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Heidelberger Familienblätter — 1867

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No. 51 - No. 63 (1. Mai - 29. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43664#0224

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nehmen. Ich war unter den Schifbrächigen und trieb 8 Stunden auf
See, bis mich der Prinz Humbert aufnahm.
Lieutenant de Luca vom Stab des Admirals Perſano auf dein Re
vtalia, erzaͤhlt, er. habe Anfangs nicht daran glauben wollen, daß der
Admiral ſein Schiff verlaſſen werde. Gleichwohl geſchah es, wodurch der
Ré d'ialia eine Strecke zurückblieb. Auf dem Affondatore übernahm der
Admiral ſofort das Commando und hißte ſeine Flagge auf. Die erſte Be-
wegung war gegen den Kaiſer; aber das Schiff ging ab und der Stoß
unterblieb; warum, weiß ich nicht. Eine zweite ſich bietende Gelegenheit
benutzte man ebenſowenig.
Lieutenant Razzeto vom Ré d'Italia: Nachdem wir von dem „Maxi-
milian“ angerannt waren und verſanken, gelang es mir noch, die Flagge
unferes Schiffes abzureißen und zu retten. Ich trieb 9 Stunden in See
herum und wurde vom „Prinz Humbert“ aufgefiſcht. Als ich ins Merr
ſtürzte und auf den Wogen wieder emportauchte, ſah ich ringsum nichts
als öterreichiſch Fahrzeuge, keines unſerer Panzerſchiffe.
Marquis Gualterio, Offizier auf dem Ré d'Italia: Der Uebergang
des Admirals machte einen ſehr ſchlechten Eindruck auf uns; wir mußten
auch wenigſtens 10 Minuten anhalten; dieſem Umſtand ſchreibe ich unſern
Untergang zu. Als der „Maximilian“ mit voller Dampfkraft auf uns
anrannte, ſah ich den Admiral Tegethoff, umringt von ſeinen Offizieren
hoch auf dem Deck ſtehen; ich erkannte ihn von Geſicht, da ich ihn 1863
im Piräus geſehen hatte. Ohne das Anhalten wären wir nicht zurück und
ohne den Schutz der Panzerſchiffe geblieben; unter andern Umſtänden hätte
Nauch Tegethoff ſchwerlich gewagt uns anzurennen. Ich trieb acht Stunden
im Waſſer und wurde vom Prinz Humbert aufgenommen.
Ritter Martini, Capitän des Affondatore, deponirt unter allgemeiner
Aufmerkſamkeit: Mein Schiff iſt langſam und ſchwerfällig in ſeinen Be-
wegungen; ich hatte dem Admiral bereits über deſſen Fehler Rapport er-
ſtattet. Vor dem Hafen von St. Georg löſte er in allem nur acht Schüſſe.
Am Tag vor der Schlacht wurde ich benachrichtigt, der. Admiral werde zu
mir an Bord kommen. Wir beſaßen nun zwar eine große Zahl von
IFlaggen aller Art, aber gerade keine Admiralsflagge. Man ſuchte dies
dadurch zu erſetzen, daß man die Vice⸗Admiralsflagge an der Stelle auf-
hißte, wo ſich ſonſt die Admiralsflagge befindet. Ich commandirte unmit-
telbar unter dem Admiral. Seinem Befehl zufolge wandten wir uns gegen
den Kaiſer, als plötzlich der General ein anderes Manüöver anbefahl, viel-
leicht weil wer von weitem durch ein feindliches Panzerſchiff bedroht waren.
Der Admiral ſtreckte mehrmals den Kopf durch die Oeffnungen des Thur-
mes, worin wir uns befanden: Nach dem erſten Stoß gaben wir viele
Signale, die aber meiſt unbeachtet blieben. Die Flotte ſammelte ſich in-
zwiſchen, den Affondatore an der Spitze. Wir alle dränzten den Admiral
zur Verfolgung des Feindes, beſonders der Commandant d'Amico; allein
der Admiral war anderer Anſicht.
Senator Avorca. Gab nicht der Admiral den Gegenbefehl gerade in
dem Moment, wo man den Stoß gegen den Kaiſer erwarten mußte?
Zeuge: Nach meiner Anſicht ſollte man ſich zur Linken halten; der-
Admiral ordnete aber das Segentheil an und rief dabei: Ich allein habe
zu befehlen. ö CFortſ. olg:)
—Redaktion Druck und Verlag von Adolph Emmerling.
 
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