten zu beanstanden.
Vor Allem ist es die „mittlere Parallaxe der Sterne zweiter Grösse“, die
Mädler auf das Entschiedenste beanstandet, wie er denn bereits früher schon
über den „wahrscheinlichen Fehler“ derselben sich ausgesprochen.
Musste der Verfasser so den angeführten Schriftstellern entgegentreten, so
macht er mit desto grösserm Vergnügen jeden von der Wissenschaft gerecht-
 
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