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ANFÄNGE DES STAATSMANNS
DER Überfülle erster jugendlicher Entfaltung folgte für Friedrich II.
in Deutschland eine Reihe von tatenarmen, wenn auch keineswegs
untätigen Jahren. Dem römischen Imperium hatte er sich geweiht und
damit wohl angedeutet, wohin sein künftiges Wesen und Wirken hin-
zielte. Doch wer nun von dem jungen Staufer sofort weithin sicht-
bare Taten erwartete, den mußte die Art des neuen Königs enttäuschen.
'// Denn die äußeren Geschehnisse der folgenden Jahre waren von geringem
Gehalt und ihnen im einzelnen nachzugehen wäre zwecklos und ermü-
dend. Allzuweit ab von den eigentlichen Aufgaben des römischen Kaiser-
tums lagen Zwiste und Händel mit einem Herzog von Lothringen oder
einem Egeno von Urach über gewisse nach dem Aussterben der Zäh-
ringer in Frage kommende Erbschaftsansprüche, die als rein inner-
deutsche Angelegenheiten außerhalb der engsten Grenzen jede Bedeu-
tung verloren. Selbst der Kampf mit dem Welfen, der eben noch eine
Sache Europas gewesen, in welcher Weltprinzipien gegeneinander stan-
den, war zu einer beiläufigen Fehde herabgesunken, seit Otto IV. Köln
und den Niederrhein aufgegeben und sich nach Braunschweig zurück-
gezogen hatte. Zwar griff ihn Friedrich II. im Sommer 1217 noch einmal
an, aber selbst das war kaum (noch notwendig, denn ernstlich stellte
keiner mehr die staufische Herrschaft in Frage. Trotzdem trug es wesent-
lich zur Klärung der ganzen deutschen Verhältnisse bei und bedeutete
auch für Friedrich eine gewisse Erleichterung, als Otto IV. im Mai 1218
auf der Harzburg starb. Ein merkwürdiger Zufall wollte es, so wenig-
stens erzählt die Sage, daß wenige Tage vor dem Tode des welfischen
Recken der Stauferkönig einen Knaben aus der Taufe hob, welcher der-
einst in Deutschlands düsterster Stunde die Reste des zertrümmerten
Reichs und mit diesen einen Abglanz der alten Herrlichkeit und Pracht
für sein Haus retten sollte: Rudolf von Habsburg.
So kennzeichnen den äußeren Verlauf dieser Jahre nur kleine unbe-
deutende Fehden, deren Ursachen fast noch vergessener sind als ihre
Namen, wichtigere und unwichtigere Hoftage, die sich der Anwesenheit
des Königs in den einzelnen Reichsteilen anschlossen, (Hoheitsakte,
Privilegienerteilungen, Schenkungen und Besitzbestätigungen, daneben
die Schlichtung von Zwisten und Streitigkeiten, wie sie das Amt eines
deutschen Königs im Täglichen mit sich brachte. Gern verweilte Fried-
rich während dieser Zeit im Elsaß und am Rhein, in Worms und in
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ANFÄNGE DES STAATSMANNS
DER Überfülle erster jugendlicher Entfaltung folgte für Friedrich II.
in Deutschland eine Reihe von tatenarmen, wenn auch keineswegs
untätigen Jahren. Dem römischen Imperium hatte er sich geweiht und
damit wohl angedeutet, wohin sein künftiges Wesen und Wirken hin-
zielte. Doch wer nun von dem jungen Staufer sofort weithin sicht-
bare Taten erwartete, den mußte die Art des neuen Königs enttäuschen.
'// Denn die äußeren Geschehnisse der folgenden Jahre waren von geringem
Gehalt und ihnen im einzelnen nachzugehen wäre zwecklos und ermü-
dend. Allzuweit ab von den eigentlichen Aufgaben des römischen Kaiser-
tums lagen Zwiste und Händel mit einem Herzog von Lothringen oder
einem Egeno von Urach über gewisse nach dem Aussterben der Zäh-
ringer in Frage kommende Erbschaftsansprüche, die als rein inner-
deutsche Angelegenheiten außerhalb der engsten Grenzen jede Bedeu-
tung verloren. Selbst der Kampf mit dem Welfen, der eben noch eine
Sache Europas gewesen, in welcher Weltprinzipien gegeneinander stan-
den, war zu einer beiläufigen Fehde herabgesunken, seit Otto IV. Köln
und den Niederrhein aufgegeben und sich nach Braunschweig zurück-
gezogen hatte. Zwar griff ihn Friedrich II. im Sommer 1217 noch einmal
an, aber selbst das war kaum (noch notwendig, denn ernstlich stellte
keiner mehr die staufische Herrschaft in Frage. Trotzdem trug es wesent-
lich zur Klärung der ganzen deutschen Verhältnisse bei und bedeutete
auch für Friedrich eine gewisse Erleichterung, als Otto IV. im Mai 1218
auf der Harzburg starb. Ein merkwürdiger Zufall wollte es, so wenig-
stens erzählt die Sage, daß wenige Tage vor dem Tode des welfischen
Recken der Stauferkönig einen Knaben aus der Taufe hob, welcher der-
einst in Deutschlands düsterster Stunde die Reste des zertrümmerten
Reichs und mit diesen einen Abglanz der alten Herrlichkeit und Pracht
für sein Haus retten sollte: Rudolf von Habsburg.
So kennzeichnen den äußeren Verlauf dieser Jahre nur kleine unbe-
deutende Fehden, deren Ursachen fast noch vergessener sind als ihre
Namen, wichtigere und unwichtigere Hoftage, die sich der Anwesenheit
des Königs in den einzelnen Reichsteilen anschlossen, (Hoheitsakte,
Privilegienerteilungen, Schenkungen und Besitzbestätigungen, daneben
die Schlichtung von Zwisten und Streitigkeiten, wie sie das Amt eines
deutschen Königs im Täglichen mit sich brachte. Gern verweilte Fried-
rich während dieser Zeit im Elsaß und am Rhein, in Worms und in
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