Koch: Quellen zur Geschichte Maximilian’s 11.
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wolle, verlautet es an Dietrichstein (10. August 1567), der Erin-
nerung des Kaisers eingedenk sein und in diesen Angelegenheiten
so verfahren, dass er es gegen Gott und die Welt verantworten
könne. Der Plan des Benehmens, urtheilt der Gesandte, sei von
dem Könige und von seinen Rathen bereits unabänderlich festge-
setzt. Gott geb, dass sie es wohl treffen; sie trauen sich grosse
Gewalt und Vermögen zu, dadurch vermeinen sie allerdings hin-
durch zu rücken. Da der König selbst herauskäme, möchten viel-
leicht alle Sachen zu wahrer Moderation gebracht werden; hier
motu inquisitionis in negociis religionis dürfen sie auf keine media
gehen, sondern müssen sich nur ad extrema halten11 (S. 193). Das
Gerücht der konigl. Reise nach den Niederlanden blieb aber, ob-
schon bereits Alba eingetroffen war, bis zum Ende September stets
lebendig; Philipp, hiess es, würde sich jedenfalls im Frühling des
nächsten Jahres (1568) in Corunna einschiffen; „mittlerweile werde
das Justitiawerk exequirt und prosequirt werden, also dass er (der
König) zu seiner Ankunft desto mehr Gütigkeit und Begnadung
erzeigen könnte“. (S. 195.) Welche Heuchelei oder diplomatische
Verstellung! etc. Offener und begründeter mochte es dagegen sein,
wenn man dem zur Milde mahnenden Maximilian entgegnete, in
Betreff Egmonts und Horns „procedire man nicht auf leeren Wahn
und Argwohn, sondern ex maximis certissimis und iustissimis causis
et bene antea-precogitatis et revisis, neige seiner Eigenschaft und
Natur nach mehr zur Sanftmuth und Begnadigung, denn zur Strafe
und Schärfe, wolle wider Billigkeit und Recht niemand beschweren,
aber wiederum in summa den Unterthanen leges dare und proscri-
bere und nicht gedulden, dass die Regierung durch sie bestellt, noch
in Religion oder politischen Sachen Ordnung oder Reformation werde
vorgenommen. (S. 147 und 200) etc.“ —
Ueber Don Karlos, welcher nach allen Mittheilungen kein
schlechter Kopf, aber eigenwillig und zuletzt misstrauisch war, gibt
der Gesandte mehrmals und sehr genaue Nachrichten. Sie klären
den anziehenden Gegenstand vielfach auf, beleuchten die Gründe des
Verhafts (Fluchtplan in die Niederlande), schildern die Art und
Weise der Gefangenschaft, brechen aber plötzlich gegenüber den
letzten Schicksalen ab , sei es nun, weil hier ein undurchdringlicher
Schleier die Aussicht hemmte, oder, weil die darauf bezüglichen Pa-
piere vernichtet wurden. Nach einer und zwar sehr bedeutungs-
vollen Stelle einer andern Quelle möchten wir auf Vergiftung schlies-
sen. Der vom Münchener Prof. Kunstmann in Lissabon ent-
deckte Brief des Ruy Gomez an einen Ungenannten in Portugal
nämlich besagt Folgendes. „Bis zur Nacht des 25. Juli blieb die
Wache den vier Staatsräthen (Feria, Ruy Gomez, Prior D. Antonio
und Luis Quixada) und zwei Kämmerern übertragen. Vom 25. an
wurde der Prinz in das letzte Zimmer, genannt das Thurmzimmer,
gebracht, wo sich nur kleine Gitterfenster befanden und weder ein
Kamin, noch sonst eine Bequemlichkeit. Hier nahm er von Rodrigo
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wolle, verlautet es an Dietrichstein (10. August 1567), der Erin-
nerung des Kaisers eingedenk sein und in diesen Angelegenheiten
so verfahren, dass er es gegen Gott und die Welt verantworten
könne. Der Plan des Benehmens, urtheilt der Gesandte, sei von
dem Könige und von seinen Rathen bereits unabänderlich festge-
setzt. Gott geb, dass sie es wohl treffen; sie trauen sich grosse
Gewalt und Vermögen zu, dadurch vermeinen sie allerdings hin-
durch zu rücken. Da der König selbst herauskäme, möchten viel-
leicht alle Sachen zu wahrer Moderation gebracht werden; hier
motu inquisitionis in negociis religionis dürfen sie auf keine media
gehen, sondern müssen sich nur ad extrema halten11 (S. 193). Das
Gerücht der konigl. Reise nach den Niederlanden blieb aber, ob-
schon bereits Alba eingetroffen war, bis zum Ende September stets
lebendig; Philipp, hiess es, würde sich jedenfalls im Frühling des
nächsten Jahres (1568) in Corunna einschiffen; „mittlerweile werde
das Justitiawerk exequirt und prosequirt werden, also dass er (der
König) zu seiner Ankunft desto mehr Gütigkeit und Begnadung
erzeigen könnte“. (S. 195.) Welche Heuchelei oder diplomatische
Verstellung! etc. Offener und begründeter mochte es dagegen sein,
wenn man dem zur Milde mahnenden Maximilian entgegnete, in
Betreff Egmonts und Horns „procedire man nicht auf leeren Wahn
und Argwohn, sondern ex maximis certissimis und iustissimis causis
et bene antea-precogitatis et revisis, neige seiner Eigenschaft und
Natur nach mehr zur Sanftmuth und Begnadigung, denn zur Strafe
und Schärfe, wolle wider Billigkeit und Recht niemand beschweren,
aber wiederum in summa den Unterthanen leges dare und proscri-
bere und nicht gedulden, dass die Regierung durch sie bestellt, noch
in Religion oder politischen Sachen Ordnung oder Reformation werde
vorgenommen. (S. 147 und 200) etc.“ —
Ueber Don Karlos, welcher nach allen Mittheilungen kein
schlechter Kopf, aber eigenwillig und zuletzt misstrauisch war, gibt
der Gesandte mehrmals und sehr genaue Nachrichten. Sie klären
den anziehenden Gegenstand vielfach auf, beleuchten die Gründe des
Verhafts (Fluchtplan in die Niederlande), schildern die Art und
Weise der Gefangenschaft, brechen aber plötzlich gegenüber den
letzten Schicksalen ab , sei es nun, weil hier ein undurchdringlicher
Schleier die Aussicht hemmte, oder, weil die darauf bezüglichen Pa-
piere vernichtet wurden. Nach einer und zwar sehr bedeutungs-
vollen Stelle einer andern Quelle möchten wir auf Vergiftung schlies-
sen. Der vom Münchener Prof. Kunstmann in Lissabon ent-
deckte Brief des Ruy Gomez an einen Ungenannten in Portugal
nämlich besagt Folgendes. „Bis zur Nacht des 25. Juli blieb die
Wache den vier Staatsräthen (Feria, Ruy Gomez, Prior D. Antonio
und Luis Quixada) und zwei Kämmerern übertragen. Vom 25. an
wurde der Prinz in das letzte Zimmer, genannt das Thurmzimmer,
gebracht, wo sich nur kleine Gitterfenster befanden und weder ein
Kamin, noch sonst eine Bequemlichkeit. Hier nahm er von Rodrigo