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Heidelberger Familienblätter — 1865

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No. 78 - No. 90 (2. Juli - 30. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43186#0348

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344

Emmaberge drei Mal entgegen, unter Hurrahruf fährt der Zug in die
Halle. Es iſt ein Vortrab von Schützen. Weß' Landes Leute? Dumme
Frage, ſeht ihr's denn nicht — es ſind Deutſche Schützen, und das
genügt. ö
Die Jugendwehr ordnet zum Zug, die Fremdenführer erfüllen präch-
tig ihre Aufgabe. Wie froh und ſtolz ſind die Kleinen, wenn ſie einen
Gaſt gefunden haben, das Gepäck mag noch ſo ſchwer ſein, er muß es her-
geben, es iſt ja ihr Amt, es ihm zu tragen. Zum Reden kommt's noch
nicht. Draußen iſt's etwas gar zu unruhig. Das Empfangscomite nimmt
die Gäſte in ihre Mitte und mit Muſik marſchirt der Zug in die Stadt,
überall von Tauſenden begrüßt.
Zehn Uhr. Die Kanonen donnern von Neuem. Der gewöhnliche
Perſonenzug koͤmmt an. Er bringt nur ca. ſiebenzig Schützen mit aus
allen Gauen des Vaterlandes, kräftige, ſonnverbrannte, bärtige Männer.
Die Jugendwehr nimmt ſie in ihre Mitte. Allgemeines Hurrah u. Muſik.
Man marſchirt zur Stadt. Von Minute zu Minute mehrt ſich der Men-
ſchenſchwarm. Muſterhafte Ordnung. ö
Der Wind hat ſich nach Oſten gewandt. Ein friſcher Luftzug macht
die Hitze erträglich. Gute Hoffnungen für das Feſt.
Um 10½ Uhr rückt abermals ein ſtattliches Corps ein. Es ſind die
luſtigen Bayern, die Heſſen und die Söhne Thüringens. Wie ſie jauchzen,
wie ſie den Bremern die Hände drücken! „Brüderle“, meint ein luſtiges

Haus, „wir haben für gutes Wetter

wir Euch mitbringen konnten.“

geſorgt, und das iſt das Beſte, was

CFortſ etzung folgt.)

Vermiſchtes.

Wichtige Entdeckung.

Unkenntlich gewordene Leichen wieder
kenntlich zu machen, gelang dem berühmten
Londoner Arzte Dr. B. W. Richardſon. In
einem Hauſe Londons wurde eine Frau er-
mordet gefunden von einem Manne, der
darauf ſpurlos verſchwunden war. Einige
Wochen ſpäter ward ein Mann aus der

Themſe gezogen, in welchem man den ver-

ſchwundenen Mörder jener Frau vermuthete.

Bei der vorgenommenen gerichtlichen Unter-

ſuchung war die Fänlniß bereits ſo weit
vorgeſchritten, daß jedes Erkennen der Leiche
unmöglich war. Richardſon badete die Leiche
in einer Löſung von Salzſäure und ſpritzte
in die Adern eine Löſung von Chlorzink
Und Eiſenchlorid in Chlorwaſſer. Das Re-
ſultat übertraf alle Erwartungen; das bis
zum völligen Verwiſchtſein einer menſch-
lichen Form aufgedunſen geweſene Geſicht

hatte faſt ganz ſeine normalen Umriſſe er-
langt und die blauſchwarze Farbe hatte einer
üblaſſen aſchgrauen Platz gemacht. Die Phy-
ſiognomie der Leiche war nun eine ſo deut-
liche, daß die drei gerichtlich vernommenen
Zeugen, die den Mann bei ſeinem Eintritte
in die Wohnung der ermordeten Fran genau
geſehen hatten, es beſchwören konnten, daß
ſie nicht die des vermißten Mörders ſei.

(Erſte Erſteigung.) DOas für uner-
ſteiglich gehaltene kleine Scheerhorn (10,577

Fuß überm Meer) iſt von einem Mitglied
der Basler Section des Alpen-Clubs am
13. Juni unter Führung von Joſ. Maria
Fröſch und Ambroſius Z'graggen zum er-
ſten Male erſtiegen worden.

Redaktion, Druck und Verlag von Adolph. Emmerling.
 
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