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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 1-76)

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Nr. 31 - Nr. 40 (7. Februar - 17. Februar)
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69. JalirA. / ^r. 33

kreltsA 9. kekruar 1934

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Glänzender Erfolg der Arbeitsbeschaffung
W danuar 28Z0W Arbeitslose weniger / MMent Syrup über die En^ilklung -er Arbeitslosigkeit


seinem Ende näherte. Der jetzt zum Ausdruck ge-
kommene Kampfeswille läßt ein solches Warten
nicht zu. Die Arbeit wird auf ganzer Front wie-
der ausgenommen, auch wenn die Gefahr droht,
daß ein nochmaliger scharfer Frost wiederum die
Einstellung der Arbeiten zwingt.
Dieser Gesinnung, diesem Glauben an den Er-
folg der Arbeitsschlacht ist neben den umfassenden
Maßnahmen der Reichsregierung der Rückgang
der Arbeitslosenzahl mit zu verdanken. Wir kön-
nen'und wollen uns dieses Erfolges erfreuen, aber
wir müssen uns trotzdem die Möglichkeit vor
Augen halten, daß ein scharfer und langandau-
ernder Frost im Monat Februar nochmals
einen Rückschlag bringen kann. Aber auch
dieser Rückschlag, falls er er kommen sollte, braucht
nicht zurückzuschrecken. Er ist dann ein Ergebnis
elementarer Kräfte und zeitlich begrenzt. Die
große Linie des Arbeitskampfes wird von den
winterlichen Einflüssen nicht berührt. Nach den
Erfahrungen der Monate Dezember und Januar
glaubt Präsident Dr. Syrup sagen zu können, daß
die während der sommerlichen Arbeitsschlacht ge-
wonnene Stellung in diesem Winter trotz aller
jahreszeitlichen Einflüsse gehalten und gefestigt
wird und daß von diesem Stande aus im Frühjahr
der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit seinen Fort-
gang nehmen wird. Der Kampf in diesem Som-
mer wird schwer sein, schwerer als im Vorjahr,
aber der Erfolg wird bei Zusammenfassung aller
Kräfte nicht ausbleiben.

Dou . e
der frühere französische Staatspräsident

es ihm damals angebracht, sie der Öffentlichkeit
in die Erinnerung zurückzurufen. In der Tat
brachte uns der Dezember mit seinem langen und
heftigen Frost das unabwendbare Ansteigen der
Arbe -losigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen stieg
zwar nicht so stark wie in früheren Jahren, aber
doch um 340 000. Dieser Zuwachs mochte dem
Laien hoch erscheinen, dem Sachverständigen er-
schien er niedrig, denn im Laufe des Sommers
waren Hunderttausende Arbeitskräfte mehr als in
Sen Vorjahren in die Saisonberufe eingestellt und
die Gefahren winterlicher Rückschläge waren des-
halb für diesen Winter besonders groß. Daß es
sich bei diesem Dezember-Zugang ganz überwie-
gend um Saison-Einflüsse, uni Auswirkung von
Naturkräften gehandelt hat, das beweist npn der
neue Bericht der Reichsanstalt. Im Gegensatz zu
dem winterharten Dezember war der Januar
milde, ohne starke Fröste. Die Arbeiter, die im
Dezember ihre Außenarbeitsplätze aufgeben wuß-
ten, konnten im Januar ihre Beschäftigung wie-
der aufnehmen. Die Arbeitslosenzahl ging um
285 000 zurück. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen,
die Ende Dezember die 4-Millionen-Grenze leicht
überschritten hatte, sank wieder- unter 3X Millio-
nen.
Allerdings, ganz so selbstverständlich ist dieser
Rückgang doch nicht. Auch in den früheren Jah-
ren traten im Winter Perioden milderen Wetters
ein; damals griff man aber nicht so gleich wieder
zu Hacks und Schaufel, sondern wartete mit der
Wiederaufnahme der Arbeit, bis der Winter sich

Doumergue bildet ein Kabinett
der nationalen Anion
NtgMMer Empfang -rs ehemaligen Staatspräsidenten / Em-igrr
Generalstreik?

Paris, 8. Febr. Der mit der Regierungsbil-
dung beauftragte frühere Staatspräsident D o u-
me'rgue ist heute vormittag aus Toulouse in
Paris eingetrosfen. Er wurde von einer riesigen
Menschenmenge mit brausenden Hoch-
rufen begrüßt. Doumergue begab sich sofort in
das Palais des Präsidenten der Republik, wo er
vom Staatspräsidenten erwartet wurde. Beim
Verlassen des Präsidentschaftspalais weigerte er
sich, den Pressevertretern irgendeine Erklärung
abzugeben. Kurze Zeit später erfuhr man jedoch
durch eine amtliche Verlautbarung, daß der ehe-
malige Staatspräsident den ihm übertragenen
Auftrag endgültig angenommen hatte.
Ueber die Absichten Doumergues ist vorläufig
noch nichts bekannt. Mit um so größerer Span-
nung erwartet man daher nähere Einzelheiten..
Es scheint außer Zweifel zu stehen, daß der
. ... . . Staatspräsident seinen Vorgänger mit äußer-
te arostes wieder ihre verlassenen Arbeits- o r d entlichen Vollmachten versehen
" etn,^hmen können. Diese Feststellung ent- hat, die über die Befugnisse der bisherigen Mi-

Unterredung Lebrun — Doumergue
Paris, 8. Febr. Ueber die Unterredung des
Präsidenten der Republik, Lebrun, mit Gaston
Doumergue wird folgender amtlicher Be-
richt ausgegeben: Der Präsident der Republik
hat Doumergue gleich nach dessen Ankunft in
Paris empfangen. Er hat ihm herzlich dafür ge-
dankt, daß er seinen Aufenthalt in Tournefeuille
unterbrochen und sich bereit erklärt hat, das
hohe moralische Ansehen, das ihm seine lange
Ergebenheit gegenüber Frankreich und der Re-
publik eingebracht hat, aufs neu in den Dienst
des Vaterlandes zu stellen. Die beiden Präsiden-
ten haben die Lage nach den Ereignissen in der
letzten Zeit besprochen. Gaston Doumergue hat
die Ausgabe der Bildung des neuen Kabinetts
angenommen.
Weitere Meldungen stehe Seite 2.)

- oen AUßenverusen oi
«dz W 3U steigen pflegte, gelang
^Are, allerdings stark begün
Witterung, die Arbe ' '
ajj'Mlichem Umfange zu s
betrug 285 000,
^o^eingetreter " '
8 wurden bei den" "Arbeitsämtern
^9 Ona Arbeitslose gezählt, das sind rund
«eg «stOO weniger als am gleichen Stichtage
äahl der Arbeitslosen in den Außen-
^Öhnn in diesem Wintermonat um rund
Zurückgegangen. So wurden z. B. im
Mr^erbe und den von ihm abhängigen
Vs m ^Zweigen Ende Januar 110 000 Ar-
weniger gezählt als zu Beginn des
«st Ein Teil dieser Entlastung ist auf
Kaßp/Mir öffentlichen Arbeiten, wie Auto-
Vep "" und die zahlreichen Notstandsar-
«st Zurückzuführen, die im Januar durch
^rßl^klst der Witterung weiter ausgedehnt
konnten. Die übliche winterliche Ar-
ky ^uhe im Hochbau und seinen Nebenzwei-
nJ^be durch die zahlreichen Anregungen
S°dM?bau- und Jnstandsetzungsarbeiten stark
Daß sich über diesen """
«st herbeigeführten Antriek
«ir/rwaten Wirtschaftskräfte
"vtz'^gt die Entwicklung d<
Konjunktur abhängig
^ü'o diesen Berufsgruppen ist ein Nllck-
^et» Arbeitslosen um rund 144 000 ein-

°k 8' Febr. Der planmäßige Einsatz
lhjch beitsbeschaffungsmaßnahmen zum Aus-
akt» - winterlichen Saisonschwankungen
"la "u.Januar zu einem guten Er-
ih Während in früheren Jahren in die-
»ßl>T/°nat unter dem Einfluß der Entlas-
ojefchs Ms den Außenberufen die Arbeits-
jk>iz zu steigen pflegte, gelang es in die-
allerdings stark begünstigt durch
bitrNbe Witterung, die Arbeitslosenzahl in
Zji^ttrchem Umfange zu senken. Der
_h so daß die im
->,i n» , -mgetretene Zunahme von 344 000
8es,Ao»en Teil wieder ausgeglichen ist. Jns-
wurden bei den Arbeitsämtern

eine der Grundbedingungen, die Doumergue an
die Annahme des ihm übergebenen Auftrages
geknüpft hatte. In einer Unterredung, die Dou-
mergue einem Vertreter des „Jntransigeant"
auf seiner Reise von Toulouse nach Paris ge-
währte, erklärte der ehemalige Staatspräsident,
es könne keine Rede davon sein, daß er außer
dem Ministerpräsidium noch ein anderes Mini-
sterium übernehme. Er werde sich damit begnü-
gen, das Ministerpräsidium ohne Portefeuille zu
führen.
Der Rücktritt des Kabinetts Daladier wird
allgemein als logische Folge der Ereignisse be-
zeichnet und mit einem Gefühl der Erleichterung
begrüßt. Die Betrauung des früheren Staats-
präsidenten Doumergue mit der Bildung
einer Regierung löst, wenn man von den extre-
men linksstehenden Kreisen absieht, allgemeine
Genugtuung aus, da sie als einzige Gewähr für
die Klärung der Lage und die Beruhigung der
Geister angesehen wird. Doumergue wird als
rechter Mann auf dem rechten Platz gefeiert,
von dem man die Herstellung des Burgfriedens
und die Bildung einer Regierung der nationa-
len Einigung erwartet. Die Ansichten über eine
Auflösung der Kammer und die Ausschreibung
von Neuwahlen gehen hingegen auseinander.

in u^de durch die zahlreichen Anregungen

I von der Re-
Antrieb hinaus auch
"Ue zu regen begin-
___o ver Zahl der mehr
tZ Konjunktur abhängigen Berufsgrup-
diesen Berufsgruppen ist ein Rllck-
Arbeitslosen um rund 144 000 ein-
. Träger dieser günstigen Entwicklung
Hauptsache das Eisen- und
shß llg e w erb e, das Holzgewerbe
M »E, Spinnstoffgewerbe. Im Einklang mit
M Entwicklung der Arbeitslosenzahl zeigt«
fix in den llnterstützungseinrichtungen
eichsanstalt und der öffentlichen Für-
»r kuZNe entsprechende Entlastung. Die Zahl
I- tslosen in der Arbeitslosenversiche-
auf 549192, in der Krisenunter-
SE. auf 1166 806 zurück.
Eitslose anerkannte Wohlfahrts-
Ekipp r bglose wurden von den Arbeits-
am^ 1317 873 gezählt, das sind 93 681
»* N * als am 31. Dezember 1933. Die Zahl
Vd Ajstandsarbeiter nahm im Januar um
000 zu. Insgesamt wurden bei den
Reichsanstalt geförderten Arbeits-
u4 Zwangsmaßnahmen am 31. Januar
! Rotstandsarbeiter gezählt. Der Rück-
r'ste «s * Arbeitslosen verteilt sich bis auf
^j^usnahine auf alle Landesarbeitsamts-
^ich-.^,uschluß an den offiziellen Bericht der
Ealt für Arbeitsvermittlung und Ar-
^z^/lenverstcherung über die Entwicklung der
^osigkeit im Januar dieses Jahres machte
Evident Nr. Syrup
Adresse bemerkenswerte Ausführungen:
1933 konnte erfreulicherweise vom
KvHso November jeder Monatsbericht der
VZlws stalt eine Verminderung der Ar-
^iin^äahl melden. Von 6 014 000 Arbeitslo-
^ve^^anuar 1933 waren wir auf 3 715 000 im
, Lieber igzz g.f^en.
s^8en > gann in der Öffentlichkeit diese Mel-
gx ' 1" denen der Erfolg des siegreichen Kamp-
iw «tw Arbeitslosigkeit zum Ausdruck kam,
selbstverständliches hinzunehmen. An-
^^Keo^rnber nahm Präsident Syrup deshalb
^per; darauf hinzuweisen, daß man für die
, stütz» Rückschläge erwarten und naturnot-
wft einem Steigen der Arbeitslosigkeit
»sd jh 1/asse. Langandauernde Frostperiode le-
s/^it eitem Maße die Außenarbeiter still, die
tzhstk g^kste werden in großer Zahl entlassen und
»Z riungLgemätz als Arbeitslose gezählt, auch
»,.^8 Sicherheit besteht, daß sie bei Beendi-
ge L.^?sb . .
etw'"°^wen rönnen. Tiefe Feststellung enr- yai, Vie über Vie Befugnisse der bisherigen Mi-
"s Selbstverständliches, trotzdem erschien msterpräsidenten hinausgehen, denn dies war

Air EMehims der
SstfiedliingSprMemr
Wie dieses politisch, wirtschaftlich und sozial
heute gleich drückende Problem in der ganzen
Geschichte jener Gebiete wurzelt, legt im Fe-
bruarheft des „Hochland" (Verlag Kösel,
Kemptens Dr. Bernhard Pfister dar. Wir ent-
nehmen seinem beachtenswerten Aufsatz den
Abschnitt über die verhängnisvolle Wendung der
Entwicklung nach der Bauernbefreiung vor hun-
dert Jahren:
„Zum Martinitag 1810 wurden die Bauern
aus der Erbuntertänigkeit entlassen (Edikt vom
9. Oktober 1807). Das Edikt mußte bald ergänzt
werden, da einige Oberpväsidenten versuchten,
Textunklarheiten zu benutzen, um die Ausfüh-
rung des Gesetzes zu Hintertreiben oder zu ver-
zögern. Gneisenau, der Volksgeneral, forderte
radikale Lösung: „Jeder, welcher ein mit Dien-
sten belastetes Grundstück besitzt, befreit das-
selbe davon, wenn er bis zu Ende für die Sache
der Unabhängigkeit mitficht!" Statt aber diese
Idee zu verwirklichen, kassierte nach den Frei-
heitskriegen 1815 der Minister von Schuckmann
auf eigene Faust das für die Bauern vorteil-
hafte Regulierungsedikt von 1811 und ersetzt«
es durch die Deklaration vom 29. Mai 1816, de-
ren Wirkung die Entlandung von Zehntausenden
von bäuerlichen Existenzen war.
Spielte die Jnteressenpartei der Gutsherrn
Sei der Gesetzgebung 1815 eine ausschlaggebende
Rolle — die'Reformmänner von 1807 waren
bis zu dieser Zeit längst kaltgestellt —, so war
doch ein schwerer Mißgriff auch schon 1807 ge-
macht worden. Es wurde nämlich mit der Erb-
untertänigkeit auch der friderizianische Bauern-
schutz aufgehoben — so daß im gleichen Augen-
blick, da sich endlich wieder die staatliche Gewalt
grundsätzlich zwischen Bodeneigentümer und Bo-
denbearbeiter schob, auf der andern Seite durch
Wegfall des staatlichen Schutzes für den Wirt-
schaftsschwachen dieser ganz dem Spiel, den
Machenschaften und den Lockungen des freien
Marktes ausgeliefert wurde. Die nur Hand-
dienste leistenden Bauern wurden überhaupt
nicht eingeschlossen. Der regulierte Bauer wurde
Eigentümer des ihm bisher nur zur Nutzung
angewiesenen Bodens, mußte jedoch ein Drittel
bis zur Hälfte des Bodens der Bauernstelle als
Entschädigung für die Aufhebung der Erbunter-
tänigkeit und ihrer Verpflichtungen an den
Gutsherrn abtreten. Der Großgrundbesitz nutzte
diese Gelegenheiten, seinen Anteil am Boden zu
vermehren, nachdrücklichst aus. Zwischen 18l6
und 1848 wurden über 100 000 Stellen von
nichtregulierbaren handdienstpflichtlgen Bauern
mit über 500 000 Hektar Land eingezogen.
420 000 Hektar fielen an ihn als Entschädigung
von den freigewordenen Spannbauern. Schließ-
lich gingen mindestens 230 000 Hektar durch
Kauf in seine Hände über, sodaß insgesamt in-
nerhalb weniger Jahrzehnte nach den Freiheits-
kriegen rund 1,15 Mill. Hektar — 4,6 M:ll.
Morgen Bauernland an den Großgrundbesitz
fielen.
4,6 Mill. Morgen Land bedeuten 115 000
Bauernstellen zu 40 Morgen. 115000 Bauern-
stellen bedeuten Nahrung und Heimat für über
dreiviertel Millionen Menschen. Wie hätte 18Ä)
oder 1900 gder 1914 die Agrar- und Sozial-
struktur des deutschen Ostens ausgesehen, wie
wäre der Nationalitätenkampf zwischen Polen
und Deutschen auf deutschem Boden ausgegan-
gen, wie würde heute die polnische Grenze lau-
fen — wenn, ja wenn die Bauernbefreiung -.m
Osten nicht im Endeffekt 4,6 Mill Morgen bäu-
erlichen Landes dem Großgrundbesitz einverleibt
hätte?! Man muß diese Frage aber noch deutli-
cher stellen: Was wäre aus dem deutschen Osten
wirtschaftlich und politisch geworden, wenn die
Parole Gneisenaus und nicht die des Ministers
von Schuckmann Gesetz geworden wäre? Wenn
sich die Bauernbefreiung auf alle — gleich ob
Hand- oder spannpflichtige — Bauern, und die
Neuverteilung des Bodens nicht bloß auf
Moore, Heiden und Oedland, sondern auch auf
den Großgrundbesitz erstreckt hätte und gegen
den gutsherrschaftlichen Besitz unter gleichzeiti-
ger Sicherung der neuen bürgerlichen Existenzen
durch staatliche Maßnahmen vorgenommen wor-
den wäre? Wenn so eine starke bodenverwur-
zelte Bauernschicht den unbefieglichen Wall ge-
gen die slawische Brandung, die Produktions-
und kaufkräftigen Schichten für die ostelbischen
Städte und einen heimischen Landavbeiterstamm
für die auch dann noch zahlreich vorhandenen
Großaüter gestellt hätte? Dann hätten z. B.
 
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