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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 1-76)

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Nr. 1 - Nr. 10 (2. Januar - 13. Januar)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43180#0090
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«nie v

„Veroerverger Borr^vrarl» — Fr«rag, »en 12. Januar 1934

Rundfunk und Arbeitsfront
Don Horst Dretzler-Andres, Präsident der
Reichsrundsunkkannner
Das Jahr 1934 soll nach d^r revolutionären
Erneuerung unseres Volkstums im vergangenen
lJahre und nach dem Einsah des Rundfunks für
die nationalsozialistische Willensbildung auch
vom Rundfunk her den gestaltenden Ausgaben,
die sich aus der nationalsozialistischen Weltan-
schauungseinheit ergeben, gewidmet sein. Drä-
ger der neuen Volksgemeinschaft sind die :m
.Erlebnis der Arbeit stehenden Volksgenossen,
jene Kreise, in denen das Volkstum unverfälscht,
urkräftig und unmittelbar verwurzelt ist.
Der Rundfunk, der die Pflicht hat, nach einer
zehnjährigen Epoche des ästhetisierenden In-
dividualismus nunmehr das nationalsozialisti-
sche Totalitätsprinzip seiner Programmhaltung
zum Ausdruck zu bringen, wird deshalb sich als
Mittler und Gestalter eims unverbildeten in-
stinktsicheren Volksempfindens zu fühlen haben.
Die geistige Zielsetzung, von der aus die natio-
nalsozialistische Rundfunkpropaganda auf allen
Gebieten des Funkwevns ihren Anfang nahm,
muß, nachdem die Weltanschauungsgestaltung
vollzogen ist, nunmehr einem volksnahen Pro-
grammausbau den ersten Platz ausräumen. Tie
weltanschaulichen Erkenntnisse, die der Rund-
funk in der Vergangenheit vermittelte, müssen
jetzt praktisch ausgewertet werden für die Ge-
staltung einer allgemeinen völkischen Lebens-
form.
Zu diesem Zweck wird der Rundfunk eng zu-
fammenarbeiten müssen mit den führenden
Kräften der Deutschen Arbeitsfront als der
kraftvollen Trägerin des neuen nationalsoziali-
stischen Kultuowillens. In dem von Dr. Ley
> angeregten großartigen Feierabend-Werk mit
dem Leitsatz „Kraft durch Freude" hat der
' Rundfunk für die spielerische Form seiner Sen-
> düngen eine ganz bewußte Zielrichtung, die das
Recht des Einzelnen auf Lebensfreude und Le-
bensbejahung berücksichtigt, empfangen. Hier
liegt der Schnittpunkt, in dem sich die Gedan-
ken der nationalsozialistischen Rundfunkführung
mit den Absichten der Deutschen Arbeitsfront
treffen. Hier liegt auch die Gemeinschaft zwi-
schen Rundfunk und Hörern. Denn wenn der
Rundfunk das ganze Volk erfassen will, und er
.wird es erfassen, dann muß seine Programm-
führung, in den lebendigen Kräften des Volks-
' tums beheimatet sein.
Da das Fcherabendwerk nur ein Teil des
'fanatischen Gestaltungswillens, der Deutschen
Arbeitsfront, das Fundament dieses Gestal-
tungswillens aber dis Sichtbarmachung der
schöpferischen Energien ist, die im deutschen Ar-
beitcrtum fußen, hat der Rundfunk die Ver-
pflichtung, gerade diese im Instinkt gesunken
kulturellen und künstlerischen Energien" produk-
tiv zu machen und so aus den spielerischen und
ernsten Lebensformen des Arbeitertums eine
gesamt-völkische Kultur zu verwirklichen. —
Tonn wird di^ Bedeutung des Rundfunks im
Jahre 1934 von allen deutschen Volksgenossen,
besonders aber von dem deutschen Arbeiter^um
>anerkannt werden, und der Rundfunk wird ent-
scheidender Wirkungen sicher sein können, wenn
es ihm gelingt, die sich aus der nationalsoziali-
stischen Weltanschauung ergebende neue und ge-
rechte Ordnung im geistigen und materiellen
Leben des deutschen Volkes zu bestimmen. In
diesem Sinne steht der deutsche Rundfunk in
dem jetzt begonnenen Jahre des nationalsozm-
lrstischen Aufbaues miterlebend und eigenschöp-
ferisch in der gewaltigen Gestaltungsarbeit der
Deutschen Arbeitsfront.
M Melvdirn der MtsAn Ander
m der REt mm 15. ZMuar
Entsprechend dem Luzerner Wellenplan wer-
den die Sender der einzelnen Länder in der
'Micht zum 15. Januar auf die neuen Wellen
'stmgestellt. Damit sich in dieser Nacht die ein-
zelnen europäischen Rundfunksender leichter
verständigen können, ist für jeden einzelnen
Sender eine besonders charakteristische Melodie
bestimmt worden, die zu wiederholten Malen
durchgegeben wird. Damit ist den Hörern die
Möglichkeit gegeben worden, ihre Tabellen ab-
zustimmen. Die deutschen Sender behalten sebst-
vevständlich ihre alten Pausezeichen. Die Melo-
dien werden in der Zeit vom 14. Janaur 23
Uhr bis 15. Januar 8 Uhr vormittags durch-
gegeben.
Aiir Königswusterhausen, Berlin und Kö-
nigsberg find Volksweisen bestimmt worden,
nämlich für Königswusterhausen „lieb' immer
Treu und Redlichkeit", für Berlin „Gold und
Silber lieb' ich sehr" und für Königsberg „Horch
was kommt von brausten rein". Schubert-Lieder
werden von den Sendern Frankfurt und Mühl-
acker durchgegeben und zwar „Unter einem
Fliederbaum und „Am Brunnen vor dem
Tore". Breslau wird den Hohenfriedberger
.Marsch von Friedrich dem Großen senden. Für
Gleiwitz ist vorgesehen „Mein Schlesierland",
für Köln „Ein rheinisches Mädchen", für Mün-
chen „O du mein Edelweiß", für Leipzig „In
einem kühlen Grunde", für Hamburg „Auf der
Reeperbahn", für Heilsberg das Masurenlied
! <„Wild flutet der See"), für Hannover „Die
lustigen Drei", für Nürnberg „Glühwürmchen-
Idyll" und für Augsburg „Die kleine Garde".

Berlin. Das Reichswirtschaftsministerium
ist zur Zeit so stark belastet, daß Besucher
künftig nur nach vorhergehender Verein-
barung eines Termin«, die nach Möglichkeit
'christlich -u erfolgen hat, empfangen werden
ronnra


Ist AMitsimrkMsr im MW
Der Einfluß des Winterwetters.
Berlin, 10. Jan. Der Arbeitsmarkt stand, wie
die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Ar-
beitslosenversicherung berichtet, im Dezember
unter dem Einfluß des außergewöhnlichen Kälte-
einfalls in der ersten Hälfte des Monats, der sich
— Tiefenwirkung des Frostes — in der ganzen
Berichtszeit hemmend bemerkbar machte. Die
Außenarbeiten mußten daher in erheblichem Um-
fange eingestellt werden und eine starke Belastung
des Arbeitsmarktes blieb unvermeidbar. 343 000
bisher beschäftigte Arbeitnehmer wurden wieder
in die Betreuung der Arbeitsämter übernommen.
In den vorhergehenden Jahren waren die Steige-
rungen im Dezember erheblich höher (1930: plus
680 000: 1931: plus 608 000; 1932: plus 418 000).
In Anbetracht des Umstandes, daß gegenüber dem
November 1932 rund eine Million Arbeitslose
mehr in den Außenberufen Arbeit gefunden hat
und dadurch eine höhere Gefährdung des Arbeits-
marktes bestand, ist die Zunahme in diesem Jahre
gering. Von dem Eesamtzugang sind rund 300 000
Angehörige der Außenberufe. Da aber gerade in
den Außenberufen auch für die Folgezeit durch die
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen .Arbeitsmöglich-
keiten in außerordentlich starkem Umfange zur
Verfügung stehen, so wird es im wesentlichen von
der Witterung abhängen, wann die entlasse-
nen Arbeitskräfte wieder zur Einstellung kom-
men.
2n den einzelnen Landesarbeitsamtsbezirken ist
je nach der wirtschaftlichen Eigentümlichkeit und
die Abhängigkeit von winterlichen Einflüssen die
augenblickliche Verschlechterung des Arbeitsmark-
tes verschieden. Sie ist am stärksten in den Bezir-
ken in Erscheinung getreten, in denen die Außen-
berufe überwiegen. Die industriellen Bezirke sind
dagegen von dieser Entwicklung weniger betrof-
fen. So kann z. B. in Brandenburg, Westfalen,
Rheinland, Hessen, in den mehr konjunkturell be-
einflußten Berufsgruppen eine weitere Abnahme
der Arbeitslosigkeit festgestellt werden, ein Zeichen
für die stark saisonmäßige Einwirkung auf den
Arbeitsmarkt.
Bei den Arbeitsämtern wurden Ende Dezember
rund 4 058 000 gegen 7 715 000 Arbeitslose Ende
November gezählt. Der Zugang entfiel in erster
Linie auf die Arbeitslosenversicherung (rund
554 000) und Krisenfürsorge (Stand: rd. 1 175 000)
Durch die Reichsanstalt wurden somit insgesamt
rund 1729 000 Hauptunterstlltzungsempfänger be-
treut neben 1410 000 anerkannten Wohlfahrtser-
werbslosen. Die Zahl der von der Reichsanstalt
geförderten Notstandsarbeiter ist infolge des Fro-
stes um 123 000 auf 278 000 gefallen.
Berlin, 10. Jan. Der „Deutsch e", das Organ
der Deutschen Arbeitsfront, beschäftigt sich in einem
Kommentar mit den heute mittag veröffentlichten
neuen Arbeitslosenzahlen. Man müsse, so betont
das Blatt, berücksichtigen, daß es sich zum ersten-
mal um die Berechnung für einen gan-
ze n M o n a t handle. Wenn eine Steigerung der
Arbeitslosenziffer zu vermerken sei, so beruhe das
in der Hauptsache auf Naturgewalten, de-
nen gegenüber die tapferste Regierung und ihre

besten Maßnahmen nichts vermögen. Der Ein-
bruch des scharfen Frostes in der ersten Hälfte des
vergangenen Monats habe zwangsläufig zu einer
Stillegung in vielen Zweigen des Arbeitsmarktes
geführt, und so sei es zu erwarten gewesen, daß
dieses Mal eine weitere Besserung nicht eintreten
konnte. Das Blatt erinnert daran, daß es sich im-
mer auf das energischste dafür eingesetzt habe,
durch eine gesunde Wirtschaftspolitik, Senkung der
Preise und Belebung des Marktes durch großzü-
gige Ausgaben, den zu erwartenden Rückgang in
der Tendenz des Arbeitsmarktes in möglichst engen
Grenzen zu halten und sagt dann weiter: Wer
jetzt sich durch die vorübergehende Verschlechterung
entmutigen läßt, der würde damit zeigen, daß er
von nationalsozialistischem Geiste noch wenig ver-
spürt hat. Gerade jetzt gilt es, doppelt stark zu-
sammenzuhalten, alle Kräfte anzuspannen und un-
beirrt weiter dem Endziel zuzustreiben. Schon die
nächste Zeit wird mit einer Besserung der Witte-
rungsverhältnisse diesen Rückgang schneller als
man denkt, wieder rückgängig machen. Und der
kommende Sommer wird die Ziele verwirklichen,
die der Führer sich und uns gesetzt hat.

Mannheimer Aoßmarkt
für Getreide und Futtermittel
Amtliche Preise per 100 Kilo netto, wag-
gonsrei Mannheim, ohne Sack, Zahlung netto
Kasse in Reichsmark, bei Waggonbezug, vom
Donnerstag, 11. Januar, 4 Uhr nachmittags:
Weizen ruhig; inländischer, 76—77 Kg., gut, ge-
sund und trocken, frei Mannheim, 19.95—20 (20
Lis 20.10); desgl. Festpreis franko Vollbahnstation
des Erzeugers, Bezirk 9, per Januar, 19.20 (un-
verändert); desgl. Bezirk 10, per Januar, 19.40
(unverändert); desgleichen Bezirk 11, per Januar,
19.70 (unverändert), Sommerweizen, 80 Kg., 20.10
bis 20.30 (unverändert). — Roggen ruhig: süd-
deutscher, 71—72 Kg., frei Mannheim, 17—17.20
(17—17.25); desgl. Festpreis franko Vollbahnsta-
tion des Erzeugers, Bezirk 8, per Januar, 16.10
(unverändert); desgl. Bezirk 9, per Januar, 16.40
(unverändert).— Gerste ruhig: Sommergerste,
inländische, 18—19 (unverändert), Ausstichware
über Notiz; Pfälzer Gerste 18—19 (unverändert),
Ausstichwarc über Notiz; Futtergerste 17.25—17.50
(unv.). — Hafer fest: inländischer 14.75—15
(15). — M a i s, gelber, auf Bezugsschein, mit
Sack, 20 (unv.). — Weizenmehl ruhig: Spe-
zial Null, mit Sack, mit Austauschweizen, per Ja-
nuar, 29.40 (unv.); desgl. per Februar 29.70 (un-
verändert); desgl. per März 30 (unv.); desgl.
aus Jnlandsweizen, per Januar, 27.90 (unv.); des-
gleichen per Februar 28.20 (unv.); desgl. per März
28.50 (unv.). — Roggenmehl ruhig: 70—60-
prozentige Ausmahlung, nordd., prompt mit Sack,
22.50— 23.50 (unv.); desgl. pfälz. und südd., prompt
23.25—24.25 (unv.); Mehl ohne Skonto. — Mütz-
len na ch p r od u k t e stetig: Weizenkleie, seine,
mit Sack, 10.75 (unv.); desgl. grobe, mit Sack,
11.25 (unv.); Roggenkleie 10.50—11.50 (unv.);
Weizenfuttermehl 12 (unv.); Roggenfuttermeh.l
11.50— 12.75 (unv.). — Sonstige Futter ar-
tikel stetig: Erdnußkuchen, prompt, 16.75—17
(unv.); Sojaschrot, prompt, 15—15.25 (unv.);

Rapskuchen 14.50 (unv.); Palmkuchen 15.50 bi«
15.75 (unv.); Kokoskuchen 17.50 (unv.); Bier»
treber, mit Sack, 17.75 (unv.); Malzkeime 14.50
(unv.); TrTockenschnitzel, lose, ab Fabrik 10 (un-
verändert) ; Rohmelasse 8.50 (unv.); Stofsenschnit-
zel 11.25 (unv.). — Rauhfutter fest: Wiesen-
heu, loses, 6.60—7 (unv.); Rotkleeheu 6.80—7.20
(unv.); Luzernkleeheu 8—8.20 (unv.); Preßstroh
(Roggen und Weizen) 2 (unv.); desgl. Hafer und
Gerste 1.80—2 (unv.); geb. Stroh (Roggen und
Weizen) 1.40—1.60 (unv.); desgl. Hafer und Gerste
1.20—1.40 (unv.).
Die Preise für ölhaltige Futtermitteln verstehen
sich inkl. Monopolabgabe.
Mannheimer Kleinviehmarkt.
Dem Kleinviehmarkt am Donnerstag waren zu-
getrieben: 21 Kälber, 39 Schafe, 58 Stück Schweine,
390 Ferkel, 232 Läufer. Bezahlt wurden pro Stück
in RM.: Ferkel bis 6 Wochen alt 8—10, über
6 Wochen alt 14-19; Läufer 20—21. Kälber,
Schafe und Schweine nicht notiert. Marktver-
lauf: mit Ferkeln und Läufern ruhig.
MsmttWMt
-er BMch-HWMen Ekmntralt
Die Bad.-Pfälzische Eierzentrale. Karlsruhe er-
zielte in den letzten Tagen für deutsche Handels-
klasseneier O 1 in Pfg. je Stück:
Kleinh. Eroßh. Verl. Not.
v. 8. 1. 34
8 über 65 gr 13.00—13.50 12.50—12.75 12.75
60—65 gr 12.25—12.75 11.75—12.00 12.00
S 55—60 gr 11.25—11.50 10.75—11.00 10.75
Li 50—55 gr 10.00—10.50 9.50— 9.75 9.75
v 45—50 gr 9.00— 9.50 8.25— 8.50 8.75
in Pfg. je Stück ohne Kosten für Fracht, Verpac-
kung, Umsatzsteuer und Handelsspanne. Verbrau-
cherpreise liegen daher um.2—3 Pfg. je Stück hö-
her als obige Kleinhandelspreise. Tendenz: fest.
Deutsche Ware ist knapp. Absatz flott.

Vevttnev
DevttenVuvse
Buenos-Aires Pes
Lanada 1 Canad. Dollar
Japan 1 Den
Konstantin 1 türk Pfd
London 1 Pfd
New-Uort 1 Dollar
Rio de Jan. 1 Milreis
Uruguay l Gold Pes
Amsterd-Rollerd 100 Fl
Athen 100 Drachm
Brüssel-Antw. 100 Belga
Danzig 100 Guld
HelfingforS 100 finn. Mk
Italien 100 Lire
Jugoslawen 100 Dinar
Kopenhagen 100 Kronen
Lissabon 100 Eskuto
Oslo 100 Kronen
Pari, 100 Frc
Prag 100 Kronen
Schwei, 100 Frc
Sofia 100 Leva
Spanien 100 Pes
Stockholm 100 Kronen
Budapest 100 Pengö
Wien 100 Schilling

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6slcl 8riel 6eI6.
kdl. kdl kdl.

0,648
2,677
1978
13,655
2,682
0,226
1399
168 58
2,396
58 24
81.47
6,044
21 98
5,664
60 94
12 44
68,63
16,41
12,46
8112
3,047
3452
70,43

0 6521 0 648
2,683s 2,677
— 0 809

13,665
2,677
0 226
1,399
168 58
2,396
58,27
81,47
6 044
21,98
5,664
60 94
12 45
68,63
16,41
12,45
81,09
3,047
34,52
70,43

1982 1,981
13 685
2 688
0,228
1,401
168 92
2,400
58,36
81,63
6,056
22 02
5 676
6106
12,46
68 77
16,45
12,48
8128
3,053
34,58
70,57

47,20 47,30j 47,20

47,30

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KN.
0,652
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2,683
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2,400
58,39
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6,056
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5,676
6106
12,47
68 77
16,45
12.47
81,N
3,053
34M
70,57


1. Kleine Strafkammer
8 Heidelberg, 11. Jan.
Betrügereien.
Beim ersten Fall ging es um Betrug beim Kuh-
handel; beim zweiten um ein betrügerisches Kre-
ditgeschäft seitens eines Althändlers. Beide Male
waren die Delinquenten Juden; ein Unterschied
war trotzdem hinsichtlich des Charakters vorhan-
den; war der erstere Jnkulpat ein ordentlicher,
will sagen gewitzigter und in den Rechtskünsten
zweifellos nicht unerfahrener Viehhändler, so war
der andere der Typ des armen und wohl infolge
nicht wegzuleugnender Not physisch geschwächten
kleinen Händlers hinter dem Ladentisch in der
dunklen Trödlerbude. — L., der 38 Jahre alte
Viehhändler aus I., war wegen Betrugs und
Wucher am 15. März vor dem Einzelrich -
ter zu 3 Monaten Gefägnis und 500 Mark
Geldstrafe und zu 2 Jahren Ehrverlust
verurteilt worden. Der Verurteilte ist wegen
Preistreiberei vorbestraft. Er hatte im
fraglichen Falle im Jahre 1931 einem Bauer aus
T. gegen Wechsel eine Kuh um 500 Mark geliefert;
aber die Kuh entsprach nachträglich nicht den ge-
stellten Forderungen des Bauern, der eine Milch-
kuh verlangt hatte, während die gelieferte träch-
tig war; der Händler besorgte ihm nun eine an-
dere von besserer Milchqualität, die aber im übri-
gen doch minderwertig war. Die geringere Qua-
lität vergütete er dem Landwirt mit 150 RM.
Auch die zweite Kuh wurde von L. zurückgenom-
men, als der Landwirt den Wechsel nicht einlösen
konnte. Der Wechsel war von ihm bis auf 190
RM. bezahlt worden; dieser Restbetrag, der mit
Zinsen auf 250 RM. aufgelaufen war, ging zu
Protest des Landwirts. — Der erstinstanz-
liche Richter hielt den Tatbestand des Betrugs
und Wuchers für gegeben. Die Verteidigung
konnte aber darauf Hinweise«, daß L nach den
Klmüetn des Kaufvertrag» -»han-

delt habe. — Die richterliche Berufungsin-
stanz kam nach eingehender nochmaliger Bera-
tung zum
freisprechenden Urteil.
Der zweite Angeklagte, ein hiesiger Althänd-
ler, der seit längerer Zeit von Polen eingewan-
dert ist und auch den ganzen Krieg und bis 1921
noch die Kriegsgefangenschaft in Rußland mitge-
macht hat, hatte erst einen Strafbefehl über fünf
Wochen und nachher durch richterliches Urteil eine
Gefängnisstrafe von 6 Wochen erhalten, weil er
im Jahre 1929 bezw. 1930 von zwei in Not gera-
tenen Familien das eine Mal Polstermöbel und
einen Spiegel im Werte von 45 RM. und ein an-
deres Mal eine goldene Uhrkette im Werte von
100 RM. angekauft, im ersten Falle aber nur 10
RM. entgegen der Abmachung von 25 RM. und im
zweiten Fall nur 50 RM. angezahlt und die Rest-
posten in der langen Folgezeit nicht nachbezahlt
hatte. Achtmal war er zum Offenbarungseid ge-
laden worden, den er dann tatsächlich auch 1931
leistete. 3 RM. hatte er in dem einen Fall später
noch vergütet. Der effektive Schaden beträgt so-
mit 32 und 50 RM. — Der Staats anwalt
glaubte ihm auch noch den Verdacht des Fluchtver-
suchs sowie die Tatsache vorhalten zu müssen, daß
er seinen Kindern eine höhere Schulbildung habe
angedeihen lassen; dies widerspreche der Notlage,
die er zur Entschuldigung vorgebe. — Der Vertei-
diger konnte die letzteren Punkte vollauf entkräf-
ten; die Kinder zumal hätten die Eltern nicht be-
lastet, sondern neben dem Studium auch durch
durch ihrer Hände Arbeit unterstützt. Der Ange-
klagte habe keineswegs systematisch betrügen wol-
len; es habe echte Not vorgelegen. Er bat um
Freispruch. — Das Gericht kam weder zu
einer Verschärfung der Strafe, wie sie der Staats-
anwalt beantragt hatte, noch zu einem Frei-
spruch. Es blieb bei der alten Strafe, auf die
weiterhin 2 Wochen Gefängnis angerechnet wur-
de».

Der gestohlene Rucksack.
War da ein Studio am 13. 5. 32 mit einem
„trächtigen schönen Rucksack". Im Abteil neben an
von Frankfurt nach Heidelberg; 70 RM. Wert um-
schloß das neue Rucksacktuch. Im Abteil nebenan
traf er einen alten Bekannten; als er aber wieder
zurückkam, war der Rucksack, den er auf dem Platz
liegen gelassen hatte, weg. Der neue Inhaber, der
angeklagte P. D. aus Fischeln — sein Fall wurde
in Abwesenheit verhandelt, da er z. Zt. in Würz-
burg in Haft ist — hatte nun das nicht gerade
„raffinierte Glück", als er sich auf der Bahnhof-
wache wegen Unterkunft meldete, mit dem recht-
lichen Besitzer, der ebenfalls an dieser Stelle wegen
des abhanden gekommenen Rucksacks vorspreche«
wollte, zusammenzutreffen. Alsbald war der
Diebstahl aufgeklärt. Der Angeklagte machte gel-
tend, nicht des Diebstahls, sondern nur der Unter-
schlagung schuldig zu sein. Ein Strafbefehl war
irrtümlicher Weise gegen ihn ergangen, weil er zu-
nächst einen falschen Namen angegeben hatte. Tat-
sächlich war er ein mehrmals vorbestrafter, rück-
fälliger Dieb, der neuerdings mit 5 Monate«
Gefängnis bestraft werden mußte. (Urteil
vom 6. Dezember.) Die Berufungsinstanz konnte
keim andere Auffassung als die des erstinstanz-
lichen Urteils gewinnen und wies die Berufung
des Angeklagten kostenpflichtig zurück. 4 Wochen
Untersuchungshaft wurden auf die Strafe ange-
rechnet.

Brände in Eisenbahnwerkstätten ans Havanna
Havanna, 11. Jan. In den Werkstätten und
Lagerräumen der Eisenbahn brach an vier ver-
schiedenen Stellen Feuer aus, von dem man
annimmt, daß esvorsätzlich angelegt wurde
Eine große Menge rollenden Materials ward«
vernichtet.
Der Bevölkerung bemächtigte sich große
A u f reg u ng, weil die Gefahr bestand, daß
die großen Benzin!agertanls vom
Feuer ergriffen würden. N-ur dadurch, daß der
Wind umsprang, wurde -ine Katastrophe vep»
 
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