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Burkhardt: Quellensammlung zur Geschichte von Hohenzollern. 451
dem bekannten Zeugniss des Tacitus (Germania c. 24) gerade dort
die Bevölkerung fluctuirte? --

Quellensammlung zur Geschichte des Hauses Hohenzollern, heraus-
gegeben von Dr. Burkhardt. Erster Band. Das funfft
Merkisch Buech des Churfürsten Albrecht Achilles. — JV. 274.
8. Jena bei Deistung. 1858.
Churfürst und Markgraf Albrecht von Hohenzollern war ein
eben so tapferer als kluger Fürst; darum nannte man ihn Teutsch-
lands Achilles und Fuchs. Sein Hauptstreben ging auf Macht, sein
Vergnügen auf Jagd und fröhliches Mahl und Geselligkeit; als Fi-
nanzmann und guter Haushalter, welcher alles zu benutzen wusste,
stand er keinem Zeitgenossen nach; dabei war er unablässig thätig
für Christenthum und Kirche, selbst gegenüber dem gefürchteten
Grosstürken, regierte meistens allein, verschmähte aber guten Rath
nicht; sein Hauptminister war Dr. Peter Knorr, ein schlauer und
dabei getreuer Practikus, bei vorgerückten Jahren dennoch von ju-
gendlicher Rührigkeit. Herr und Diener hatten als Diplomaten den
Grundsatz, recht fest aufzutreten, selbst wenn man persönlich Be-
sorgnisse nährte. „Wir haben oft, hiess es da, einem gedroht
und fürchten uns als übel als er. Es ist ja ein alt gesprochen
Wort, frischlich angerrannt, ist halb gefochten“. (S. 231). — Das
imponirte und verschaffte Achtung, namentlich dem bedenklichen,
zaudernden Kaiser Friedrich III. gegenüber, welchem jedoch bei
dem allen die gebührenden Reichspflichten nicht verweigert wurden.
„Der Mann, schrieb 1472 der Churfürst, hat noch einen harten
Kopf und will nicht sterben“ (S. 231). — Und in der That, er
lebte noch ein und zwanzig Jahre lang. — Ein frommer, treuer
Kirchensohn, duldete Albrecht dennoch keine Missbräuche der
geistlichen, so oft und so lange verwöhnten Macht; ihre Eingriffe
in den weltlichen Rechtskreis wurden scharf zurückgewiesen, die
Einmischungsversuche des päpstlichen Legaten in Betreff der Juden
durch die Erklärung beseitigt, dass vor dem Recht Juden und Chri-
sten gleich ständen, nicht dem geistlichen sondern markgräflichen
Forum angehörten (S. 26). Pflicht und Eid waren der Geistlich-
keit genau vorgeschrieben; sie musste schwören, „der Herrschaft
getreu und gewär zu sein, ihren Schaden zu wenden und Frommen
zu fördern u. s. w.“ (S. 248). — Demgemäss handelte auch in
spätem Jahren Albrecht Achilles; er verachtete, hochbetagt wegen
Zehntenzwistigkeiten mit Bamberg durch den Papst gebannt, den
geistlichen Fluch; sein Beamter Seckendorf liess, als auch das Inter-
dict kam, halsstarrigen Priestern die Todten ins Haus tragen, bis
sie sich fügten. — Die Herren, hiess es, hätten gar gerne zu dem
geistlichen Schwert auch das weltliche, möchten nicht nur den
 
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