Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann: Heidelberger Anzeiger: unparteiische Tageszeitung für jedermann — 1883

DOI Heft:
Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 4. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42542#0441

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Buchdruckerei und Expedition: Krämergaffe Nr. 1.

Nr. 173.

Freitag, den 27. Juli

1883.

AW? Als Beilage: Illustriertes
Uuterhaltuugsblatt. -W8_
Oouooräis,.
Heute '/-9 Uhr Gesamtprobe. (Damen und Herren.)

Sarnsta g Gulden.

Skntnl-Kttnkm- L Mbk-Kassk
der Tischler etr.
Samstag, 28. Juli, abends '/s9 Uhr
Die Mitglieder werden ersucht, sämtlich zu
erscheinen. Neue Mitglieder werden aus-
genommen. — Die Kasse gewährt vom
l
wöchentl. Unterstützung
von 8Mk.
„ 10 „
" 14 '
Die Unterstützung dauert für dieselbe
Krankheit ein Jahr und wird 26 Wochen
das Volle und 26 Wochen die Hälfte aus-
gezahlt. Das Beerdigungsgeld beträgt in
der 1. Klasse 50 Mk., der 2. 65 Mk., der
3. 80 Mk. und der 4. 95 Mk. Jeder
gewerbliche Arbeiter kann ausgenommen
werden.
Der Borstand.

in der Hormuthei. Beitragerhebung.

erscheinen. Neue Mitglieder werden auf-
l,
1. August an bei einem
wöchentl. Beitrag
in der 1. Klasse von Mk.0.20
do. 2. „ „ „ 0.25
do. 3. „ „ „ 0.30
do. 4. „ „ „ 0.35

Allgemeiner central. Kranken- and
Sterdekaffk-Verein
(eingeschriebene Hilfskasse)
Jil'ial'e Keidewerg.
Sonntag, den 29. Juli 1«83,
nachmittags 4 Uhr
in der Restauration Siegel bei Opper-
mann, Unterneckarstraße 20.
1) Beitragerhebung für den Monat Juli.
2) Aufnahme neuer Mitglieder.
Die 88 2 und 4 werden in Erinnerung
gebracht.
Der Vorstand.

Fahrnis-Versteigerung
Kommenden
Dienstag, den 31. d. Mts-,
mittags 2 Uhr
werden Gaisbergstraße Nr. 45 dahier
1 Wagen mit Leitern, 1 Handkarren,
1 Pflug mit Vorderpflug und Egge,
1 Partie Frucht- und Kartoffelsäcke,
Wingertstiefel und Stützen, 1 Partie gut
erhaltene Weinfässer und Herbstzüber,
versch. Leitern, 1 Pfuhlpumpe, 1 Pfuhl-
faß und 2 Pfuhlzüber, 1 Häckselbank,
Siebe, 1 Partie eiserne Ketten, versch
Pferd- und Kuhgeschirre rc. rc.
öffentlich gegen Barzahlung versteigert.
Heidelberg, den 26. Juli 1883.
Winter,
Waisenrichter.

Fahrnis-Versteigerung

Dienstag, den 31. d. Mts.,
mittags 2 Uhr
werden Semwelsgafle Nr. 12 nach-
stehende Fahrnisse, als:
Bettladen, Matratzen, Federbettung, zwei
einthür. Schränke, Wasch- und Nacht-
tische, Tische und Stühle, Spiegel, Bilder,

1 Aufschlagtisch und sonstiges Hausgeräte
gegen Barzahlung versteigert.
Gg. Kaytzer, Gerichtstaxator,

Burgweg 5.

Oats
suollt Mtlosor 7.U koi^enckon /oilunAen:
Lurlsrullor ^eilnrU.
Luäibebo TcmäöWeitunA.
Lwdiscfto I^unckösreitunZ.
Lebrvüdiscüor Norkur.
kruirictürtor .loui'nul.
AVioner Osutsofts ^oituuK.
ssirü Timos.
Tic6 Orapkio.


Berliner Weißbier,
Edinger Lagerbier.
__ W. Mai, Anlage 29.
Cuimbluher CrMtbin
aus der ersten Culmbacher Exportbier-
Brauerei, empfiehlt in Flaschen, sowie vom
Faß
Grüner Baum, Steingasse 7.
Für Rcconvaleszenten und Blutarme
besonders zu empfehlen._
An einem Kursus im Maßnehmen,
Schnittzeichnen und Zuschneiden von Damen-
kleidern (Methode Zeischke) können noch
einige Damen Teil nehmen. Beginn am
1. August. Zeitdauer 4—6 Wochen.
Hauptstraße 149.
Frische, Weiße und schwarze
sraiiM. Weintraube«
Pfirsiche, Blumenkohl,
Artischoken,
frisches Reh,
In. st«Ws. pinlmdcu, Tml-
hahnen, fette Mm und Euch,
Hahnm etc.
in großer Auswahl billigst.
(>vorq Eroolw,
In. Emmenthaler Käs, doll-
sastig u. groß gelöchert, feinst
Renchner Rahmkäse u. s. io.
empfehle bestens
Carl Will, Fischmarkt 4
Nene grüne Kern
in ausgezeichnet schöner Ware empfiehlt
billigst
Ott, / O//tt.
Von heute ab wieder fernst
marinierte Heringe
bei
Karl Wilk, Fischmarkt 4.
Eine Plüsch-Garnitur billig
zu verkaufen, Bergheimcrstraße 29.


/

ein Porzellan-Ofen, Obereneckarstraße Nr. 8.


Haus

1.32
3.-
1.56

Zeliekei't.

^lasellen per Otrlä. Nk. 2.40

Danksagung.
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme und die
reichen Blumenspenden bei dem unerwarteten Dahinscheiden
unseres unvergeßlichen lieben Vaters, Schwieger- und Großvaters
Jakob Steinrneyer,
sprechen wir unfern tiefgefühlten Dank aus.
Mr trmmde Fmille Wen?.
H-idelterg, dm 27. Juli 1883.

MM*" LkkiAÜrui«.
Heute Freitag, den 27. Juli 1883
6mm Lviimt vlliii
Anfang 8 Uhr._R. Wollweber.

Bierbrauerei Kleinlein.
Heute Freitag, den 27. Juli
Slllmistihhes Gesangs-Konzert und PorstellW
des renommierten Komikers Christ mit Gesellschaft.
Unter anderm: (neu) Die polnische Inden-Hochzeit (Specialität).
Anfang 8 Uhr.

Zu verkaufen ein Tricycle. - M Kaufen gesucht
Näheres m der Expedrtlon. ,

Iloiäolboix.
i^sinstss l-sssebisn in ^lsscrtisn
liUKLidier, Vi
Vs
llo. kÜ86N6r Lrauart, V'r
6xelu8iv6 Iüa8ellon, franko in'8
868t6llnnA6N nellmen o.U886r Zer Lruuerei nocll entZ6F6N:
Herr Oarl Huollorlo, 2UIN rv6i886n Lellrvanen.
„ k'orä. .IriOAOl' (bk kleiller), CiFarren-6s68ellült, 8auxt8tr. 72.

Wirtschafts-Uebernahme und Empfehlung.
Einem hiesigen und auswärtigen Publikum die ergebene Anzeige, daß ich die
Wirtschaft
„Ium goldenen Kerz"
hier übernommen habe. Ich werde stets bereit sein, meine werten Gäste mit guten
kalten und warmen Speisen zu bedienen. Zugleich empfehle ich meine reingehaltene
Weine und ausgezeichneten Stoff Lagerbier. Achtungsvoll
<161 Lro 1 HL,
vorher Wirt in Neuenheim.






Im Banne der Dämonen.
(48. Fortsetzung.)
Nun aber haben Sie erfahren, daß der Fälscher
in Hamburg weilt und hierher zurückzukehren gedenkt,
Sie halten es für Ihre Pflicht, seine Verhaftung
und Bestrafung zu beantragen."
„Und wem muß ich diese Anzeige machen?"
„Dem Staatsanwalt. Sie machen sie am besten
schriftlich, und zwar heute noch, denn ich glaube,
daß unser guter Freund übermorgen schon hier
eintreffen wird. Es wäre ein Triumph für uns,
wenn er sogleich bei seiner Ankunft auf dem Bahnhofe
verhaftet würde."
Oskar Nopp hatte sein Glas hastig ausge-
trunken, er fuhr wieder mit den Händen durch seine
Haare, und sein mageres Gesicht verzog sich zu
einem boshaften Grinsen.
„Glauben Sie, daß der Staatsanwalt auf
meinen Antrag hin ohne Weiteres den Burschen
verhaften wird?" fragte er.
„Natürlich, sein Amt gebietet es ihm," nickte
Winterich, „und daß Wechselfälschung mit Zuchthaus
bestraft wird, werden Sie jedenfalls wissen."
„Oh, Benno Friedheim im Zuchthause, Rosa
Klingsporn würde sich die Augen ausweinen," höhnte
Oskar, der jetzt wieder rastlos an seinen Nägeln
nagte. „Sie könnte ihn heiraten, Wenn er gebrand-
markt, arm nnd entehrt aus dem Zuchthaus entlasse»
wird, ich gönne es ihr, wenn sie sich für ihn zu
Tode quälen muß."
„Sie können sie ja trösten!" spottete Winterich.
„Gewiß, wenn sie zur Einsicht kommt und von
mir Trost annimmt, aber ich fürchte, sie wird ihren
Hochmut erst dann bereuen, wenn ich eine andere
Wahl getroffen habe. Sie werden in dieser Ange-
legenheit ebenfalls zeugen müssen!"
„Gewiß, und von meinen Aussagen wird der
Angeklagte keinesfalls entzückt sein."
„Das glaube ich auch nicht, aber der Bursche
könnte behaupten—"

„Was kümmert es uns, mit welchen Behaup-
tungen er der Anklage entgegen treten wird!" sagte
Winterich ungeduldig, indem er das Glas seines
Gastes wieder füllte. „Daß er die Fälschung
begangen hat, kann ihm bewiesen werden, und auf
diese Beweise hin muß das Gericht ihn verurteilen.
Es ist eine glatte Sache, alter Freund, nur der
Anzeige bedarf es, dann ist dem Burschen das
Zuchthaus sicher. Soll ich nun die Wechsel an
Sie girieren?"
„Warten Sie noch," erwiderte Oskar hastig.
„Wie soll es mit dem Gelde gehalten werden?"
„Mit welchem Gelde?"
„Nun, mit dem Betrage dieser beiden Wechsel.
Wenn ich die Anzeige einmal gemacht habe, dann
muß ich auch den Betrag fordern, und ich vermute,
daß die Angehörigen oder die Freunde des Ange-
klagten ihn mir aus freien Stücken anbieten werden."
„Um Sie dadurch zur Verzichtleistung auf die
Klage zu veranlassen, ja, das könnte sein," nickte
Winterich mit gedankenvoller Miene, während er
die Gläser seines Lorgnons abrieb. „Aber auf
diese Verzichtleistnng dürfen Sie sich unter keinen
Umständen einlassen!" Ich weiß, Sie sind geizig
und habsüchtig, Sie würden sich ohne Bedenken
mit Leib und Seele der Hölle verkaufen, wenn Sie
einen entsprechenden Vorteil darin fanden; aber
ich hoffe, daß Ihr Haß gegen Benno Friedheim
mächtiger ist als Ihre Habsucht. Überdies werden
Sie nicht vergessen, daß ich bei dieser Angelegenheit
beteiligt bin, und daß ich durch die Enthüllung
des zwischen uns geschlossenen Handels Ihnen große
Unannehmlichkeiten bereiten könnte."
„Sic hätten diese Drohungen sich ersparen
können," sagte Oskar achselzuckend, „ich denke nicht
daran, die Klage zurückzunehmen; den Burschen im
Zuchthaus zu wissen, ist mir lieber als eine Summe
von tausend Thaler in Gold. Seinetwegen sieht
das hochmütige Mädchen so verächtlich auf mich
herunter, seinetwegen antwortete sie mir, so spöttisch
und höhnisch; so lange ich lebe, werde ich ihr das
nicht vergessen."

Erschlug mit der Faust auf den Tisch, daß
die Gläser klirrten, und sein heiseres Lachen bekun-
dete, wie sehr er sich schon jetzt auf den Tag freute,
an dem für Benno Friedheim das Zuchthausthor
sich öffnete.
„Gut, das genügt mir," erwiderte Winterich.
„Also, wie auch die Dinge sich gestalten mögen,
keine Schonung!"
„Um keinen Preis! Aber Sie haben mir noch nicht
gesagt, wie eS mit dem Gelde gehalten werden soll."
„Es ist von Rechtswegen mein Eigentum!"
„Bah, das weiß ich besser! Barring wird Sie
schadlos gehalten und Ihnen die Summe voll aus-
gezahlt haben."
„Wenn Sie den Pfandleiher gekannt haben,
dann Werden Sie wissen, daß er nichts Weniger
als freigebig war. Nun, wir wollen das Geld
theilen, Sie erhalten die eine, ich die andere Hälfte."
„Und die Kosten tragen Sie?"
„Wir werden keine Kosten haben."
„Aber es könnte vennoch der Fall sein."
„Gut, dann mögen sie von meiner Hälfte
abgezogen werden. Sind wir nun einig?"
Oskar Rapp nickte bejahend und sah mit glühenden
Augen seinem Verbündeten zu, der jetzt die Wechsel
an ihn girierte.
„Also übermorgen wird Friedheim ankommen?"
fragte er, nachdem er die Wechsel noch einmal
betrachtet und sie dann in sein Portefeuille gelegt
hatte. „Wissen Sie das ganz sicher?"
„Sein Oheim ist heute abend mit dem Schnellzuge
nach Hamburg abgereist," antwortete Winterich.
„Er hat Auftrag, den jungen Mann ohne Verzug
hierher zu bringen, es läßt sich also wohl mit
Sicherheit annehmen, daß sie übermorgen hier
eintreffen werden. Sie müssen den Staatsanwalt
darauf aufmerksam machen."
„Ich schreibe ihm heute noch, morgen früh wird
er die Anklage empfangen."
„Sie thun wohl, sich auf die Fragen vorzu-
bereiten, die der Untersuchungsrichter Ihnen vorlegen
wird. Damit wir einander nicht widersprechen, wollen

wir unsere Aussagen verabreden. Also: wir kannten
uns in früheren Jahren schon, hatten aber im
Laufe der Zeit einander aus den Augen verloren."
„Wie es auch die Wahrheit ist," nickte Oskar.
„Sehr richtig! Da begegneten Sie mir eines
Tages, ein Wort gab das andere, und Sie teilten
mir mit, daß Sie durch Geldgeschäfte ein vermögender
Mann zu werden hofften." Daraufhin sagte ich
Ihnen, ich befinde mich augenblicklich iu Geldver-
legenheit, besitze aber einige Wechsel, die ich zu
discontieren wünsche. Sie haben die Wechsel ange-
sehen, und da Sie fanden, daß dieselben von
zahlungsfähigen Leuten accept ert waren, trugen
Sie kein Bedenken, mir das Geld dafür nach Abzug
der Zinsen und der Provision zu geben."
„Man wird mich fragen, ob ich so viel bares
Geld gehabt habe!"
„Wenn Sie diesen Beweis nicht führen können,
so antworten Sie dreist, Sie hätten bei Ihrem
Vater eine Anleihe gemacht. Sie brachten mir am
andern Tage das Geld, und ich übergab Ihnen
die Wechsel mit der Erklärung, daß wir später
wohl noch manches derartige Geschäft machen würden.
Sie haben am Verfalltage dem Pfandleiher den
Wechsel vorgezeigt, er hat die Zahlung verweigert,
dasselbe passierte Ihnen bei Abraham Sand, und
da der Aussteller Ihnen unbekannt war, so forderten
Sie am Tage darauf von mir den Betrag der
Wische. Ich konnte dieser Forderung nicht nach-
kommen, weil ich nicht bei Kasse war, Sie mußten
sich somit au den Aussteller halten, uud als Sie
diesen nun aufsuchten, erfuhren Sie, daß er die
Flucht ergriffen hatte." . ...
„Na, es ist ja am Ende gleichgültig, ob man
meinen Aussagen Glauben schenkt," erwiderte Oskar,
der sich bereits erhoben hatte, „ich besitze die Wechsel
und sie sind in rechtsgültiger Form an mich giriert,
somit auch mein rechtmäßiges Eigentum. Welche
Wonne, wenn er verurteilt wird! Apropos, wollen
Sie das Gift wirklich nicht haben? Sie versprachen
mir fünf Thaler dafür."
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen