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Heidelberger Familienblätter — 1865

DOI Kapitel:
No. 26 - No. 39 (1. März - 31. März)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43186#0158

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— 154 —

den Lieutenant Elin zuflüſtern: „Meine Angebetete, dein Onkel hat unſere
Vereinigung um zwei Jahre hinausgeſchoben.“
„Da haben Sie ganz beſtimmt nicht recht gehört“, fiel die Oberſtin
etwas heftig ein.
„O nein; ich habe, Gott ſei Dank, ein ſehr gutes Gehör, und über-
dies fragte ich den Zollverwalter ſelbſt, ob der Lieutenant nicht Abſichten
auf Elin habe.“
ö (Fortſetzung folgt.)

Ein Brief von Friedrich Hecker.

Ein Brief von Friedrich Hecker an einen Freund in London verbreitet
ſich ausführlich über die militäriſchen Verhältniſſe der Vereinigten Staaten,
die der Verfaſſer durch mehrjährige Theilnahme am Kampf genau kennen
zu lernen Gelegenheit gehabt hat. Zu umfangreich für vollſtändigen Ab-
druck, wird eine auszügliche Mittheilung der auf die Pläne Shermans und
Grants und auf die Zukunft der Rebellion bezüglichen Stellen dem Leſer
gewiß von Intereſſe ſein.
ö „Der großartige, zwiſchen Grant und Sherman verabredete Plan“,
ſchreibt Hecker, „war offenbar der: die Conföderation durch Beſetzung des
Miſſiſſippi und durch Shermans Marſch in drei, beziehungsweiſe zwei Theile
zu trennen, den Savannahfluß als eine zweite Baſis parallel der erſten
des Miſſiſ ſippi zu gewinnen und, da der Savannah-River bis Auguſta
ſchiffbar iſt, die See zur Hilfe zu haben. Während nun Grant die beſte
Rebellen-Armee unter Lee feſthält und immer enger einſchließt, während
Sheridan auf Grant's rechtem Flügel das Shenandoah-Thal gegen Norden
hält und zugleich gegen die von Richmond nach Lynchburg und Knoxville
in Oſt⸗Tenneſſee durch das Thal von Virginia laufende Eiſenbahn demon-
ſtrirt, jenſeits Knoxville aber Burbridge die den Rebellen unentbehrlichen
Salzwerke und Bleiminen bei Saltville zerſtört und der Schlüſſelpunkt
Knoxville in unſern Händen iſt, rückt Sherman von Weſt nach Süd ſtetig
vor, unterſtützt von kleineren Hilfscorps. Vom Südoſten Nord-Carolinas
organiſirt ſich mittlerweile eine weitere Bewegung, d. h. von Beaufort und
Newbern gegen Goldsboro und Raleigh. Durch dieſe combinirten Opera-
tionen wird Lee von allen Seiten eingeſchloſſen, alle Zufuhradern ſind ihm
unterbunden, er muß aus ſeinen Verſ ſchanzungen heraus zu den letzten
Kämpfen oder das Gewehr ſtrecken, wie es ähnlich bei der Beſetzung von
Vicksburg war. Die Staaten, aus welchen er ſeine Hauptmittel der Ar-
meeverpflegung zog — Texas (Schlachtvieh), Florida, Georgia, Alabama
— dieſe ſeine reichen Vorrathskammern ſind ihm abgeſchnitten. Drei Haupt-
eiſenbahnen, von Richmond über Weldon nach Wilmington, dann Richmond-
Danville⸗ Charlotte⸗ Columbia-Branchville, endlich die Richmond-Lynchburg-
Eiſenbahnen waren ſeine großen Zufuhradern aus dem Binnenlande, und
von der Seeſeite her vermittelſt der Blocade mſern Der Schlußpunkt
der Richmond-Wilmington-Bahn iſt jetzt in unſerm Beſitz. „Die einzige
noch übrige Bahn, die von Richmond-Lynchburg, bedrohen auf der Rechten
Grant und Sheridan. Stetig werden die Heerſäulen nun vorrücken, und
wenn es hoch kommt, werden die letzten Schlachten in dem Eiſenbahn⸗ reiech
von Greensboro-Goldsboro⸗Richmond geſchlagen.“
Von den Schwierigkeiten der Armeeverpflegung, welche im Süden zu
 
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