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Brodersen, Kai; Gebhardt, Hans [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Weltbilder — Berlin, Heidelberg [u.a.], 47.2003 [erschienen] 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.4061#0107

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Das Band zwischen allen Dingen -
Wissenskultur und Weltbild im Alten Orient

STEFAN M. MAUL

I

Die Kunst des Schreibers ist die Mutter derer, die lesen, und der Vater der
Gelehrten.

Die Kunst des Schreibers bringt Freude, aber niemals kann man sich an ihr
sättigen;

Die Kunst des Schreibers ist zwar nicht einfach zu erlernen, aber der, der sie
erlernt, fürchtet sie nicht.

Bemühe dich um die Kunst des Schreibers, und sie wird dich bereichern.
Sei arbeitsam in der Kunst des Schreibers, und sie wird dich auch mit Gü-
tern versorgen.

Sei der Kunst des Schreibers gegenüber nicht gleichgültig, lasse den Arm
nicht ruhen: denn die Kunst des Schreibers ist ein „Haus der Schönheit",
das dir die Weisheit des Enki eröffnet.

Wenn du dich ihr unermüdlich widmest, wird sie dir ihre Geheimnisse ent-
hüllen.

Nur wenn du ihr gegenüber gleichgültig bist, wird man Schlechtes über
dich sagen.

Die Kunst des Schreibers ist ein gutes Los, das auch Reichtum und Über-
fluss bringt.

Wenn du noch jung bist [und lernst], dann stöhnst du, bist du aber groß,
dann ist sie [ein Vergnügen].
Die Kunst des Schreibers ist das Band zwischen allen Dingen.1

Ein jeder, der beseelt ist von seiner Wissenschaft, der gerungen hat um Er-
kenntnis, der das Verschlungene zu entwirren versucht und nach langem
Mühen eine Erklärung für das zuvor Unverständliche gefunden hat, wird die
tiefe Freude an Einsicht kennen, der in diesem Preislied auf nam-dub-sar,

' Die Übersetzung aus dem Sumerischen richtet sich nach der Edition von Sjöberg, In Praise of the Scribal
Art.
 
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