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Hampe, Karl [Bearb.]
Letztes Korrekturbogen-Exemplar von Kantorowicz mit meinen kritischen Bemerkungen (Manuskripttitel) — Heidelberg, 1926-12-28/​1927-1-29

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https://doi.org/10.11588/diglit.34052#0198
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des Kreuzheeres sich erstmals in einer Sache der

IsivXJ.

V.TYRANN VON SIZILIEN
DIE Gründung der ersten absoluten Monarchie des Abendlandes
durch Friedrich II. folgte auf den Triumph im Osten: gewiß kein be-
liebiger Zeitpunkt. Denn dieses Ereignis hätte jene grundmäßige Wand-
, lung herbeigeführt, wie sie eintritt, wenn der Heros seiner göttlichen
Herkunft gewiß wird und sichtbar der Gott in ihn einschießt. Sich selbst
als Sohn des Zeus Ammon, Enkel der Venus Genetrix oder unter andern
Zeichen als Emanation einer Gottheit kündend erzwingt er allmählich die
eigne Vergottung, während mit der Stunde, da die göttliche Sohnschaft f
sich kundgibt, gleichzeitig die Lebensbahn des Monarchen wendet: von
der Stufe persönlichen Tuns und Bewährens wächst er hinüber zu der
des welthaltigen Schaffens und Wirkens, wenn er in Reich und Staat
dem ewigen Gesetz, das ihm einwohnt, den Leib schafft.
Einen der Wendekreise hatte die Lebensbahn Friedrichs II. mit dem
Krönungstag von Jerusalem ganz offensichtlich erreicht. Seit den Tagen
des Puer Apuliae über Palermo Aachen und Rom Zone um Zone um-
kreisend hatte er als einziger der deutsch-römischen Kaiser schließlich
mit dem Orient das All in sein Reich gezogen. Mit diesem letzten und
äußersten Ring aber, der schon ans Traum-Unendliche grenzte, war der
nur-persönlichen Aufweitung ein Ende gesetzt. Das Amt verhieß kein
weiteres Steigen: es wartete keine neue Krone mehr, die den Herrscher
nochmals hätte erhöhen können. Altersmäßig hatte Friedrich II. die
Lebensmitte erreicht: er war damals im fünfunddreißigsten Jahre, seine
persönliche Entwicklung also gleichfalls abgeschlossen. Ein Neues aber
war schon sichtbar geworden: erstmals hatte der Staufer die Augen der
ganzen Welt — des christlichen Abendlandes wie des muslimischen
Orients — als Kaiser auf sich gelenkt, hatte als Imperator der Christen-
heit und als Führer
Welt erprobt, und es hatte in dem großen Manifest von Jerusalem durch
des Kaisers Mund erstmals Gott selbst die durch den Kaiser als Werk-
zeug gewirkten Taten verkündet und zu den Völkern des Erdrunds ge-
sprochen. — So war Jerusalem für Friedrich II. zum Wendepunkt ge-
worden: es war jener Augenblick der Umkehr, da er des Morgenlandes
einmal erschaute Weiten in die bisher durchmessenen engeren Räume
zurückdrücken mußte, um durch die in den Westen verpflanzte östliche
Machtherrlichkeit von neuem zu wachsen — doch nicht mehr allein, son-
dern gemeinsam mit seinen Staaten.
Durch das gottunmittelbare Davidkönigtum des Ostens, auf germani-
 
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