Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
782

Milow: Ein Lied der Menschheit.

Er lässt sie zu sich niedersteigen,
Dass sie das Menschenthum bekrönen
Und alle Sehnsuchtsrufe schweigen
Im Schau’n des Höchsten, des Menschlich Schönen.
Kein Trachten über die Schranke der Zeit,
In Allem verklärte Menschlichkeit ....
Frei wandelt Jeder und fühlt sich so
Gleich thatenstark und entsagungsfroh:
Hell jauchzt er als Freier im Morgenroth,
Leicht geht er als Freier in den Tod.
Die Perserkriege folgen, das erwachte einheitlich freie Natio-
nalbewusstsein, der Höhepunkt griechischen Lebens in der Kunst
und Wissenschaft.
Wir weilen hier und möchten schliessen
Das bange Schweifen durch den Raum ;
Hier lasst uns schauend still geniessen,
Das Schöne lebt, es ist kein Traum.
Mit klarem Äug’ und seel’gem Wallen,
Erschau’n wir’s ja im hellen Schein,
Nicht Einer schuf’s, es wuchs aus Allen,
ünd also muss es ewig sein.
Aber auch dieses schöne Bild zerrinnt; es folgt seine Trübung
durch den Bruderzwist im peloponesischen Kriege und durch das
die Griechenfreiheit zerstörende Macedonierthum.
0 Mantineia, unglücksschwer,
Und Leuktra sind nicht Siege mehr,
Da hier in eines Körpers Adern
Die Pulse mit einander- hadern:
Du rufst zerrüttet, müd, verhetzt
Den Makedonier an zuletzt,
Und reut’ es dich auch eilig wieder,
Zu spät. Der Fremde zwingt dich nieder.
So wächst unhemmbar deine Noth
Und Chäroneia wird dein Tod.
Die Alexanderzüge mit der Kraft des einzigen, Alles besiegen-
den Herrschers folgen und Roma, die Weltherrscherin, mit ihrer
Geschichte. Im Gegensätze steht das isolirte Leben des Hebräer-
volkes in Vorderasien mit seinem Jehovaglauben. Die Römerfreiheit
geht in Cäsarenregiment über.
Vom römischen Volke heisst es:
Wie jubelnd die Fechter in Circus fallen,
Indessen die Räume von Beifall schallen,
 
Annotationen