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Hampe, Karl [Bearb.]
Letztes Korrekturbogen-Exemplar von Kantorowicz mit meinen kritischen Bemerkungen (Manuskripttitel) — Heidelberg, 1926-12-28/​1927-1-29

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https://doi.org/10.11588/diglit.34052#0407
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VII. CAESAR UND ROM
ROM, das goldne ewige mächtige herrliche weltbeherrschende .. Rom,
die Herrin, die Stadt der Städte, die glückliche, die königliche, die
heilige Stadt, die Stadt überhaupt, Wohnsitz des Reichs und des Ruh-
mes ! Kein Beiwort war zu hehr, das nicht wie in der Antike so im Mittel-
alter aufgeklungen wäre, die noch immer strahlende Glorie der einen
Welthauptstadt zu verherrlichen. Unvermindert hat der Zauber der Stadt
erst des Glanzes, dann der glanzvollen Trümmer durch Jahrhunderte
fortgewirkt, deren Namen und viel umworbener Besitz gleichbedeutend
war mit der Herrschaft über den römischen Weltkreis. Wollte man die
Mächtigen verehren, so stellte man sie in Bild und Wort dar, wie ihnen
gebeugten Knies die Roma diente, und jeder der Kaiser hat wiederum
Rom die Ehrfurcht erwiesen durch die Pilgerfahrt zu der Stadt, in wel-
cher die Krone der Welt vergabt ward.
Der Wille, Roms alten Glanz zu erneuern, war seit dem Verfall wohl
immer lebendig. Das römische Kaisertum der Deutschen war selbst die
Idee der „Renovatio“, und „Renovatio Imperii“ war die Inschrift eines
karolingischen Siegels. Doch während anfänglich die Kaiser wenn auch
nicht als die einzige, so doch als 'die bedeutendste Macht mit der Kaiser-
idee die der Rom-Erneuerung verfochten, erwuchsen ihnen alsbald zwei
Rivalen : die Päpste erst, dann die Römer. Als Nachfolger der römischen
Divi fühlten sich so gut wie die Kaiser auch die Caesaren-Päpste des
Hochmittelalters, denen die konstantinische Schenkung die Kaiserab-
zeichen: Pallium und Purpur, Zepter und Fahnen und Phrygium über-
lassen hatte, dazu mit dem lateranischen Kaiserpalast noch die Herr-
schaft über Rom, Italien, ja über das ganze Imperium. Die Weltherr-
schaft des imperialen Papsttums sollte auch Roms alte Macht und Größe
erneuern und von Gregor VII., dem Begründer des kaisergleichen Papst-
reiches, über Innocenz III., den „verus imperator“ und Schirmherrn des
byzantmisch-lateinischen Kaisertums, und Bonifaz VIII., der sich selbst
Caesar und Imperator hieß, ist es ein gerader Weg zu dem Fürsten und
Feldherrn und letzten der caesarischen Päpste, der nach Caesar den
Papstnamen wählte: Julius II. Länger währte es, bis sich die Römer
selbst wieder entdeckten: um die Mitte des zwölften Jahrhunderts in
engem Anschluß an die Lehren des römischen Rechts und der lombardi-
schen Freiheitsideen begann aber auch für die Römer eine neue Ära,
nach der sie lange Zeit ihre Schreiben datierten. Im Jahre 1144 wurde in
Rom Senat und Ordo equester erneuert und die römische res publica

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