Einleitung
HANS GEBHARDT UND HELMUTH KIESEL
Weltbilder im Wandel der Zeit
HELMUTH KIESEL
„Welt" und „Weltbild": etymologische Einführung
„Welt" ist ein großes, bedeutungsvolles Wort. Der diesbezügliche Artikel im
vierzehnten, 1955 erschienenen Band des Grimmschen ,Deutschen Wörter-
buchs' umfasst 55 dicht bedruckte Spalten und merkt zudem an: „wenn ir-
gendwo, dann gilt für diesen artikel des deutschen Wörterbuchs das wort Wil-
helm Grimms: ,definitionen können nicht erschöpfen, was das lebendige wort
in sich faszt, aus den reichlichen und mit sinn ausgewählten beispielen musz
der wahre begriff hervorgehen und wird sich in den feineren Schattierungen
oft nur empfinden lassen'."1 Freilich muss man auch nicht jederzeit wissen,
was alles mitschwingt, wenn von der „Welt" die Rede ist; in der alltäglichen
wie in der wissenschaftlichen Kommunikation reichen grobe Vorstellungen,
die im Bedarfsfall allerdings zu präzisieren sind. Aber trotz der Gewissheit,
dass jedermann weiß, was gemeint ist, wenn von „Welt" und „Weltbild" die Re-
de ist, mag eine etymologische Betrachtung als Einleitung in diesen Band an-
gebracht sein.
Das moderne, jedenfalls neuere einsilbige Wort „Welt"2 stammt von dem
zweisilbigen althochdeutschen Kompositum „weralt" ab, das seit dem 8. Jahr-
hundert nachweisbar ist und in den betreffenden Texten auch in den Formen
„werult",„werolt",„werelt",„werelti" und„werelte" erscheint. Die beiden Wör-
ter, die in diesem Kompositum zusammengefügt wurden, heißen „wer" -
»Mann, Mensch" (urverwandt dazu lateinisch „vir") und „alt" oder„eld" und
„old" = „Alter", näherhin „Lebensalter" und „Zeitalter". Ursprünglich, so Ja-
cob Grimm, seien damit wohl „räume und Zeiten" gemeint gewesen, „die von
menschen erfüllt werden":3 die Welt als geschichtlicher Aufenthaltsort oder
Deutsches Wörterbuch, Bd. 14, Sp. 1459.
Vgl. zum Folgenden ebd., Sp. 1456 ff.
3 Vgl. ebd., Sp. 92.
HANS GEBHARDT UND HELMUTH KIESEL
Weltbilder im Wandel der Zeit
HELMUTH KIESEL
„Welt" und „Weltbild": etymologische Einführung
„Welt" ist ein großes, bedeutungsvolles Wort. Der diesbezügliche Artikel im
vierzehnten, 1955 erschienenen Band des Grimmschen ,Deutschen Wörter-
buchs' umfasst 55 dicht bedruckte Spalten und merkt zudem an: „wenn ir-
gendwo, dann gilt für diesen artikel des deutschen Wörterbuchs das wort Wil-
helm Grimms: ,definitionen können nicht erschöpfen, was das lebendige wort
in sich faszt, aus den reichlichen und mit sinn ausgewählten beispielen musz
der wahre begriff hervorgehen und wird sich in den feineren Schattierungen
oft nur empfinden lassen'."1 Freilich muss man auch nicht jederzeit wissen,
was alles mitschwingt, wenn von der „Welt" die Rede ist; in der alltäglichen
wie in der wissenschaftlichen Kommunikation reichen grobe Vorstellungen,
die im Bedarfsfall allerdings zu präzisieren sind. Aber trotz der Gewissheit,
dass jedermann weiß, was gemeint ist, wenn von „Welt" und „Weltbild" die Re-
de ist, mag eine etymologische Betrachtung als Einleitung in diesen Band an-
gebracht sein.
Das moderne, jedenfalls neuere einsilbige Wort „Welt"2 stammt von dem
zweisilbigen althochdeutschen Kompositum „weralt" ab, das seit dem 8. Jahr-
hundert nachweisbar ist und in den betreffenden Texten auch in den Formen
„werult",„werolt",„werelt",„werelti" und„werelte" erscheint. Die beiden Wör-
ter, die in diesem Kompositum zusammengefügt wurden, heißen „wer" -
»Mann, Mensch" (urverwandt dazu lateinisch „vir") und „alt" oder„eld" und
„old" = „Alter", näherhin „Lebensalter" und „Zeitalter". Ursprünglich, so Ja-
cob Grimm, seien damit wohl „räume und Zeiten" gemeint gewesen, „die von
menschen erfüllt werden":3 die Welt als geschichtlicher Aufenthaltsort oder
Deutsches Wörterbuch, Bd. 14, Sp. 1459.
Vgl. zum Folgenden ebd., Sp. 1456 ff.
3 Vgl. ebd., Sp. 92.