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Heidelberger Familienblätter — 1867

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No. 51 - No. 63 (1. Mai - 29. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43664#0249

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„Hedchema Pamilienblätter.

614. „* Dr den 24. Wai — 18307

Der Triumph der Riebe.

* * Ein re aus dem Anfange des 16. Barhie.
— Von Wilheim Austea. 2—

Z Gorſebung.)) **
O² wie 2. preßte ſich beim Anblick deſſelben das Herz des armen Geſellen
zuſammenl. Er hätte weinen mögen wie ein Kind, und in ſeinem eifer-
ſüchtigen Groll war er nahe daran, dem Prunkhans welcher ihm ſeines
Herzens Maienſchein zu entreißen kam und ihn nicht einmal eines Grußes
würdigte, ſeine Handwerksgeräthſchaften an den Kopf zu werfen. Und doch
hatte er das beruhigende, wonnige Gefühl, die liebreizende Jungfer: ſein
eigen nennen zu können! Daher ſchlug er auch ein lautes Hohngelächter
auf, als der Prunkhans das Haus betrat. Ja, ſein Inneres wurde in
dieſem Augenblick von den verſchiedenſten, widerſprechendſten Gefühlen be-
wegt. Rüſtig arbeitete er dann wieder darauf los, und indem er von Zeit
zu Zeit einige Stufen niedriger trat, verſuchte er einen flüchtigen Blick
durch's Fenſter in das Innere der Wohnſtube zu werfen.
Er merkte gar bald, um was für Angelegenheiten es ſich daſ haaft handle,
daß nämlich Suſanna's Befürchtung richtig geweſen war.
Heinz Geier wurde von dem Rathsherrn auf das Herzlichſte willkom⸗ ö
men geheißen. Dieſer murmekte etwas von großer Ehre, die ſeinem Hauſe
widerfahren ſei, in den Bart und ſchob dem Gaſte einen Stuhl hin. Doch
ließ der Prunkhans ſich auf demſelben nicht eher nieder, als bis er zuvor
einige Worte mit Suſanna gewechſelt hatte, die ihm mit einer kaum merk-
lichen Verbeugung und kalten, unfreundlichen Mienen entgegentrat und ſeine
Fragen nur mit. „Ja“ oder „Nein“ beantwortete.
Der ſtolze Patrizier nahm dieſe Kälte für angeborene Blödigkeit und
jungfränliche Sprödigkeit, während Emerenz, die ſich in der Stube zu ſchaf-
fen machte, kriechend und knixend um ihn herum ſcherwenzelte, ihrer jungen
Herrin aufmunternde Blicke zuwarf und ihr heimlich einige ſanfte Ripen-
Koße ertheilte.
ö Sie entfernte ſich erſt, als der Rathsherr ihr einen Wint gab, einen
Krug Malvaſier aus! dem Keller zu holen
Nach einigen einleitenden Bemerkungen über das neue Haus des Raths-
herrn ſowie über das letzte Geſchlechterbankett, welches, wie der junge Pa-
trizier meinte, niemals ſeinem Gedächtniſſe entſchwinden werde, weil wer
mehrmals das Glück gehabt habe, die Jungfer Suſanna zum Tanz zu füh-
ren, trat er endlich mit dem eigentlichen Zweck ſeines Beſuchs hervor, in-
dem er in aller Form um ihre Hand anhielt.
Der Rathsherr war, wie wir bereits wiſſen, auf dieſen Beſuch und
ohne Frage auch auf den Zweck deſſelben vorbereitet. Der Antrag ſetzte
ihn daher auch nicht im geringſten in Erſtaunen!,. Er nahm ihn mit wohl-
gefälligem Lächeln und wiederholten Kopfnicken auf und wandte ſich darmn
an ſeine Tochter: **
„Du hörſt, Suſanna, welche CEhre der junge „Herr Heinz Guer un-
 
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