Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 1.1891

DOI Artikel:
Cantor, Moritz: Albrecht Dürer als Schriftsteller: Vortrag gehalten im Historisch-Philosophischen Verein zu Heidelberg am 12. Februar 1888
DOI Artikel:
Hausrath, Adolf: Arnold von Brescia
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.29031#0087

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
— 79 —

auf, indem er ihm befahl, an den heiligen Stätten Roms seine Sünden zu
büssen. So kam Arnold von Brescia auf Befehl des Papstes und
vielleicht in dessen Gefolge nach der Stadt seiner ruhmvollen Zukunft.

Der Papst steuerte in Bälde das Schilflein Petri wieder heraus
aus den Wirbeln dieser stürmischen See, in der es zu kentern drohte,
und flüchtete sein Papsttum nach Frankreich, jener Pilger aber, der
nur an den Gräbern der Apostel und in den sieben Pfarrkirchen Roms
seine Busse hatte absolvieren sollen, setzte sich an das Steuer der römi-
schen Republik und donnerte als Bussprediger gegen die Sünden des
Papstes und seiner Kardinäle.

Es kam ein Mann mit Namen Arnold, „der ass nicht und trank
nicht“. Vor unsern Augen steht bei dieser Schriftstelle, die der Abt
von Clairvaux parodistisch auf seinen Gegner anwendetx), die bleiche
Gestalt eines neuen Johannes Baptista, eines mittelalterlichen Asketen
in ärmlichem geistlichem Gewände, von Fasten erschöpft, aber aufrecht
gehalten vom Feuer seiner Leidenschaft, ein Bussprediger, vor dessen
mächtiger Stimme die Leute in feinen Kleidern erzitterten, und für den alle
Priester Schlangen-und Otterngezüchte waren* 1 2). Ein kampfreiches und
gehetztes Leben hatte der Prophet bereits hinter sich, als ihn Engen,
sich und ihm zum Verderben, in die aufgeregte Hauptstadt einliess.

Arnold von Brescia war nach Walther Mapes3) von adeligem Ge-
schlecht, ein beliebter Priester und dazu ein hervorragender Gelehrter.
Schriftstudium, Kenntnis der römischen Litteratur und des römischen
Rechts sind die Elemente, in denen die uns erhaltenen Documente seiner
Richtung wurzeln. Ein Redner voll südlicher Leidenschaft besass er das

ist nach Giesebrecht, Arnold v. Br. München 1873. S. G und Pauli, Zeitschrift für
Kirchenrecht XVI, 265 f. Johann von Salisbury. Giesebrecht setzt die Abfassung
in das Jahr 1162 oder 63, Pauli 1164.

1) S. Bernardi Epist. 195.: Homo est neque manducans, negue bibens, eine An-
spielung auf Luc, 7, 33, wo es von Johannes heisst: negue manducans panem,
negue bibens vinum. Siehe Migne 182, p. 362.

2) So schildert der Bergamaske, der Friedrichs I. Thaten c. 1165 in Italien be-
sang, (gesta di Federico, herausgegeben von Ernesto Monaci, Rom 1887.) Vers 762 f.
Arnold:

Vir nimis austerus duregue per omnia vite,

In victu modicus, sed verbi prodigus ....

Iste sacerdotes pariter populosgue minores
Carpebat.

Ganz dasselbe Bild gehen die pontificalis historia, Otto von Freising und der Dichter
des Ligurinus III, 262 f.

3) Walther Mapes war ein Ratgeber Heinrichs II. und Bekannter des Thomas
Becket, zuletzt Erzdechant von Oxford. Seine Schrift de nugis curialium, bezieht
 
Annotationen