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Heidelberger Volksblatt (69) — 1934 (Nr. 1-76)

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Nr. 11 - Nr. 20 (15. Januar - 25. Januar )
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Oss

(Nachdruck verboten.)

„Quelgues Fleurs!" Ob das wirklich der Wahrheit entsprach, »Das will ich ja auch. Aber Sst" g st
Noch nicht einmal den Namen dieser Pariser Wichte das Himmelsguckerli in diesem Augen- Male. Auf der Rückreise sprechen wir v d>

mer wieder darauf Hinweisen, daß es doch nicht
Deutschland, sondern Frankreich war, welches von
einem Tage zum andern am 1. Januar seine Ein-
suhrkontingente um 75 Prozent der bisherigen
Mengen herabsetzte. Diese Herabsetzung stellt sich
nur scheinbar als eine mit der Meistbegünstigungs-
klausel zu vereinbarende generelle Maßnahme dar,
wurde doch die Einfuhr aus Amerika, England und
Belgien ohne Ee.genleistung von dieser Kürzung
ausgenommen, während man von Deutschland ein
besonderes Entgegenkommen fordert. Die deut-
sche Regierung hat trotz der damit vorliegenden
Verletzung des Handelsabkommens vom Jahre

des Sommers, wenn der Wind des Bre in
sternenhellen Nächten über die Rosenbeete und
Heliotroprabatten der Villa „Favorita" strich.

schieben und so tun, als ob der Friede
Welt nur durch Deutschland gestört sei.
*

Zum ZandMonflitt mit Frankreich
schreibt der „Neue Politische Pressedienst:
Es zeugt von einer grundsätzlichen unfreund-
lichen Haltung, wenn die französische Regierung in
einem Augenblick, wo zwischen Berlin und Paris
die überaus delikate Frage der Abrüstung und
Gleichberechtigung behandelt wird, einen handels-
politischen Konflikt vom Zaun bricht, der die ge-
genseitige Stimmung nur noch mehr belasten kann.
Wir müssen gegenüber den französischen Versuchen,
die Schuld an diesen wirtschaftspolitischen Diffe-
renzen Deutschland in die Schuhe zu schieben, im-

Sie begleiten mich, Meister."
.Gerne!"

Berlin, 19. Jan. Staatsrat Eörlizer
sprach am Mittwoch im neuen Sstöneberger
Rathaus in einer Versammlung des Reichs-
bundes der Beamten. Er führte dabei u. a.
aus:
„Die Reaktion, wie sie sich in Freimaurer-
logen und gewissen Beamtenklubs zusammen-
fand, glaubt, die Zeit sei gekommen, durch
passiven Widerstand etwas gegen
den verhaßten Nationalsozialismus zu unter-
nehmen. Es gibt Amtsstuben, wo man ver-
sucht, die neuen Gesetze abzubiegen oder
überhaupt nicht auszuführen und die
Absichten Hitlers den Volksgenossen zu ver-
miesen. Da jeder Volksgenosse die Gesetze
nach dem beurteilt, wie sie für ihn lebendig
werden, könnten wir derartiges nicht durch-
gehen lassen.
Wenn die Beamtenschaft sich nicht der
nationalsozialistischen Führung unter-
wirft, propoziert sie ein neues Beamten-
gesetz, das nicht notwendig wäre, wenn
ein Teil der Beamtenschaft aus Vorsatz
oder Schwerfälligkeit nicht die neuen
Gesetze sabotierte.
In den gleichen Kreisen grassiert in den
letzten Wochen eine ganz neue Krankheit.
Man hat es im Sportpalast für richtig befun-
den, inen Zuruf zu machen: „Hitler hat man-
ches geleistet, aber er soll uns unfern Kai-
ser Wilhelm wieder holen." Ich
halte es weder lebenswichtig für uns noch für
ihn, daß der hohe Herr nach Deutschland zu-
riickkehre. Aber es ist ebenfalls verkehrt, uns
zu empfehlen, ihn zurllckzuholen, um das zu
leisten, was Hitler noch nicht geleistet habe.
Wenn nun schwungvolle Kaiser-Wilhelm-Ee»
burtstagsfeiern veranlaßt werden und zu

sich eigentlich befand.
Mia Res strenger Blick hatte Tante Kitty
von jeder unangebrachten Beifallsspende zu-
rückgehalten. Und da legte sich eine Hand auf
des Himmelsguckerlis Scheitel.
Nicht die schönste Englands, die hier so oft
aus seinem Blondhaar geruht hatte. Eine an-
dere, deren sanfter Druck in dieser Stunde
nicht minder entscheidungsvoll für das Him-
melsguckerli war. Tante Kitty hatte sich unter
den Blicken der Diva zurückgezogen.
Und das Bübli war allein mit Mia Re.
Zum erstenmale in seinem Leben allein mit
einer Mondäne, die infolge ihres persönlichen
Zaubers und des Ruhmes ihrer Kunst die
Männerwelt beider Erdhälften zu ihren Füßen
gesehen hatte, deren Wesen und Gestalt auf
tausend und abertausend Streifen durch die
Theater aller Städte lief.
Ein bestrickender Duft, dem sich auch das
Himmelsguckerli nicht zu entwinden vermochte,
ging von der dicht an seiner Seite stehenden
Mia aus.

Ein Schweizerroman von Berg und Tat
von Edward Stilgebauer.
Eop^rigbt dy Uroiuetbeus-VorlkiA Or lläcbucüsr.
e,cöbev^eil bei VI iinckiev.
42)

Veranstaltungen konfessioneller Jugenverb^,
Bamberg, 17. Jan. Wie das „Bamberger
blatt" meldet, hat die Politische Polizei
alle den konfessionellen Jugendverbänden gew»»
erteilten Genehmigungen zu Veranstaltungen
Versammlungen widerrufen. Alle VersamA
gen und Veranstaltungen sind mindestens 48 S
den vorher beim Stadtkommissar anzumelden.

lienische llnterstaatssekretär Suvich ist i
Wien eingetroffen. Das amtliche Kommu-
nique sagt nicht viel darüber, die offiziösen
Auslassungen sind etwas gesprächiger und
lassen durchblicken, daß Mussolini den Plan
habe, eine große mitteleuropäische Wirtschafts-
gemeinschaft zwischen Oesterreich, Deutschland
und Italien zu schaffen. Könnte hiermit der
Plan Frankreichs einer Zusammenarbeit zwi-
schen Oesterreich, Ungarn und der Kleinen
Entente auf wirtschaftlichem Gebiet vereinigt
werden, so könnte dies ein wichtiger Grund-
stein zur Befriedung Europas werden. Wir
Deutsche haben immer noch die Hoffnung, daß
die uns unverständliche Politik in Oesterreich
den Verlauf nimmt, der im Interesse einer
engen Zusammenarbeit der zwei großen deut-
schen Stämme in Mitteleuropa unbedingt
notwendig ist. Bis dieser Zeitpunkt eingetre-
ten ist, wollen und dürfen wir trotz allem
nicht vergeßen, daß wir Brüder sind und daß
über allem Trennenden und Auseinanderstre-
bendem die große deutsche Idee stehen muß.

In Genf ist man wieder zusammenge-
kommen, um zu beraten, und zwar dieses Mal
vor allem über die Saarfra g'e. Obwohl
Deutschland klipp und klar erklärt hat, daß
eine Rückkehr nach Genf nicht in Frage
kommt, hat die Absage auf die neue Einla-
dung doch überrascht, ein Zeichen, daß man
sich in Genf noch immer nicht an das neue
Deutschland gewöhnt hat. In dieser Frage,
sowie in allem, was Deutschlands Ehre und
Gleichberechtigung verletzen würde, gibt es
für uns keine Kompromisse, lieber die
Saarfrage ist unter Deutschen
überhaupt jede Diskussion un-
nötig. Die Saar ist und bleibt deutsch, mö-
gen internationale Kommissionen in Genf
oder sonstwo darüber sagen und beschließen,
was sie wollen. Es ist sicher kein Renommee
für die Genfer Ratsherren, daß sich um sie
allerlei Elemente scharen, die mit viel Eifer
und wenig Skrupel die Geschäfte unserer Geg-
ner besorgen. Es sind dies vor allem der be-
rüchtigte Matz Braun mit seinem Separa-
tistenklünael und die unvermeidlichen Emi-
granten, die jetzt überall da zu finden sind,
wo sie glauben, Deutschland, ihre einstige,
Heimat, schmähen zu können. Es ist kein er-
freuliches Zeichen für die internationale Po-
litik, daß der Präsident der Regierungskom-
mission im Saargebiet der Engländer Knox
wiedergewählt wurde Sein weiteres Am-
tieren und die Umtriebe seiner Hintermänner
im Saargebiet und in Genf zeigen, daß man
nicht gewillt ist, in der Saarpolitik neue ver-
nünftigere Wege einzuschlagen. Um so mehr
wird es Pflicht Deutschlands sein, die Ränke
rechtzeitig aufzudecken und immer und immer
wieder unser Recht auf die Saar der Welt
ins Gewissen zu rufen.
Jeden Tag merken wir es mehr, daß wir
vor einer Entscheidung in der Au-
ßenpolitik stehen. Je mehr auf der Ge-
genseite bald feiner Fäden gesponnen, bald
plumpe Lügen ersonnen werben, je geschäf-
tiger dunkle Elemente alles zusammentragen,
was gegen Deutschlands ausgespielt werben
könnte, je leuchlerischer Frankreich mit feier-
lichem Pathos von seiner bedrohten Sicher-
heit und der Heiligkeit seiner Verträge
spricht, je vorsichtiger England zwischen Rück-
sichten auf Frankreich unb einem Rest an Ee-

was irgendwie den inneren Fried«, stören
könnte. Wir wollen immer daran denken,
auch wenn noch da und dort Spannungen, ja
sogar Konfliktstoffe aus vergangenen Zeiten
da sein sollten, daß es in den wichtigsten Le-
bensfragen der Nation weder Katholiken noch
Protestanten, weder Parteigenossen noch ehe-
malige Anhänger anderer Parteien geben
darf, sondern nur Deutsche. Diese einmal
innerlich erlebte Erkenntnis wird bei allen
inneren Auseinandersetzungen den Ton fin-
den, der den Partner nicht verletzt und der
vielleicht gerade durch dis Aussprache und
Ueberwindung der Ggensäk zeigt, daß der
neue Staat die Herzen der Deutschen erobern
will, daß er wirbt um Liebe und Hingabe
und nur dort mit eiserner Gewalt
wo sie am Platze ist.

Gegen Sabotage und Reaktion
Elastsrat Görttzrr ermahnt die NeamtenWaft
Sammlungen für den Kaiserdank aufgefor-
dert wird, damit von Doorn aus für die Not-
leidenden gesorgt werde, die von uns über-
sehen seien, dann ist das Sabotage am
deutschen Volk und nicht nur am Na-
tionalsozialismus.
Wir verbitten es uns auch, wenn der
hohe Herr in Doorn in einem Briefe
schreibt, man möge dafür tätig sein, daß
Deutschland durch die Rückkehr zur Mo-
narchie endlich wieder glücklich werde.
Wir werden Menschen, die sich zu Trägern
solcher Versuche machen, genau so behandeln
wie die anderen, die glaubten, für Moskau
Propaganda machen zu dürfen. Sie sind no^
gefährlicher als diese, da sie an die Intel-
lektuellen herankommen und uns brauchbare
Leute für unsere Mitarbeit wegnehmen. Die
Staatsform ist für uns Nationalsozia-
listen ja egal. Man solle es aber unterlas-
sen, durch solche Mätzchen, wie sie unternom-
men werden, unsere Arbeit zu stören. Ich
befürchte von diesen Dingen keine Gefähr-
dung von Format für die nationalsozialisti-
sche Bewegung, aber es ist unsere Pflicht, die
Augen aufzuhalten, und wir tragen dem
Führer gegenüber nicht die Verantwortung
für die Entwicklung. Der Beamtenschaft, die
nicht freudig zu uns steht, möchte ich noch sa-
gen. Es hat keinen Zweck für sie, zu
tun, als gebe es keine nationalsozialistische
Regierung. Wir verlangen praktische Arbeit
für den Nationalsozialismus von ihnen.
Wir wollen erreichen, daß Hitler Deutsch-
land gerade so fest in der Hand hat wie
die Partei, und wir werden auch errei-
chen, daß Deutschland wieder vorbildlich
in der Welt dasteht."

Kleine MMeilmM» ,
Havanna. Oberst Battista hat General
Mendieta die Präsidentschaft der Republik
boten. Dieser hat sie angenommen. Ueber bre
sel ist der Belagerungszustand erklärt wovde»-^
Washington. 15 amerikanische Kriegsschiff-^
rund 300 Marinesoldaten an Bord liegen
bereit in den kubanischen Gewässern, um E?
nenfalls sofort zum Schutze von Leben und Estst§
tum der amerikanischen Staatsbürger eing^
zu können. .
Saarbrücken. Am Reichsgründungstage Hw
Regierungskommission auf Antrag der
waltung den städtischen Gebäuden das Flaggt
stattet. gtS'
London. Zum Nachfolger des früheren v^-»-
sekretärs Eden ist Carl Stanhope ernannt uw .

Verhandlungsbereitschaft Frankreichs.
Paris, 19. Jan. In gut unterrichteten ftAie
fischen Kreisen erwartet man, daß nach del
digung des deutsch-französischen Handelsvertf^
durch Frankreich unverzüglich Verhandlung^
genommen werden, um vor dem 19. April,
Ablauf der Kündigungsfrist, zu einem neuen N
delsabkommen zu gelangen. In den betreffs
französischen Kreisen betont man, daß Frnf.fi»
die feste Absicht habe, bis zu diesem Zeitpunkt
Abkommen zustande zu bringen. Außerdem
den die Verhandlungen über die Regelung ,
Fremdenverkehrs fortgesetzt werden, die
dieses Jahres in Berlin begannen. Auch
nungsaustausch über die Scrips werde bm z,
kurzem wieder ausgenommen werden. In
fischen Kreisen weist man im übrigen daraus
daß Artikel 9 des deutsch-französischen Abkowst^
am 23. Februar 1928 über den deutsch-saarm
schon Warenaustausch im Falle einer Kündlff
des deutsch-saarländischen Handelsvertrages
sehe, daß für den deutsch-saarländischen
austausch wieder die Bestimmungen des uolst.^
gen Abkommens vom 5. August 1926 in Kraft
ten würden, die weniger günstig seien, als fe
Abkommens von 1928. Die französische Regi^
soll beschlossen haben, Bemühungen zu unter T
men, damit das gegenwärtige Regime des defjstj,
saarländischen Warenaustausches auf die
gung des deutsch-französischen Handelsabkomm^
nicht beeinträchtigt werde. Schließlich gibt
in französischen Kreisen alle Mühe, die
gentierungsmaßnahmen voll zu rechtfertigen.
französische Regierung wünsche den Streitfall
lokalisieren und den Weg für Verhandlungen "
ein neues Handelsabkommen vorzubereiten.

1927 von ihrem Recht auf wirtschaftlich«
lien nur in bescheidenstem Umfange GebraE^,
macht, denn wahrend die französische GinfE^-i
zung die deutsche Ausfuhr zunächst um 600 M
nen Franken drosseln sollte, beschränkt
Auswirkung der deutschen Vergeltungsmaßuw „
auf einen Gegenwert von nur 160 Millionen
ken. Bei allem Verständnis für den Wunifv
französischen Wirtschaftsführung, die Passioiff^
Handelsblanz zu ändern, müssen wir es als »
träglich bezeichnen, wenn Deutschland allem .z
Kosten dieser wirtschaftspolitischen Uwst^
tragen soll.

Und nun! Das Himmelsguckerli lauschtest
Entzücken. Noch immer, lange schon, naw^
die Töne verklungen waren, saß es voll
dacht da. Da vernahm es Mia Res
„Das will ich in Newyork im Mctrosw^ck
Opera Hause singen, Meister, und sie '
wir dabei behilflich sein!" Aist
„Ich, wie denn ich?" stammelte das
melsguckerli.
„Sie, wer denn sonst! Sie unterschätzen Zpch
Einfluß, Sie wissen ja noch gar nicht,
über welche Macht Sie verfügen, da -lw-st
Sons in Newyork ihre Manager gew„ est
sind. Wenn Sie für mich bei- den Leuten.^
gutes Wort einlogen, dann bin ich„w
Sache sicher und trete in der Oper auf-^
Das Himmelsguckerli wußte garnichft
es darauf erwidern sollte. .
Und doch, etwas Wahres mußte ja s^
daran sein, da diese Frau voll ErfahruN^^^
ches von ihm verlangte und weil es den
trakt mit den Allmächtigen in de? Tasche A,st
Nur um etwas zu erwidern, meinte das
melsguckerli jetzt: „Und ich war der
SiS-wollten nach Hollywood?"

der fühlen für Gerechtigkeit und Ehrenhaftigkeit
für Deutschland hin- und herpendet, desto
fester und geschlossener müssen wir alle hinter
Oesterreich hat hohen Besuch: der ita- der Regierung und ihrer Politik stehen. Noch
in nie vielleicht war Einigkeit und Geschlossen-
heit des ganzen deutschen Volkes so notwen-
dig als jetzt in der Zeit größter außenpoliti-
scher Entscheidungen. Wir haben wir zwei
Tagen den Tag der Reichsgründung gefeiert
und werden am 30. Januar die erste Wieder-
khr des nationalen Aufbruches begehen. Möge
aus all dem, was diese Feiern uns zu sagen
haben und noch künden werden, möge aus der
hinreißenden Welle nationaler Begeisterung
die durch das Reich fluten wird, über die
Feste hinaus das bleiben, was wir brauchen:
die einige geschlossene Nation. Möge aus die-
ser Erkenntnis heraus alles unterbleiben,

Das Notturno! So wie er es, seitdem
Lucienne Pontaise aus seinem Gesichtskreise
verschwunden war, niemals wieder gespielt
hatte, schwebte es jetzt für die Manen des Earl
of Holly durch den entweihten Raum.
Musik, die zur Seele geworden!
Die purpurfarbene Samtportiere an der Tür
bewegte sich, ohne daß das ganz in feine Kunst
versunkene Himmelsguckerli solches bemerkt
hätte. Im Banne der Töne und lanstos trat
Mia Re ein. Gleich einer Verwandelten.
Und das bewirkte nicht allein das Kleid, das
sie jetzt trug! Eine elfenbeinfarbene Robe aus
schwerem Atlas, über deren tiefem Halsaus-
schnitt die Diamanten auf alabasterweitzer Büste
funkelten!
In ihren tiefbraunen Augen lag feuchter
Glanz. Das fein geschnittene Gesicht besten
orientalischen Typs, wie es der Ostjüdin in den
Jahren der Jugend eigentümlich ist, war auf
des Himmelsguckerlis Hände gerichtet.
Um die feinen Nasenflügel bebte-es in die-
.fer Minute, und die Lippen des ein wenig sinn-
lichen Mundes wölbten sich, als sögen sie jeden
Ton wie den Kuß des Geliebten in sich ein.
Die Sportlerin von vorhin war nicht wie-
derzuerkennen. Die ganze Wandlungsfähigkeit
der zu tausend Ausdrucksmöglichkeiten vor der
Linse befähigten Darstellerin trat in ihre Rechte. ococy nicyl einmal oen ocamen cnezer Par per wugre oas yimmelsguaevli m oreqem Augen- „
Mia Re war in diesem Augenblick Mia Re. Parfüms hatte das Bübli je in seinem Leben blick freilich noch nicht. Und doch. Das kleine Newyork bei Robert Sons vor und maw
Lauschend und trinkend, reglos, gleich einem nennen gehört, trotzdem es nun der „Meister" Wörtlein war ohne Widerstand auf seine Lip- Sache Perfekt.
Narmorbilde, und dennoch aufgewühlt in den mit dem amerikanischen Kontrakte war, Pen gekommen. (Fortsetzung folgt.)

Tiefen ihrer Künstlernatur und vollkommen Aber seine den Sinn gefangen nehmende Zum Glück hatte er ja in Genf in Delew^A
hingerissen, stand sie jetzt da. Wirkung empfand es nun, als Mia Re sich auf Meisterklasse eine heilsame Schule durchg^ gst
Das Himmelsguckerli bemerkte das nicht. Er der Ottomane niedersetzte und das Himmels- Der Professor hatte sich damals keineswegs
spielte und spielte. Denn dort, wo die Otto- guckerli an ihre Seite zog. die virtuose Beherrschung der Geige durw^r
mane stand, bemerkte sein Auge den Flügel ' Die Stimme der Diva bebte: „Sind Sie galt- nen Schüler beschränkt. Ein echter und
und auf dem Schemel vor dem Instrumente begnadet und groß!" ' Musiker, der seine Sache aus dem FF verll s»
saß der Earl! Das war keine leere Phrase in diesem Mo- war dort aus dem Bübli geworden, .
Das Notturno ging zu Ende. Nachdem sein mente. Auch nicht etwa das Hyperbel, mit der spielte es denn jetzt auch auf dem Klavier i
letzter Akkord verklungen war, wußte das Him- das Bühnenvolk den erfolgreichen Kollegen sich Satz vom Blatt.
melsguckerli zunächst einmal gar nickst, wo es günstig zu stimmen sucht, während Eifersucht Mia Re stellte das Notenheft auf den 4
und Neid am Herzen nagen. Mozart! Die Arie aus der Zauberflöte!
Mia Re meinte es ehrlich. Das Himmelsguckerli präludierte.
Ihre Künstlernatur beugte sich. " ' - - -
„Ich habe einen Wunsch, Meister!"
Sie hatte ihren nackten, vollen Arm um den
Hals des Bübli geschlungen und fühlte nun,
daß sich das Himuelsguckerli ihr zu entwinden
versuchte. Da gab sie ihn frei und fuhr fort:
„Meinen sehnlichsten! Der Film befriedigt mich
nicht. Man rühmt meinen Sopran, ich habe ihn
ausbilden lassen. Ich will zur Oper! Begreifen
Sie mich?"
Zunächst begriff das Himmelsguckerli aber
ganz und gar nicht. Mia Re gab die Hoffnung
nicht auf. Sie fragte:
„Darf ich Ihnen Vorsingen, Meister?"
Stumm nickte das Himmelsguckerli.
„Dann kommen Sie! Der Flügel steht im
Speisesaal!"
Das Himmelsguckerli folgte der Diva in den
großen Raum, den es kannte, weil er auch Lady
Clarence zum Einnehmen der Mahlzeiten ge-
s n icyragenen r^ugei. Platz.
 
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