Weltbild als Bildwelt
Die Lancelot-Fresken von Frugarolo bei Alessandria
Auswahl, Anordnung und Inhalt der dargestellten Szenen
aus dem französischen Prosaroman1
FRITZ PETER KNAPP
Im Jahre 1971 wurden auf dem Gebiet der einstigen karolingischen curtis re-
gia de Urba (ital. Orba) im ligurisch-piemontesischen Grenzbereich im ehe-
maligen Wohnturm eines spätmittelalterlichen adeligen Ansitzes und späte-
ren großen (nach diesem Turm benannten) päpstlichen Bauernhofs La Torre
nahe Frugarolo Fresken entdeckt, abgenommen, mit großem Aufwand restau-
riert und in der Städtischen Bildergalerie von Alessandria im Rahmen einer
großen Ausstellung 1999 der Öffentlichkeit präsentiert. Die Entstehung lässt
sich einigermaßen rekonstruieren: Der Condottiere Andreino aus der ales-
sandrinischen Stadtadelsfamilie der Trotti erhielt zum Dank für seine mili-
tärischen Dienste 1391 vom Herzog von Mailand, Giangaleazzo Visconti (gest.
1402), unter anderem dieses Gut, ließ den Wohnturm um ein drittes Stock-
werk erhöhen und dieses von einem lombardischen Maler mit (ca. 2,20 Meter
hohen) Fresken ausstatten.2
Der Bilderzyklus stellt Szenen aus dem bedeutendsten mittelalterlichen
Prosaroman, dem Lancelot, dar, der um 1215-1230 in Nordfrankreich geschaf-
fen und alsbald in mehrere europäische Sprachen, darunter ins Deutsche,
übertragen wurde. Zur ersten Orientierung des Lesers hier ein knappes Resü-
mee der Handlung des gewaltigen, mehrbändigen Werkes:3
Zu danken habe ich Lieselotte Gräfin Saurma und den Teilnehmern ihres kunsthistorischen Obersemi-
nars, wo ich meine Beobachtungen zur Diskussion stellen durfte. Daraus habe ich wichtige Anregungen
und Einwände in diese Studie übernommen.
Vgl. Le Stanze di Artü. GH affreschi di Frugarolo e l'immaginario cavalleresco nell'autunno del Medioevo,
hg. v. Enrico Castelnuovo, Milano 1999, S. 19 u.ö.
Ausgabe des .eigentlichen' Lancelot (Teil A und B) von Alexandre Micha, 9 Bände, Paris/Genf 1978-1983,
der Queste del saint Graal von Albert Pauphilet, Paris 2i98o, der La Mort le roi Artu von Jean Frappier,
Paris 31964.
Die Lancelot-Fresken von Frugarolo bei Alessandria
Auswahl, Anordnung und Inhalt der dargestellten Szenen
aus dem französischen Prosaroman1
FRITZ PETER KNAPP
Im Jahre 1971 wurden auf dem Gebiet der einstigen karolingischen curtis re-
gia de Urba (ital. Orba) im ligurisch-piemontesischen Grenzbereich im ehe-
maligen Wohnturm eines spätmittelalterlichen adeligen Ansitzes und späte-
ren großen (nach diesem Turm benannten) päpstlichen Bauernhofs La Torre
nahe Frugarolo Fresken entdeckt, abgenommen, mit großem Aufwand restau-
riert und in der Städtischen Bildergalerie von Alessandria im Rahmen einer
großen Ausstellung 1999 der Öffentlichkeit präsentiert. Die Entstehung lässt
sich einigermaßen rekonstruieren: Der Condottiere Andreino aus der ales-
sandrinischen Stadtadelsfamilie der Trotti erhielt zum Dank für seine mili-
tärischen Dienste 1391 vom Herzog von Mailand, Giangaleazzo Visconti (gest.
1402), unter anderem dieses Gut, ließ den Wohnturm um ein drittes Stock-
werk erhöhen und dieses von einem lombardischen Maler mit (ca. 2,20 Meter
hohen) Fresken ausstatten.2
Der Bilderzyklus stellt Szenen aus dem bedeutendsten mittelalterlichen
Prosaroman, dem Lancelot, dar, der um 1215-1230 in Nordfrankreich geschaf-
fen und alsbald in mehrere europäische Sprachen, darunter ins Deutsche,
übertragen wurde. Zur ersten Orientierung des Lesers hier ein knappes Resü-
mee der Handlung des gewaltigen, mehrbändigen Werkes:3
Zu danken habe ich Lieselotte Gräfin Saurma und den Teilnehmern ihres kunsthistorischen Obersemi-
nars, wo ich meine Beobachtungen zur Diskussion stellen durfte. Daraus habe ich wichtige Anregungen
und Einwände in diese Studie übernommen.
Vgl. Le Stanze di Artü. GH affreschi di Frugarolo e l'immaginario cavalleresco nell'autunno del Medioevo,
hg. v. Enrico Castelnuovo, Milano 1999, S. 19 u.ö.
Ausgabe des .eigentlichen' Lancelot (Teil A und B) von Alexandre Micha, 9 Bände, Paris/Genf 1978-1983,
der Queste del saint Graal von Albert Pauphilet, Paris 2i98o, der La Mort le roi Artu von Jean Frappier,
Paris 31964.