/erhielten, in der Erfüllung und Reife sich zeigen, Ideale, die — hier noch ./*>
mit vollem Gehalt — in den Zeiten der Hausmachtskaiser und tiarage-
krönten mittelitalischen Teritorialherren nur als sinnlos leere Schlag-
worte weitertönten. Für einen Augenblick sah man in Friedrich II. noch
die ganze Herrlichkeit des alten deutschen Römerimperiums erstrahlen,
sah kurz vor dem Ende noch einmal in den Pfalzen am Neckar und
Rhein.den hellen Glanz der Kaiserpracht in einem südlichen Lichte auf-
'glühen und dann rasch für immer verlöschen. Nur bei den Deutschen
blieb von dem allen ein Sehnen zurück. Das Reich zu erfüllen aber
schien der Sinn dieser Jahre des Friedens.
Von Foggia zog der Kaiser nach Norden, nach Ravenna. Sein sizili-
sches Geleit war gering, Berard von Palermo und Graf Thomas von
Aquino die einzigen bekannteren Großen. Lombardische und deutsche
Angelegenheiten galt es zu regeln und schon vor längerer Zeit waren die
deutschen Fürsten für den November 1231 nach Ravenna zu einem Hof-
tag geladen. Friedrich hatte ursprünglich wohl geplant, mit Heeres-
macht nach Oberitalien zu ziehen, doch im Einverständnis mit dem
Papst, der ihm für die Ergebenheit der Lombarden gewisse Zusicherun-
gen gab, sah er von einem kriegerischen Vorgehen zunächst noch ab,
mit dem Erfolg, daß die Ereignisse des Jahres 1226, als er in Cremona
den Hoftag abhalten wollte, sich nahezu wiederholten. Denn obwohl
der Kaiser, um die Ketzerei zu bekämpfen, sich gleichsam als Abge-
sandten des Papstes ausgab und obwohl Gregor IX. tatsächlich auf die
Lombarden einzüwirken suchte: die Städte dachten nicht daran, ihre
Boten zum Hoftag zu entsenden, welcher „der Ehre Gottes, der Kirche,
des Reiches und dem blühenden Stande Lombardiens“ dienen sollte. Im
Gegenteil: die Liga, die schon am Zerfallen war, schloß sich beim Nahen
des Kaisers sofort wieder zusammen und wiederum wurde von den Re-
bellen die Klausenstraße gesperrt und den deutschen Streitkräften der
Durchzug verweigert.
Im Augenblick war für den Kaiser ein wirksames Eingreifen unmögr
licli. Der Hoftag wurde um einige Wochen, auf Weihnachten, vertagt
und zwecklos verbrachte der Kaiser die Wartezeit in der alten Stadt goti-
scher Könige und byzantinischer Kaiser. Denn wenn er auch damals
kostbares Baumaterial, wohl antike Säulen und Bildwerke, hier aus-,
wählte und in sein Königreich schickte, ja aus einem merkwürdigen an-
tiquarischen Interesse zum erstenmal eine richtige Ausgrabung vorneh-
men ließ, durch die das Grabmal der Galla Placidia freigelegt wurde, so
daß die schönen Mosaiken dieses von angeschwemmtem Geröll völlig
verdeckten Baus wieder zum Vorschein kamen nebst drei alabasternen
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mit vollem Gehalt — in den Zeiten der Hausmachtskaiser und tiarage-
krönten mittelitalischen Teritorialherren nur als sinnlos leere Schlag-
worte weitertönten. Für einen Augenblick sah man in Friedrich II. noch
die ganze Herrlichkeit des alten deutschen Römerimperiums erstrahlen,
sah kurz vor dem Ende noch einmal in den Pfalzen am Neckar und
Rhein.den hellen Glanz der Kaiserpracht in einem südlichen Lichte auf-
'glühen und dann rasch für immer verlöschen. Nur bei den Deutschen
blieb von dem allen ein Sehnen zurück. Das Reich zu erfüllen aber
schien der Sinn dieser Jahre des Friedens.
Von Foggia zog der Kaiser nach Norden, nach Ravenna. Sein sizili-
sches Geleit war gering, Berard von Palermo und Graf Thomas von
Aquino die einzigen bekannteren Großen. Lombardische und deutsche
Angelegenheiten galt es zu regeln und schon vor längerer Zeit waren die
deutschen Fürsten für den November 1231 nach Ravenna zu einem Hof-
tag geladen. Friedrich hatte ursprünglich wohl geplant, mit Heeres-
macht nach Oberitalien zu ziehen, doch im Einverständnis mit dem
Papst, der ihm für die Ergebenheit der Lombarden gewisse Zusicherun-
gen gab, sah er von einem kriegerischen Vorgehen zunächst noch ab,
mit dem Erfolg, daß die Ereignisse des Jahres 1226, als er in Cremona
den Hoftag abhalten wollte, sich nahezu wiederholten. Denn obwohl
der Kaiser, um die Ketzerei zu bekämpfen, sich gleichsam als Abge-
sandten des Papstes ausgab und obwohl Gregor IX. tatsächlich auf die
Lombarden einzüwirken suchte: die Städte dachten nicht daran, ihre
Boten zum Hoftag zu entsenden, welcher „der Ehre Gottes, der Kirche,
des Reiches und dem blühenden Stande Lombardiens“ dienen sollte. Im
Gegenteil: die Liga, die schon am Zerfallen war, schloß sich beim Nahen
des Kaisers sofort wieder zusammen und wiederum wurde von den Re-
bellen die Klausenstraße gesperrt und den deutschen Streitkräften der
Durchzug verweigert.
Im Augenblick war für den Kaiser ein wirksames Eingreifen unmögr
licli. Der Hoftag wurde um einige Wochen, auf Weihnachten, vertagt
und zwecklos verbrachte der Kaiser die Wartezeit in der alten Stadt goti-
scher Könige und byzantinischer Kaiser. Denn wenn er auch damals
kostbares Baumaterial, wohl antike Säulen und Bildwerke, hier aus-,
wählte und in sein Königreich schickte, ja aus einem merkwürdigen an-
tiquarischen Interesse zum erstenmal eine richtige Ausgrabung vorneh-
men ließ, durch die das Grabmal der Galla Placidia freigelegt wurde, so
daß die schönen Mosaiken dieses von angeschwemmtem Geröll völlig
verdeckten Baus wieder zum Vorschein kamen nebst drei alabasternen
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