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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 5.1895

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Heft 1
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Zangemeister, Karl: Zur germanischen Mythologie
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https://doi.org/10.11588/diglit.29062#0056
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Zur germanischen Mythologie.

Von

Karl Zangemeister.

Es ist bekannt, dass die Gottheiten der Germanen wie der Gallier
in unseren Quellen, speziell in den Inschriften, zwar oft mit einem
heimischen Namen oder Beinamen bezeichnet werden, dass auch nicht
selten der Name der römischen Gottheit beigesetzt wird, mit der die
germanische geglichen wurde. Nicht minder aber ist erkennbar, dass
dieser letztere Name auch allein gesetzt wird, und es versteht sich, dass
in solchen Fällen für uns die eigentliche Bedeutung meist nicht erkennbar
ist, uns damit also ebensoviele Zeugnisse für die fremden Kulte entgehen.

In dieser Beziehung dürfte eine Beobachtung von Wert sein, welche
sich mir bei Betrachtung einer besonderen Klasse von Inschriften er-
geben hat, nämlich der Votivsteine der equites singuläres ’). Bekanntlich
war dies ein zur kaiserlichen Garde gehöriges Reiterkorps, eingesetzt
von Trajan1 2) an Stelle der von Galba aufgelösten Leibwache, die wesent-
lich aus Batavi bestanden hatte, aber offiziell als „Germani“3) be-
zeichnet worden war. Die equites singuläres wurden überwiegend aus
den reichsangehörigen germanischen Stämmen des ßhein- und Donau-
gebietes rekrutiert; die niederrheinischen und speziell die Bataver, die für
die tüchtigsten Reiter galten (Dio 55, 24), waren aber so stark in der
Truppe vertreten oder gaben ihr wenigstens in den Augen der Römer in
solchem Grade das Gepräge, dass im nichttechnischen Sprachgebrauche

1) Die nachfolgende Erörterung ist ihrem wesentlichen Inhalte nach von mir
bei Gelegenheit von Vorlesungen über Tacitus’ Germania im Wintersemester 1893/94
mitgeteilt worden.

2) Honzen, Annali dell’ Inst. 1885 p. 237; Mommsen, Westd. Korr.-Blatt 1886
Sp. 50.

3) Mommsen, Neues Archiv f. D. Gesell. 8 (1883) S. 349.
 
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