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Hampe, Karl [Oth.]
Nachlass Karl Hampe: Letztes Korrekturbogen-Exemplar von Kantorowicz mit meinen kritischen Bemerkungen (Manuskripttitel) — Heidelberg, 1926-12-28/​1927-1-29

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https://doi.org/10.11588/diglit.34052#0109
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von denen dazu noch die meisten nur Kreuzfahrer waren, so sollte er in
Sizilien fast ganz ohne Heer einrücken, dafür aber in Begleitung jenes
früheren Bologneser Rechtslehrers, Roffreds von Benevent. Nur mit
den Kräften des Landes wollte Friedrich sein Land unterwerfen. Er
erschien noch im Dezember 1220 in Capua, wo er einen großen Hoftag
abhielt und eine Anzahl Gesetze erließ. Unter diesen war das wichtigste
das Privilegiengesetz, welches mit einer anderen, besonders gegen die
Barone gerichteten Verordnung aufs engste zusammenhing: daß nämlich
alle innerhalb der letzten dreißig Jahre von den Vasallen neu erbauten
Kastelle und Befestigungen der Krone zu überliefern oder zu zerstören
seien: denn auch das Befestigungsrecht galt als ein Regal des Herrschers
und den Vasallen war darum von jeher verboten, selbst auf eigenem
Grund eigenmächtig Kastelle zu bauen. Auch dieses war also ein nur
rückgefordertes Königsrecht. Auf dem Hoftage von Capua wurde die ge-
setzmäßige Grundlage geschaffen für Friedrichs ferneres Vorgehen, zu
dem der Kampf gegen die Barone und die Übernahme ihrer Krongüter
und Kastelle nur den Auftakt bilden sollte. Der Kaiser leitete diese Unter-
nehmungen nicht einmal selbst: soweit die Übernahme friedlich er-
folgen konnte, genügten die eigens zu diesem Zweck eingesetzten Be-
amten, Widerstand hatten die dem Kaiser ergebenen Barone mit den
Waffen zu brechen und den bald beginnenden Feldzug gegen den Grafen
von Molise leitete Graf Thomas von Aquino. Friedrich II. selbst aber
ward auf diese Weise frei für andere Unternehmungen: denn es geschah
vieles gleichzeitig.
Die sich etwa zwei Jahre hinziehende Unterwerfung der Festlands-
barone sei im Zusammenhang verfolgt. Innerhalb weniger Monate war
der Kaiser im Besitz einer ganzen Anzahl von Befestigungen im Norden
des Königreiches. So hatte der Graf von Ajello sein gleichnamiges Ka-
stell ausgeliefert. Die Rocca d’Arce, Grenzfestung gegen den Kirchen-
staat, wurde vom Grafen Roger von Aquila rasch erobert. Die Burgen
Cajazzo und Alife gab der Bruder jenes Diepold von Schweinspeunt
heraus, der seit mehreren Jahren in kaiserlicher Gefangenschaft für
die Hergabe der Kastelle wenigstens seine Freiheit erhielt und angeblich
in den Deutschritterorden eintrat. Ferner wurde die einstmals Papst
Innocenz III. verpfändete und von diesem seinem Bruder Richard über-
lassene Grafschaft Sora mit dem Kastell Sorella eingezogen. In den
nächsten Jahren folgten noch eine ganze Reihe weiterer Kastelle, die
teils erobert, teils zerstört, teils neu befestigt wurden, wie die Kastelle
von Neapel, Gaeta, Aversa und Foggia — kurz: was die Elsässer von dem
ersten Staufer dem Herzog Friedrich sagten: am Schweife seines Rosses
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