Alleluja, unr Lingen!
Xirebeniniisillslisebe Osterbetrselituils: Unsere Xirclleiiiiiclsllc Ini Dienst cker litnrZiselien Oeineinseluikt
nncl cler VeriierrlielinnL Ooltes / Die ^nkssden äsr Xnlrnnkt
Bvm Wcirn und Werden der
Liturgie
„Der Sinn der Liturgie ist der, daß die
Seele vor Gott sei,'sich vor ihm ousströme, daß
sie in seinem Leben, in der heiligen Welt gött-
licher Wirklichkeiten, Wahrheiten. Gleichnisse
und Zeiten lebe, und Mar ihr warmes,
eigentliches, wirkliches Leben."
Romano Euardini.
Gegenstand der liturgischen Feier ist Gott, höch-
stes Ziel seine Verherrlichung. Nur so begreifen
wir das Geheimnis des Vereintseins im corpus
Christus mysticum. Der Einzelne tritt zurück; ge-
tragen wird die liturgische Gebetshandlung von
der Kirche, von der lebendigen Gemeinschaft der
streitenden Gläubigen: lebendig in Christus, ver-
eint mit ihm, erfüllt und angetrieben von feinem
Geiste. Um diesen unseren Glauben kreist unser
ganzes Handeln. Das ist der Mittelpunkt unseres
gläubigen Seins. Es ist das Sichausströmen, das
kindlich beseeligende Spiel im Angesicht des Herrn,
das Aufgehen in der Anschauung Gottes. Aus die-
sem Gedanken an den ewig Seienden, an die Gott-
heit, an den menschgswordenen, gekreuzigten, auf-
erstandenen und erlösenden Christus wird unser
Glaube lebendig, wird unser Gang zu dem ewig
sich erneuernden Geschehen auf dem Opferaltar, in
dem geheiligten Raum ein beschwingtes, befreites
und befreiendes Schreiten zu den Stufen des
Thrones des ewig Herrschenden. Um diesen un-
seren Glauben webt sich der Kultus der Kirche. An
ihm haben zwei Jahrtausende gewoben. Ihn im-
mer erneuert, verändert, erweitert, verschönt! —
Nur der Kern ist geblieben. Er ist und ward seit
jenem Kreuzestode auf Golgatha immer der
gleiche: dem Schöpfer zu danken, ihn zu bitten
und immerdar zu loben und verherrlichen!
„Jauchzet dem Herrn alle Welt."
1. Sonntag n. Epiphanie.
„Ist dies nicht das einheitlichste, ideengewal-
tigsts, geheimnisvollste, erhebendste Gesamtkunst-
werk, das wir überhaupt kennen, das jemals be-
standen hat?" — 2m Dienste dieser eucharistischen
Feier wetteifern seit zwei Jahrtausenden alle
Künste miteinander. Was künden die ragenden
Dome, deren Kuppeln und Türme sich hindrängen
durch die Welt der Wolken zum Himmel? — Wo-
von erzählen die farbenstrotzenden Bilder unserer
großen Meister der Leinwand? — Wozu reden die
Weisen und Hymnen aller Völker aller Zungen?
— Wer wollte sie alle aufzählen, die Künste, die
ihr Bestes hergeben für den Dienst im Herrn? —
Wozu die Vielheit der Töne in den weiten Hallen
der Gotteshäuser, in den Kapellen draußen im ent-
' legenen Dörfchen, in den gottgesegneten Fluren un-
serer fruchtbaren Muttererde? — Sie alle, sie
kennen nur eines: die selbstlose Hingabe zur Ver-
herrlichung Gottes! — Zu dieser Lobpreisung des
Herrn nimmt die junge Lhristengemeinschaft altes
Kulturgut auf. Sie gestaltet neu, sie ändert, sie
fügt aus dem Schatz ihrer jungen Lehre hinzu.
Ein Wachsen und Werden ist es durch Jahrhun-
derte. In alle Länder wandert die Liturgie.
Ueberall wird sie Veränderungen unterworfen.
Die Völker und Nationen, zu denen sie kommt,
sie drücken ihr den eigenen Stempel auf. Ihr
Kern aber — die Erneuerung des Erlösungstodes
— er bleibt. So schafft das deutsche Volk im Rin-
gen um das Erfassen der Gottheit den deutschen,
den gotischen Dom. Germanische Blutart spricht
bei der Fixierung der abendländischen Liturgie
ihr Wort. Aus deutscher Geisteshaltung ersteht
der herrliche Gedanke des „Christus König". Für
die Germanen war Christus der siegreiche Gott-
mensch, der Erlöser in königlicher Haltung. Davon
singt das Annolied, und vor ihm schon der He-
liand: „Christ, der ewige König". Deutschem Geist
entsprungen geht dieser Christ-Königsgedanke in
die fränkisch-römische Liturgie ein; aus der
kriegsfrohen Stimmung germanischen Reckentums
kommt jener gewaltige Kreuzeshymnus in den
Kult, der noch im Tode in Christus den Königs-
menschen sieht:
„Des Königs Banner wallt hervor,
Das Kreuzgeheimnis leuchtet auf."
Ein deutscher, gottbegnadeter Musiker — Anton
Bruckner — hat diesem Hymnus seine genialste
musikalische Form gegeben.
„Singet dem Herrn ein neues Lied".
P s a l m 14 9,1.
In diesem liturgischen Kunstwerk ist der Musik
die hervorragendste Stelle zugewiesen. Aufge-
wachsen mit der jungen Kirche hat die Musik von
Blütezeit zu Blütezeit, durch Zeiten tiefen und
tiefsten Verfalls ihre Stellung bewahrt. Sie ist
Künderin und Deuterin dessen, was nicht mit
Wort, was nicht durch di« Gebärde ausgedrllckt
werden kann. „Gott lobend" (Apostelgeschichte
2,46) harrten die Christen aus, immer in der Er-
innerung an das Brotbrechen des Herrn. So
wurde der Gesang zu der Musik der Kirche. Aus
den gleichen Quellen schöpfend ersteht der Choral,
der „Siegesruf des Christentums". Neben den
Gesang tritt die Orgel. Jedoch nicht gleich. Der
heidnischen Kulturwelt als weltliches Ding ange-
HSrend erwirbt sie sich erst später den Ehrenplatz,
der ihr heute angewiesen ist. Als erste beglau-
bigte Instrumente gelten die Werke des Franken-
es muß für sie gedankt werden.
königs Pipin und die von Kaiser Michael an Karl
d. Gr. übersandte Orgel, die in der Pfalzkirche zu
Aachen ausgestellt wurde. Die Orgel wurde Be-
gleitinstrument und Bindemittel zwischen den Ge-
sängen des Chores und des Priesters. Dann
schafft sich das Volk sein Lied. Es lobt, es bittet
und dankt in seinen Liedern. Es jauchzt, preist
und fleht in seiner Muttersprache zum Allerhöch-
sten. Unsere schönsten Lieder entstammen diesen
Zeiten. Hinzu tritt seit dem 17. Jahrhundert der
polyphone a-capella-Gesang. Uns Heutigen eine
fremde Sprache. Doch so schön, so edel, so tiefgläu-
big und harmonisch. Und fremd, weil wir nicht
versuchen, in die Geheimnisse dieser Sprache ein-
zudringen. Ein Instrument nach dem andern er-
obert sich die Empore der Kirche. Streicher und
Bläser, Trompeten und Pauken, sie alle versam-
meln sich zu dem großen Lobgefang. Immer und
immer können wir es erschauen. In den weiten
Hallen, Kuppeln und Gewölben von Künstlerhand
„Wenn ihnen nichts einfällt, nennen fie's
kirchlich." A. Bruckner.
Dieses sarkastische Brucknerwort paßt zwar nicht
auf unsere Zeit, doch kann es uns Leitstern sein
bei den kommenden Aufgaben der Arbeit. Die
Ausführungspraxis unserer Chöre ist gut. Mit
Stolz kann Geistlichkeit und Gemeinde auf ihre
Chöre schauen. Das sollte Grund sein, ihre Ar-
beit zu erleichtern. Die Chöre selbst aber stehen
im Aufbruch einer neuen musikalischen Epoche.
Aus der Vergangenheit wollen wir das Gute mit-
nehmen, das aber, auf das das Brucknerwort ge-
münzt ist, wollen wir vergeßen. Im Vordergrund
der Arbeit steht die Choralpflege. Sie ist
und bleibt Anfang und Ende der Liturgie. Die
Erfahrungen und Erfolge lehren immer wieder,
daß es nicht so schwer und so ungeheuerlich ist um
das Vertrautwerden. Sodann kommt zu der be-
reits ausgiebig gepflegten mehrstimmigen Musik
der alten und ältesten Meister die Beachtung
des Schaffens unserer modernen Ge-
neration. Auch hier wird vielfach zu scheiden
sein. Oberstes Gesetz bei der Entscheidung ist im-
mer das große Ganze, von dem die Kirchenmusik
mit den wundersamsten Geschehnissen unserer
Glaubens und den alten vertrauten Legenden aus-
gemalt, aufragend an Säulen und Pfeilern die
prächtigsten Skulpturen, ertönt der Festesjubel der
Orgel, aus freudigem, gläubigen Herzen steigt der
Ruf des Chores empor „Kyrie eleison". Und all
dies Geschehen, es ist ein- und hingeordnet zu dem
Einen, zu dem gewaltigsten und geheimnisvollsten
Geschehen auf dem weiten Erdenrund. Nun das
große Schlußwort: der lichte Raum erfüllt sich mit
Jubel und Freude, mit Glanz und Pracht; alles
vereint sich und es blüht auf der mächtige Hym-
nus des Osterglückes. Orgel, Chor und Gemeinde,
sie jauchzen auf und da erscheint als Krönung des
Ostergedankens, als höchste Verdeutlichung, ja, als
Verdeutschung im wahren Sinne des Wortes das
uralte und doch ewig junge Volkslied:
Christ ist erstanden! Allelujas
Alleluja!
Vor uns liegen die Berichte unserer hiesigen
Kirchenchöre. Wir haben darum gebeten. Eine
Fülle von Material. Wollten wir, was die Chöre
geleistet haben zur Ehre Gottes, alles aufzählen,
wir könnten Blatt um Blatt füllen. So müssen
wir uns etwas beschränken und zum Teil sum-
marisch Vorgehen.
Der Choral
Wir stehen im Beginn einer Choralrenais-
sance. Theoretisch vor hundert Jahren von den
Benediktinern in Solesmes begründet, hat unser
Jahrhundert die praktische Verwertung gebracht.
Auch hier spricht eine alte, fast unbekannte
Sprache zu uns. Wir verstehen auch sie nur,
«wenn wir den Sinn unseres Gottesdienstes be-
griffen haben. Nur dann! Die ersten Anfänge
sind, bei uns gemacht. Es ist nicht leicht. Aber
Entmutigung darf es nicht geben. Wenn wir
einmal die Schönheiten des Choral, feind be-
schwingten und jubelnden Melodien, die Wärme
und Tiefe seiner Trauergesänge erfaßt haben,
dann erst ist er uns das, was er sein soll und
will: Ausdruck unseres innersten Wunsches! Wir
können nur dann Verständnis für den Choral
finden, wenn wir das liturgische Lüben in uns
wieder entfachen. Choral und Liturgie hängen
auf das engste zusammen. Das Wort des Prie-
sters, die Leistungen des Chores, das Spiel des
Organisten, diese Dreiheit muß das Verstehen
um die Geheimnisse wecken.
Liturgische Kirchenmusik
Die Arbeit auf diesem ureigensten Gebiet un-
serer alten und neuen Meister ist groß. Desto
erfreulicher die Darbietungen unserer Chöre.
Aus der Fülle der aufgeführten nennen wir nur
einige der wichtigsten.
A-capella-Messen
Jesuitenkirche: Drsikönigsmesse von Koenen;
Alissa brevis von Palestrino.
St. Bonifaz: Messe in C von Barnabei; Missa
Papa« Marcelli von Palestrina.
St. Rafael (Neuenheim): Messe op. löt von
Rheinberger.
St. Vitus (Handschuhshsim): Missa brevis von
Palestrina; Herz-Jesu-Messe von E. Hug.
St. Nepomuk (Rohrbach): —
St. Peter (Kirchheim): Blasius-Mess« von Waß-
mer; Missa Jesu redemptor von Kaim.
gekommen, den sie anderwärts bereits hat. Un-
sere Chöre sind überlastet. Trotzdem sollte die
Pflege dieser Musik nicht vernachlässigt werden.
Vielleicht lassen sich dafür in der Folgezeit Mit-
tel und Wege finden. Zu nennen ist hier nur
„Ein Weihnachtssingen" von Otto Jochum, das
Cacilia-Kirchheim ausgeführt hat (wegen d«r
Kälte in der Kirche im Saal).
Dirigenten, Organisten und Führer der CHSr«
Nun seien noch die Namen derjenigen ge-
nannt, die unberührt von dem Lorbeer äußerer
Ehren die gewaltige Arbeit im Dienste der Mu-
siea sacra für uns und zur Ehre Gottes geleistet
haben. Es walten in der
Jefuitenkirche: O. Bundschuh als Dirigent und
Organist, (i. V. Frl. Metzler als Organist),
Jakob Fehringer als Führer.
Tt. Bonifaz: A. Schwarz als Dirigent, Frl. 8t.
Pellissier als Organist, K. Schmitt als Füh-
rer.
St. Rafael: Fr. Frey als Dirigent und Organist,
E. Gäng als Führer.
St. Vitus: E. Harbarth als Dirigent, E. Enget
als Organist, H. Einig als Führer.
Tt. Nepomuk: I. Müller als Dirigent, I. Mel-
iert als Organist, I. Müller als Führer.
St. Peter: A. Sauer jun. als Dirigent, A. Sauer
sen. als Organist, Fr. Hampel als Führer.
St. Bartholomäus: W. SchlicksuPP als Dirigent,
G. Hofmaler als Organist, I. Müller als
Führer.
„Die Kirchenmusik ist ein wesentlicher Be-
standteil der feierlichen Liturgie."
Papst Pius X.
Diese Anfangssätze des bekannten Motu pro«
Prios (1903) könnten jedem, der mitgestaltet bei
der feierlichen Liturgie, Dank genug sein. Der
Kirchenchor ist beteiligt an den erhobenen
Funktionen der Hierarchie. Es ist Hirtenamt,
es ist Lehramt und es ist zugleich allgemeines
Priesteramt. Neben der Kanzel, von der der
Priester das Wort Gottes verkündet, tritt als
gleichberechtigt das Pult des Dirigenten, die
Bank des Organisten, die Empore des Chores.
Singen ist stehen vor Gott, ist Dienen am Al-
tar des Herrn. Und jene, welche verächtlich die
Leistungen würdigen, die aus Mißgunst, persön-
lichem Hader oder Selbstüberhebung nicht mit- ,
tun, sie brechen über sich selbst den Stab.
Man möchte zu allen kommen und sprechen!
Singe mit! Dann würde das Letzte, das Große«,
die Volksliturgie, die Gemeinschaft des Brotbve-
chens zur Wirklichkeit. Und der Chor selbst!
Nicht alle sind von diesem Geist erfüllt. Oft
fehlt er. Man schiebt es auf den Dirigenten,
man macht nicht mehr mit. Wir können nicht
für jeden Chor einen L. Berberich, SchremS
oder I. Meßner schaffen. Nicht für jede Orgel
einen Bachem, Piechler oder Dunkelberg. Sehen
wir aber in jedem, der berufen ist, den Chor
zu leiten, die „Orgel zu schlagen", einen vom
besten Willen beseelten Menschen. Nicht der
Chorleiter kann sich nach den 40, 60 oder 100
Mitgliedern seines Chores richten, jeden einzel-
nen nach seinem Geschmack dirigieren. Hier
zeigt sich, wer vom echten Geist der liturgi-
schen Gemeinschaft durchdrungen ist. Und der
Chorleiter? Er achte auf sich! Oft mute er sei-
nem Chor etwas mehr zu. Vielleicht gehts. Der
Wille überwindet oft manche Schwierigkeiten.
Dann wird der Chor das, was sein Name be-
sagt, „Chor, der Kirche ist und das Leben der
Kirche, das liturgische Leben in seinem Gesang
in voller Wahrheit und Wahrhaftigkeit auS«
spricht" (P. Fidelis Böser, O. S. B.)
St. Bartholomäus: Stabat mater von Singen-
beraer; Missa in honorem Sti. Josephs von
E. Hug.
Messen mit Orgel- oder Orchvfterbeglettung
Jefuitenkirche: Missa G-dur und Missa Solem-
nis D-dur von M. Ulke; Neunte Messe von
Faißt; Mater admirabilis von Griesbacher;
Requiem von Cherubim.
St. Bonifaz: Missa in G-dur von M. Ulks;
Messe in E von I. Rheinberger; Messe in
B von W. A. Mozart; Messe in G-dur von
Fr. Schubert.
St. Rafael (Neuenheim): St. Kasstansmesse von
Gr. Zangl; Missa solemnis von M. FUke.
St. Vitus (Handschuhsheim): Missa dominicalis
von P. Griesbacher; Missa brevtssima von
Th. Grau.
St. Nepomuk (Rohrbach): Messe F-moll von I.
Rheinberger.
St. Peter (Kirchheim): Missa stellis mariS von
P. Griesbacher; Missa sexta von Haller;
Missa nona von Faißt.
St. Bartholomäus (Wieblingen): St. Aloysius-
Messe von I. Gruber; Missa septima von
A. Faißt.
Dos bedeutet keine restlose Aufzählung der ge-
sungenen Messen. Die Auswahl erfolgte in Rich-
tung auf Bevorzugung gewisser Stilperioden
Neue Wege - neue Ausgaben
Bestandteil ist. Der Blick auf dieses Ganze, der
„Geist des Ganzen" ist der erste und wichtigste
Zweckgedanke, der Form und Gehalt und Inhalt
der Kirchenmusik beeinflussen muß. Und ein drit-
tes kommt hinzu: die Pflege der geist -
lichen Musik, der klassischen Epochen, der
wertvollen Werke der Spätzeit und in erster Linie
die erfolgreichen Versuche unserer von Liturgie
und Gregorianik entzündeten Jüngsten. Wenn die
Festtage vorbei sind, dann kann dieses große Werk
beginnen. Die Maienzeit mit der herrlichen Ver-
ehrung der Gottesmutter Maria bietet so unend-
lich viel Gelegenheit dazu. Es sei nur auf die
wundersamen Weisen von Fr. Philipp, O. Jo-
chum, O. Dunkelberg und viele andere hingewie-
sen. Hier weitet sich der Kirchenraum. Außer-
halb der Liturgie gibt er im Rahmen der sakra-
mentalen Andacht den Platz für die Darbietung
dieser geistlichen Kunstwerke. „Es geht nicht bloß
um Kunst und Gesang, es geht nach Pius X. um
die erste Quelle christlichen Geistes und nach Pius
XI. um die „Actio sacra", um die Aktivierung des
geweihten und des allgemeinen Priestertums."
E. Tr.
Lob und Sank unseren Shoren
„Da wird das Lied zur Predigt."
Bischof M. Kaller (Ermland).
In dieser Sicht gesehen, verstehen wir allein
die Musik unserer Kirche. Sie ist in erster Linie
nicht ein Singen zum Menschen über Gott,
sondern «in Beten und Singen des Menschen z u
Gott. Die Liturgie ergibt jene große Dreiteilung:
Choral, Orgel und Chor. Der Chor vertritt nur
das Volk, dos nach den Wünschen der letzten
kirchlichen Gesetzgebung immer mehr hineinge-
stellt werden soll in den kultischen Zusammen-
hang. Das Volk soll nicht beten, sondern es soll
mitbeten, mit dem Priester am Altar, m i t-
beten mit dem Singen des Chores. Mit-
beten beim Gesang der ganzen Gemeinde. Erst
dann, wenn wir uns vo'n allem anderen frei-
gemacht haben — z. B. der Unsitte des Privat-
gebetes bei gemeinsamem Beten oder Singen —
«dann erwächst der große Gedanke der Liturgie
als der letzten und höchsten Gemeinschaft. In
dieser Gemeinschaft — wo das Singen zum Be-
ten wird — Hot der Chor seine besondere Auf-
gabe. In dem Hineingestelltsein in die liturgische
Handlung verstehen wir seine Aufgabe ganz,
würdigen wir seine Arbeit in dem Maße, wie
es gebührend ist. Und es verlohnt sich wirklich,
einmal wenigstens der unendlichen Arbeit des
kirchenmusikalifchen Schaffens zu gedenken. Der
Zweck der Kirchenmusik — die Verherrlichung
Gottes — verbietet es, in kritischer Weise zu
solchen Aufführungen, wenn sie mit >dem eucha- „ . , , „ „ „ - _,
ristischen Geschehen verbunden sind, Stellung zu durch die Dirigenten. Bereichert wird dies reiche
nehmen. Aber der Arbeit muß gedacht werden, Schaffen noch durch die Aufführung
Sonstiger Kirchenmusik
Wir zählen aus der Unzahl der Motetten und
Lieder zu den Großfesten nur jene aus, die das
Wirken der Chöre schlagartig beleuchten. Die
Epoche des Cäciliamsmus und die Wiener Mei-
ster — mit Einschluß von A. Bruckner — bevor-
zugte der Chor der Jefuitenkirche. Demgegen-
über nahm der Chor der Bonifatiuskirche zu
den Wienern (A. Bruckner und Fr. Schubert)
moderne Meister (I. Kromolicki und K. Thiel).
Für NeuenHeim wäre Mozart zu nennen. Hand-
schuhsheim brachte neben A. Lipp und E. Hug
noch Palestrina und Vittoria. In Kirchheim
wurde außer den Altmeistern G. Fr. Händel,
I. Hay-dn, Mozart auch Fr. Philipp gepflegt.
Wieblingen sang außer Mozart C. Frey, I
Gruber und M. Schreiber.
Kirchenmusikalische Andachten
Die Pflege der geistlichen Musik neben der
liturgischen ist bei uns noch nicht zu dem Erfolg
Xirebeniniisillslisebe Osterbetrselituils: Unsere Xirclleiiiiiclsllc Ini Dienst cker litnrZiselien Oeineinseluikt
nncl cler VeriierrlielinnL Ooltes / Die ^nkssden äsr Xnlrnnkt
Bvm Wcirn und Werden der
Liturgie
„Der Sinn der Liturgie ist der, daß die
Seele vor Gott sei,'sich vor ihm ousströme, daß
sie in seinem Leben, in der heiligen Welt gött-
licher Wirklichkeiten, Wahrheiten. Gleichnisse
und Zeiten lebe, und Mar ihr warmes,
eigentliches, wirkliches Leben."
Romano Euardini.
Gegenstand der liturgischen Feier ist Gott, höch-
stes Ziel seine Verherrlichung. Nur so begreifen
wir das Geheimnis des Vereintseins im corpus
Christus mysticum. Der Einzelne tritt zurück; ge-
tragen wird die liturgische Gebetshandlung von
der Kirche, von der lebendigen Gemeinschaft der
streitenden Gläubigen: lebendig in Christus, ver-
eint mit ihm, erfüllt und angetrieben von feinem
Geiste. Um diesen unseren Glauben kreist unser
ganzes Handeln. Das ist der Mittelpunkt unseres
gläubigen Seins. Es ist das Sichausströmen, das
kindlich beseeligende Spiel im Angesicht des Herrn,
das Aufgehen in der Anschauung Gottes. Aus die-
sem Gedanken an den ewig Seienden, an die Gott-
heit, an den menschgswordenen, gekreuzigten, auf-
erstandenen und erlösenden Christus wird unser
Glaube lebendig, wird unser Gang zu dem ewig
sich erneuernden Geschehen auf dem Opferaltar, in
dem geheiligten Raum ein beschwingtes, befreites
und befreiendes Schreiten zu den Stufen des
Thrones des ewig Herrschenden. Um diesen un-
seren Glauben webt sich der Kultus der Kirche. An
ihm haben zwei Jahrtausende gewoben. Ihn im-
mer erneuert, verändert, erweitert, verschönt! —
Nur der Kern ist geblieben. Er ist und ward seit
jenem Kreuzestode auf Golgatha immer der
gleiche: dem Schöpfer zu danken, ihn zu bitten
und immerdar zu loben und verherrlichen!
„Jauchzet dem Herrn alle Welt."
1. Sonntag n. Epiphanie.
„Ist dies nicht das einheitlichste, ideengewal-
tigsts, geheimnisvollste, erhebendste Gesamtkunst-
werk, das wir überhaupt kennen, das jemals be-
standen hat?" — 2m Dienste dieser eucharistischen
Feier wetteifern seit zwei Jahrtausenden alle
Künste miteinander. Was künden die ragenden
Dome, deren Kuppeln und Türme sich hindrängen
durch die Welt der Wolken zum Himmel? — Wo-
von erzählen die farbenstrotzenden Bilder unserer
großen Meister der Leinwand? — Wozu reden die
Weisen und Hymnen aller Völker aller Zungen?
— Wer wollte sie alle aufzählen, die Künste, die
ihr Bestes hergeben für den Dienst im Herrn? —
Wozu die Vielheit der Töne in den weiten Hallen
der Gotteshäuser, in den Kapellen draußen im ent-
' legenen Dörfchen, in den gottgesegneten Fluren un-
serer fruchtbaren Muttererde? — Sie alle, sie
kennen nur eines: die selbstlose Hingabe zur Ver-
herrlichung Gottes! — Zu dieser Lobpreisung des
Herrn nimmt die junge Lhristengemeinschaft altes
Kulturgut auf. Sie gestaltet neu, sie ändert, sie
fügt aus dem Schatz ihrer jungen Lehre hinzu.
Ein Wachsen und Werden ist es durch Jahrhun-
derte. In alle Länder wandert die Liturgie.
Ueberall wird sie Veränderungen unterworfen.
Die Völker und Nationen, zu denen sie kommt,
sie drücken ihr den eigenen Stempel auf. Ihr
Kern aber — die Erneuerung des Erlösungstodes
— er bleibt. So schafft das deutsche Volk im Rin-
gen um das Erfassen der Gottheit den deutschen,
den gotischen Dom. Germanische Blutart spricht
bei der Fixierung der abendländischen Liturgie
ihr Wort. Aus deutscher Geisteshaltung ersteht
der herrliche Gedanke des „Christus König". Für
die Germanen war Christus der siegreiche Gott-
mensch, der Erlöser in königlicher Haltung. Davon
singt das Annolied, und vor ihm schon der He-
liand: „Christ, der ewige König". Deutschem Geist
entsprungen geht dieser Christ-Königsgedanke in
die fränkisch-römische Liturgie ein; aus der
kriegsfrohen Stimmung germanischen Reckentums
kommt jener gewaltige Kreuzeshymnus in den
Kult, der noch im Tode in Christus den Königs-
menschen sieht:
„Des Königs Banner wallt hervor,
Das Kreuzgeheimnis leuchtet auf."
Ein deutscher, gottbegnadeter Musiker — Anton
Bruckner — hat diesem Hymnus seine genialste
musikalische Form gegeben.
„Singet dem Herrn ein neues Lied".
P s a l m 14 9,1.
In diesem liturgischen Kunstwerk ist der Musik
die hervorragendste Stelle zugewiesen. Aufge-
wachsen mit der jungen Kirche hat die Musik von
Blütezeit zu Blütezeit, durch Zeiten tiefen und
tiefsten Verfalls ihre Stellung bewahrt. Sie ist
Künderin und Deuterin dessen, was nicht mit
Wort, was nicht durch di« Gebärde ausgedrllckt
werden kann. „Gott lobend" (Apostelgeschichte
2,46) harrten die Christen aus, immer in der Er-
innerung an das Brotbrechen des Herrn. So
wurde der Gesang zu der Musik der Kirche. Aus
den gleichen Quellen schöpfend ersteht der Choral,
der „Siegesruf des Christentums". Neben den
Gesang tritt die Orgel. Jedoch nicht gleich. Der
heidnischen Kulturwelt als weltliches Ding ange-
HSrend erwirbt sie sich erst später den Ehrenplatz,
der ihr heute angewiesen ist. Als erste beglau-
bigte Instrumente gelten die Werke des Franken-
es muß für sie gedankt werden.
königs Pipin und die von Kaiser Michael an Karl
d. Gr. übersandte Orgel, die in der Pfalzkirche zu
Aachen ausgestellt wurde. Die Orgel wurde Be-
gleitinstrument und Bindemittel zwischen den Ge-
sängen des Chores und des Priesters. Dann
schafft sich das Volk sein Lied. Es lobt, es bittet
und dankt in seinen Liedern. Es jauchzt, preist
und fleht in seiner Muttersprache zum Allerhöch-
sten. Unsere schönsten Lieder entstammen diesen
Zeiten. Hinzu tritt seit dem 17. Jahrhundert der
polyphone a-capella-Gesang. Uns Heutigen eine
fremde Sprache. Doch so schön, so edel, so tiefgläu-
big und harmonisch. Und fremd, weil wir nicht
versuchen, in die Geheimnisse dieser Sprache ein-
zudringen. Ein Instrument nach dem andern er-
obert sich die Empore der Kirche. Streicher und
Bläser, Trompeten und Pauken, sie alle versam-
meln sich zu dem großen Lobgefang. Immer und
immer können wir es erschauen. In den weiten
Hallen, Kuppeln und Gewölben von Künstlerhand
„Wenn ihnen nichts einfällt, nennen fie's
kirchlich." A. Bruckner.
Dieses sarkastische Brucknerwort paßt zwar nicht
auf unsere Zeit, doch kann es uns Leitstern sein
bei den kommenden Aufgaben der Arbeit. Die
Ausführungspraxis unserer Chöre ist gut. Mit
Stolz kann Geistlichkeit und Gemeinde auf ihre
Chöre schauen. Das sollte Grund sein, ihre Ar-
beit zu erleichtern. Die Chöre selbst aber stehen
im Aufbruch einer neuen musikalischen Epoche.
Aus der Vergangenheit wollen wir das Gute mit-
nehmen, das aber, auf das das Brucknerwort ge-
münzt ist, wollen wir vergeßen. Im Vordergrund
der Arbeit steht die Choralpflege. Sie ist
und bleibt Anfang und Ende der Liturgie. Die
Erfahrungen und Erfolge lehren immer wieder,
daß es nicht so schwer und so ungeheuerlich ist um
das Vertrautwerden. Sodann kommt zu der be-
reits ausgiebig gepflegten mehrstimmigen Musik
der alten und ältesten Meister die Beachtung
des Schaffens unserer modernen Ge-
neration. Auch hier wird vielfach zu scheiden
sein. Oberstes Gesetz bei der Entscheidung ist im-
mer das große Ganze, von dem die Kirchenmusik
mit den wundersamsten Geschehnissen unserer
Glaubens und den alten vertrauten Legenden aus-
gemalt, aufragend an Säulen und Pfeilern die
prächtigsten Skulpturen, ertönt der Festesjubel der
Orgel, aus freudigem, gläubigen Herzen steigt der
Ruf des Chores empor „Kyrie eleison". Und all
dies Geschehen, es ist ein- und hingeordnet zu dem
Einen, zu dem gewaltigsten und geheimnisvollsten
Geschehen auf dem weiten Erdenrund. Nun das
große Schlußwort: der lichte Raum erfüllt sich mit
Jubel und Freude, mit Glanz und Pracht; alles
vereint sich und es blüht auf der mächtige Hym-
nus des Osterglückes. Orgel, Chor und Gemeinde,
sie jauchzen auf und da erscheint als Krönung des
Ostergedankens, als höchste Verdeutlichung, ja, als
Verdeutschung im wahren Sinne des Wortes das
uralte und doch ewig junge Volkslied:
Christ ist erstanden! Allelujas
Alleluja!
Vor uns liegen die Berichte unserer hiesigen
Kirchenchöre. Wir haben darum gebeten. Eine
Fülle von Material. Wollten wir, was die Chöre
geleistet haben zur Ehre Gottes, alles aufzählen,
wir könnten Blatt um Blatt füllen. So müssen
wir uns etwas beschränken und zum Teil sum-
marisch Vorgehen.
Der Choral
Wir stehen im Beginn einer Choralrenais-
sance. Theoretisch vor hundert Jahren von den
Benediktinern in Solesmes begründet, hat unser
Jahrhundert die praktische Verwertung gebracht.
Auch hier spricht eine alte, fast unbekannte
Sprache zu uns. Wir verstehen auch sie nur,
«wenn wir den Sinn unseres Gottesdienstes be-
griffen haben. Nur dann! Die ersten Anfänge
sind, bei uns gemacht. Es ist nicht leicht. Aber
Entmutigung darf es nicht geben. Wenn wir
einmal die Schönheiten des Choral, feind be-
schwingten und jubelnden Melodien, die Wärme
und Tiefe seiner Trauergesänge erfaßt haben,
dann erst ist er uns das, was er sein soll und
will: Ausdruck unseres innersten Wunsches! Wir
können nur dann Verständnis für den Choral
finden, wenn wir das liturgische Lüben in uns
wieder entfachen. Choral und Liturgie hängen
auf das engste zusammen. Das Wort des Prie-
sters, die Leistungen des Chores, das Spiel des
Organisten, diese Dreiheit muß das Verstehen
um die Geheimnisse wecken.
Liturgische Kirchenmusik
Die Arbeit auf diesem ureigensten Gebiet un-
serer alten und neuen Meister ist groß. Desto
erfreulicher die Darbietungen unserer Chöre.
Aus der Fülle der aufgeführten nennen wir nur
einige der wichtigsten.
A-capella-Messen
Jesuitenkirche: Drsikönigsmesse von Koenen;
Alissa brevis von Palestrino.
St. Bonifaz: Messe in C von Barnabei; Missa
Papa« Marcelli von Palestrina.
St. Rafael (Neuenheim): Messe op. löt von
Rheinberger.
St. Vitus (Handschuhshsim): Missa brevis von
Palestrina; Herz-Jesu-Messe von E. Hug.
St. Nepomuk (Rohrbach): —
St. Peter (Kirchheim): Blasius-Mess« von Waß-
mer; Missa Jesu redemptor von Kaim.
gekommen, den sie anderwärts bereits hat. Un-
sere Chöre sind überlastet. Trotzdem sollte die
Pflege dieser Musik nicht vernachlässigt werden.
Vielleicht lassen sich dafür in der Folgezeit Mit-
tel und Wege finden. Zu nennen ist hier nur
„Ein Weihnachtssingen" von Otto Jochum, das
Cacilia-Kirchheim ausgeführt hat (wegen d«r
Kälte in der Kirche im Saal).
Dirigenten, Organisten und Führer der CHSr«
Nun seien noch die Namen derjenigen ge-
nannt, die unberührt von dem Lorbeer äußerer
Ehren die gewaltige Arbeit im Dienste der Mu-
siea sacra für uns und zur Ehre Gottes geleistet
haben. Es walten in der
Jefuitenkirche: O. Bundschuh als Dirigent und
Organist, (i. V. Frl. Metzler als Organist),
Jakob Fehringer als Führer.
Tt. Bonifaz: A. Schwarz als Dirigent, Frl. 8t.
Pellissier als Organist, K. Schmitt als Füh-
rer.
St. Rafael: Fr. Frey als Dirigent und Organist,
E. Gäng als Führer.
St. Vitus: E. Harbarth als Dirigent, E. Enget
als Organist, H. Einig als Führer.
Tt. Nepomuk: I. Müller als Dirigent, I. Mel-
iert als Organist, I. Müller als Führer.
St. Peter: A. Sauer jun. als Dirigent, A. Sauer
sen. als Organist, Fr. Hampel als Führer.
St. Bartholomäus: W. SchlicksuPP als Dirigent,
G. Hofmaler als Organist, I. Müller als
Führer.
„Die Kirchenmusik ist ein wesentlicher Be-
standteil der feierlichen Liturgie."
Papst Pius X.
Diese Anfangssätze des bekannten Motu pro«
Prios (1903) könnten jedem, der mitgestaltet bei
der feierlichen Liturgie, Dank genug sein. Der
Kirchenchor ist beteiligt an den erhobenen
Funktionen der Hierarchie. Es ist Hirtenamt,
es ist Lehramt und es ist zugleich allgemeines
Priesteramt. Neben der Kanzel, von der der
Priester das Wort Gottes verkündet, tritt als
gleichberechtigt das Pult des Dirigenten, die
Bank des Organisten, die Empore des Chores.
Singen ist stehen vor Gott, ist Dienen am Al-
tar des Herrn. Und jene, welche verächtlich die
Leistungen würdigen, die aus Mißgunst, persön-
lichem Hader oder Selbstüberhebung nicht mit- ,
tun, sie brechen über sich selbst den Stab.
Man möchte zu allen kommen und sprechen!
Singe mit! Dann würde das Letzte, das Große«,
die Volksliturgie, die Gemeinschaft des Brotbve-
chens zur Wirklichkeit. Und der Chor selbst!
Nicht alle sind von diesem Geist erfüllt. Oft
fehlt er. Man schiebt es auf den Dirigenten,
man macht nicht mehr mit. Wir können nicht
für jeden Chor einen L. Berberich, SchremS
oder I. Meßner schaffen. Nicht für jede Orgel
einen Bachem, Piechler oder Dunkelberg. Sehen
wir aber in jedem, der berufen ist, den Chor
zu leiten, die „Orgel zu schlagen", einen vom
besten Willen beseelten Menschen. Nicht der
Chorleiter kann sich nach den 40, 60 oder 100
Mitgliedern seines Chores richten, jeden einzel-
nen nach seinem Geschmack dirigieren. Hier
zeigt sich, wer vom echten Geist der liturgi-
schen Gemeinschaft durchdrungen ist. Und der
Chorleiter? Er achte auf sich! Oft mute er sei-
nem Chor etwas mehr zu. Vielleicht gehts. Der
Wille überwindet oft manche Schwierigkeiten.
Dann wird der Chor das, was sein Name be-
sagt, „Chor, der Kirche ist und das Leben der
Kirche, das liturgische Leben in seinem Gesang
in voller Wahrheit und Wahrhaftigkeit auS«
spricht" (P. Fidelis Böser, O. S. B.)
St. Bartholomäus: Stabat mater von Singen-
beraer; Missa in honorem Sti. Josephs von
E. Hug.
Messen mit Orgel- oder Orchvfterbeglettung
Jefuitenkirche: Missa G-dur und Missa Solem-
nis D-dur von M. Ulke; Neunte Messe von
Faißt; Mater admirabilis von Griesbacher;
Requiem von Cherubim.
St. Bonifaz: Missa in G-dur von M. Ulks;
Messe in E von I. Rheinberger; Messe in
B von W. A. Mozart; Messe in G-dur von
Fr. Schubert.
St. Rafael (Neuenheim): St. Kasstansmesse von
Gr. Zangl; Missa solemnis von M. FUke.
St. Vitus (Handschuhsheim): Missa dominicalis
von P. Griesbacher; Missa brevtssima von
Th. Grau.
St. Nepomuk (Rohrbach): Messe F-moll von I.
Rheinberger.
St. Peter (Kirchheim): Missa stellis mariS von
P. Griesbacher; Missa sexta von Haller;
Missa nona von Faißt.
St. Bartholomäus (Wieblingen): St. Aloysius-
Messe von I. Gruber; Missa septima von
A. Faißt.
Dos bedeutet keine restlose Aufzählung der ge-
sungenen Messen. Die Auswahl erfolgte in Rich-
tung auf Bevorzugung gewisser Stilperioden
Neue Wege - neue Ausgaben
Bestandteil ist. Der Blick auf dieses Ganze, der
„Geist des Ganzen" ist der erste und wichtigste
Zweckgedanke, der Form und Gehalt und Inhalt
der Kirchenmusik beeinflussen muß. Und ein drit-
tes kommt hinzu: die Pflege der geist -
lichen Musik, der klassischen Epochen, der
wertvollen Werke der Spätzeit und in erster Linie
die erfolgreichen Versuche unserer von Liturgie
und Gregorianik entzündeten Jüngsten. Wenn die
Festtage vorbei sind, dann kann dieses große Werk
beginnen. Die Maienzeit mit der herrlichen Ver-
ehrung der Gottesmutter Maria bietet so unend-
lich viel Gelegenheit dazu. Es sei nur auf die
wundersamen Weisen von Fr. Philipp, O. Jo-
chum, O. Dunkelberg und viele andere hingewie-
sen. Hier weitet sich der Kirchenraum. Außer-
halb der Liturgie gibt er im Rahmen der sakra-
mentalen Andacht den Platz für die Darbietung
dieser geistlichen Kunstwerke. „Es geht nicht bloß
um Kunst und Gesang, es geht nach Pius X. um
die erste Quelle christlichen Geistes und nach Pius
XI. um die „Actio sacra", um die Aktivierung des
geweihten und des allgemeinen Priestertums."
E. Tr.
Lob und Sank unseren Shoren
„Da wird das Lied zur Predigt."
Bischof M. Kaller (Ermland).
In dieser Sicht gesehen, verstehen wir allein
die Musik unserer Kirche. Sie ist in erster Linie
nicht ein Singen zum Menschen über Gott,
sondern «in Beten und Singen des Menschen z u
Gott. Die Liturgie ergibt jene große Dreiteilung:
Choral, Orgel und Chor. Der Chor vertritt nur
das Volk, dos nach den Wünschen der letzten
kirchlichen Gesetzgebung immer mehr hineinge-
stellt werden soll in den kultischen Zusammen-
hang. Das Volk soll nicht beten, sondern es soll
mitbeten, mit dem Priester am Altar, m i t-
beten mit dem Singen des Chores. Mit-
beten beim Gesang der ganzen Gemeinde. Erst
dann, wenn wir uns vo'n allem anderen frei-
gemacht haben — z. B. der Unsitte des Privat-
gebetes bei gemeinsamem Beten oder Singen —
«dann erwächst der große Gedanke der Liturgie
als der letzten und höchsten Gemeinschaft. In
dieser Gemeinschaft — wo das Singen zum Be-
ten wird — Hot der Chor seine besondere Auf-
gabe. In dem Hineingestelltsein in die liturgische
Handlung verstehen wir seine Aufgabe ganz,
würdigen wir seine Arbeit in dem Maße, wie
es gebührend ist. Und es verlohnt sich wirklich,
einmal wenigstens der unendlichen Arbeit des
kirchenmusikalifchen Schaffens zu gedenken. Der
Zweck der Kirchenmusik — die Verherrlichung
Gottes — verbietet es, in kritischer Weise zu
solchen Aufführungen, wenn sie mit >dem eucha- „ . , , „ „ „ - _,
ristischen Geschehen verbunden sind, Stellung zu durch die Dirigenten. Bereichert wird dies reiche
nehmen. Aber der Arbeit muß gedacht werden, Schaffen noch durch die Aufführung
Sonstiger Kirchenmusik
Wir zählen aus der Unzahl der Motetten und
Lieder zu den Großfesten nur jene aus, die das
Wirken der Chöre schlagartig beleuchten. Die
Epoche des Cäciliamsmus und die Wiener Mei-
ster — mit Einschluß von A. Bruckner — bevor-
zugte der Chor der Jefuitenkirche. Demgegen-
über nahm der Chor der Bonifatiuskirche zu
den Wienern (A. Bruckner und Fr. Schubert)
moderne Meister (I. Kromolicki und K. Thiel).
Für NeuenHeim wäre Mozart zu nennen. Hand-
schuhsheim brachte neben A. Lipp und E. Hug
noch Palestrina und Vittoria. In Kirchheim
wurde außer den Altmeistern G. Fr. Händel,
I. Hay-dn, Mozart auch Fr. Philipp gepflegt.
Wieblingen sang außer Mozart C. Frey, I
Gruber und M. Schreiber.
Kirchenmusikalische Andachten
Die Pflege der geistlichen Musik neben der
liturgischen ist bei uns noch nicht zu dem Erfolg