Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Familienblätter — 1867

DOI Kapitel:
No. 1 - No. 12 (4. Januar - 30. Januar)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43664#0046

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


— Du 4 biſt der Bater meines Weibes, fuhr Lancel jort, und mein Weib
ſoll, ohne zu erröthen, die Stirne erheben können. Ich räche mich nicht,
ich waſche mich . Aber das ſind der Worte zu viel, nicht wahr? Wir
wollen jetzt handeln „Erinnerſt Du Dich eines gewiſſen Taues, Males-
cot? Eine furchtbare Waffe, die Du in jeuer Nacht, wo ich Bich zum
erſten Male ſah, nicht übel führteſt!
Als er ſo ſprach, wickelte Lancel ein Tau los, welches er unter ſeiner
Kbf um ſeine Hüften gewunden hatte und ſchwang es um ſeinen
opf
Malescot erbleichte. Sei es, daß ihm nun erſt die Abſicht ſeines
Gegners klar wurde, ſei es, daß dies Tau ihm die ſeit ſo kanger Zeit
verwiſchte Erinnerung an ſein Verbrechen wieder lebhaft vor die Seele
rief; er fühlte ſein Herz erbeben und floh ſeinerſeits, während er erklärte, die
Waffen ſeien nicht-mehr gleich und die Wette ſei nichtig. —— ö
Jetzt nichts mehr von Wette! rief Lancel, deſſen Stimme mehr Zorn
als Spott athmete. — Sprich waren die Waffen gleich, aks Du dem
Sturm und den Wogen einen armen morden halfeſt? Die-
ſes Tau iſt getnotet, wie damals „Die Reihe kommt nun an Dich,
Malescot!
* Gnade! Herr Laneel, Gnade! Ich werde Alles zurückgeben!
Lancel zuckte die Achſeln und ſchwang⸗ ſeine Waffe von neuem. ö
Erbarmen! Erbarmen! ächzte der Bedrohte. Die Todesangſt entſtellte
mehr und mehr ſeine Züge und raubte ihm den Reſt ſeiner Kraft. Als
ihn Lancel in ſolcher Verzweiflung mit den Wellen ringen ſah, warf er
das Tau von ſich und eilte ihm zu Hilfe, aber bevor er ihn erreichte, war
der Verbrecher von der ſchäumenden Brandung hinweggerafft. ö
Lancel ſchwamm jetzt nach dem Ufer zuruͤck, und auf die Fragen nach
ſeinem Gegner erwiderte er den Phoken, daß Herr von Saint⸗ „Juan den
Kampf ritterlich beſtanden habe, aber ploͤtzlich, in Folge einer heftigen An-
ſtrengung, geſunken ſei. Er bat noch, daß ſie den Leichnam, wenn er an's
Land treibe, beſtatten moͤgen, und begab ſih ungeſäumt auf den Rückweg. —

Ungefähr ſechs. Wochen wüter meldeten die Journale von Paris, daß
der Marquis von Saint⸗Juan nach Frankreich zurückgekehrt ſei. und end-
lich ſeinen Namen von der Liſte der Emigranten habe te ſein laſſen. Der
Marquis hatte ſich im Auslande verheirathet und brachte ſeine Frau und
ſeine Schwiegermutter mit.
Bufällig fiel im Schwimmelubb Sir John Blake, ein nicht ſehr ange⸗ ö
ſehener Phoke, auf dieſen Artikel. — Wer iſt denn dieſer Saint⸗Juanꝰ
fragte er. indem er 5 an Herrn Smithſon wandte.
Schlut folgt..)

Die K5 uinin Worie Antoinette vor dem Rlanxr
und auf dem Schaffot. ö
„SSchluß.) — ö
3⁵ we allen meinen Feinden das Böſ das ſe mir zugefgt
haben Ich ſage hier meinen Tanten und Brüdern Lebewohl. Ich hatte
Freunde, — der Gedanke, auf immer von ihnen getrennt zu ſein, und ihr
Gram ſind Das, was ich im Sterben am meiſten bedaure; mögen ſie we-
 
Annotationen