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384 Schreiber: Geschichte der Stadt und Universität Freiburg.
am 6. August 1515 ihr Kloster den Brüdern von der strengen Ob-
servanz einräumen und die Stadt verlassen. Bei dieser Gelegenheit
wurden auch ihre Pergamente zerstreut, oder von den Nachfolgern
zum eigenen Gebrauche abgeschabt.
Nach den Forschungen des Hrn. Verf. ist Antlitzen der
Familienname des Berthold Schwarz. Bekanntlich legt, wer
in ein Kloster eintritt, als der Welt abgestorben, sowohl seinen bis-
herigen Familien- als seinen Taufnamen ab und erhält einen neuen
Taufnamen und nur diesen, weil der Orden an die Stelle der Fa-
milie tritt. Damit ist jedoch die Erinnerung an die früheren Namen
keineswegs ausgelöscht und der Mönch wird, zumal von dem Volke,
häufig noch mit demselben bezeichnet, während er bei seinen Mit-
brüdern längst den von ihnen auferlegten Namen führt. Der Fami-
lienname Antlitzen selbst kommt in den Bürgerbüchern der Stadt
Freiburg vor (S. 210. 211).
Was die Zeit angeht, in welcher Berthold Schwarz seine
Erfindung des Schiesspulvers oder vielmehr der Verwendung desselben
zum Geschütz gemacht bat, so dürfte diese mit Sicherheit in den
Anfang der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zu setzen sein, denn
schon im Jahre 1371 wird in den Rechnungsbüchern des Rathes der
Stadt Basel eines angestellten Büchsenmeisters und mehrerer vorhan-
dener Büchsen Erwähnung gethan (S. 213. 214. 215). In Freiburg
selbst war schon im Anfang des 15. Jahrhunderts eine blühende
Eisengiesserei, in welcher Büchsen verfertigt wurden *).
Als Beilagen sind dem zweiten und dritten Theile interessante
und belehrende Abhandlungen über das Münzwesen der Stadt Frei-
burg (die Genossenschaft der Rappenmünze) beigegeben.
Mit Vergnügen sehen wir den weiteren Lieferungen dieses ver-
dienstlichen, die Geschichte der Stadt und Universität Freiburg um-
fassenden, Werkes entgegen. Mautz,

*) Bei dieser Veranlassung halten wir es nicht für unpassend, auf einen
schönen in dem Archive der hiesigen Universitätsbibliothek befindlichen Codex
in Folio aufmerksam zu machen, welcher das Verfertigen von Büchsen betrifft
und überschrieben ist: „Dialogus oder Gespräch zwaier Personen, nämblich eines
Büchsenmaisters mit ainem Feuerwerkher von der Khunst vnd rechtem Ge-
brauch des Büchsengeschosses vnd Feuerwerkhs. in zween Theile getheilt,
darinnen viel thräffentliche gehaitnnissen verborgen Stuckh, auf alle derselbigen
Ursachen, vorthcil, behende Grüff gelehrnet soviel in Fragen vnd Antwort ver-
fasst und ausgesprochen mag werden. Durch Samuelen Zymmermann in
Augsburg. Register am End diss Buchs.“ Zymmermann lebte im Jahre 1574
in Augsburg und machte mit dieser Handschrift wahrscheinlich dem Kurfürsten
Friedrich III. von der Pfalz ein Geschenk. Nach dem Inhalte derselben
gebührt ihrem Verfasser das Verdienst, die Shrapnelbombe erfunden zu haben.
Die in der Schrift gegebene praktische Anleitung stimmt in Allem mit dem
heutigen Verfahren der Shrapnels in überraschender Weise überein. Zymmer-
mann nennt dieses Geschoss „Geschoss der Hagelkugeln“ oder „Hageln.“ Es
wäre somit diese Erfindung, welche bisher für eine engliche galt, eine deutsche.
Der königl. Preuss. Artilleriehauptmann, Herr Toll, handelt, mit Benutzung
der hiesigen Handschrift, ausführlich über diesen Gegenstand in der von ihm
herausgegebenen „Zeitschrift und Archiv für die Officiere der königl. Preussi-
schen Artillerie, des Ingenieurkorps für 1853“ Bd. 32. Heft 2, S, 160.
 
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