schwenglichen Hexametern des Kaisers Triumph dieser Tage durch den
Vergleich mit Jerusalems anderem König feierte:
,,Jauchze, Jerusalem, den Namen des Herrn zu verehren . . .
Wed, als hehrer König einst Jesus jetzt Kaiser Friedrich/"'
Beide zu dulden bereit, in Deinem Glanze erhöht sind^
Opfer brachten sie beide: der Erste sich selbst für den Zweiten
Und für des Ersten Ruhm der Zweit? sich und das Seine . .
Als Jerusalems Könige — tatsächlich: in christlichen Zeiten jener der
Erste und dieser der Letzte — sind Heiland und Kaiser hier zusammen-
gesehen als die Nachfolger Davids, als die Gottessöhne, die engelglei-
chen Genien, die zwischen Gott und den Menschen wirkten. Diese Be-
ziehungen fehlten einem Gottfried und seinen Nachfolgern auf Jerusa-
lems Thron: denn sie waren nicht wie der römische Kaiser zugleich auch
der Idee nach Kosmokratoren. „Christ ist Sieger, Christ ist König, Christ
ist Kaiserj“ aber war schon des sizilischen Königs uralter Krönungs-
zuruf, der — aus frühchristlicher, fast noch heidnischer Zeit stammend,
als man Christus in der Gestalt des Herrschers Apollon darstellte — dem
Weltenherrscher und Weltentriumphator erst recht geblieben ist. Nur
diesem königlichen Christ, demjenigen auch der Germanen, die einstens
im „Heliand“ den Herrn mit den Jüngern als Heerkönig mit seinen
Kampfgenossen oder Gefolgsleuten begriffen, nur diesem Triumphieren-
den konnte sich Friedrich II. angleichen als der Genius mit dem Schwerte
des Rechtes und der Macht. Damit aber war auch des Kaisers Grenze
bezeichnet. Ausdrücklich heißt man diesen Gesetzeserfüller ein „Wahr-
zeichen der Ähnlichkeit mit dem eingeborenen Sohn als zweiten Cherub,
nicht Seraph...“ Doch auch der „Andere“ war wieder Mensch gewor-
den: den seraphischen Christ, den Erlöser und Dulder, hatte vor kurzem
Franz von Assisi gelebt und erneuert. —
Als Knabe hatte sich Friedrich II. nach seinem ersten Triumph in
Aachen Gott dargebracht. Vierzehn Jahre später in der Mitte des Lebens,
im 35. Jahre hat er in Jerusalem sein Gelübde eingelöst und in dem zwei-
ten Triumph sich mit Gott vereint. Ein dritter Triumph blieb ihm in
seiner Spätzeit noch vorbehalten. Stets aber sind es Triumphe, die ihm
den neuen Lebensraum öffneten. Wohl kannte auch die Kirche einen
Triumph, ein „Gloriari in Christo“ und eine „Ecclesia triumphans..“
aber eben nur eine triumphierende Gemeinde, nicht den Triumph eines
Einzelnen. Hier lag eine entscheidende Wendung. Denn hatte noch in
dem Puer Apuliae die Kirche selbst, ja sie vor allem mit ihrem Papste
InnocenzIII. triumphiert: an dem Gottestriumph des gebannten Kaisers
in Jerusalem hatte sie keinen Teil mehr — durch die eigne Schuld des
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Vergleich mit Jerusalems anderem König feierte:
,,Jauchze, Jerusalem, den Namen des Herrn zu verehren . . .
Wed, als hehrer König einst Jesus jetzt Kaiser Friedrich/"'
Beide zu dulden bereit, in Deinem Glanze erhöht sind^
Opfer brachten sie beide: der Erste sich selbst für den Zweiten
Und für des Ersten Ruhm der Zweit? sich und das Seine . .
Als Jerusalems Könige — tatsächlich: in christlichen Zeiten jener der
Erste und dieser der Letzte — sind Heiland und Kaiser hier zusammen-
gesehen als die Nachfolger Davids, als die Gottessöhne, die engelglei-
chen Genien, die zwischen Gott und den Menschen wirkten. Diese Be-
ziehungen fehlten einem Gottfried und seinen Nachfolgern auf Jerusa-
lems Thron: denn sie waren nicht wie der römische Kaiser zugleich auch
der Idee nach Kosmokratoren. „Christ ist Sieger, Christ ist König, Christ
ist Kaiserj“ aber war schon des sizilischen Königs uralter Krönungs-
zuruf, der — aus frühchristlicher, fast noch heidnischer Zeit stammend,
als man Christus in der Gestalt des Herrschers Apollon darstellte — dem
Weltenherrscher und Weltentriumphator erst recht geblieben ist. Nur
diesem königlichen Christ, demjenigen auch der Germanen, die einstens
im „Heliand“ den Herrn mit den Jüngern als Heerkönig mit seinen
Kampfgenossen oder Gefolgsleuten begriffen, nur diesem Triumphieren-
den konnte sich Friedrich II. angleichen als der Genius mit dem Schwerte
des Rechtes und der Macht. Damit aber war auch des Kaisers Grenze
bezeichnet. Ausdrücklich heißt man diesen Gesetzeserfüller ein „Wahr-
zeichen der Ähnlichkeit mit dem eingeborenen Sohn als zweiten Cherub,
nicht Seraph...“ Doch auch der „Andere“ war wieder Mensch gewor-
den: den seraphischen Christ, den Erlöser und Dulder, hatte vor kurzem
Franz von Assisi gelebt und erneuert. —
Als Knabe hatte sich Friedrich II. nach seinem ersten Triumph in
Aachen Gott dargebracht. Vierzehn Jahre später in der Mitte des Lebens,
im 35. Jahre hat er in Jerusalem sein Gelübde eingelöst und in dem zwei-
ten Triumph sich mit Gott vereint. Ein dritter Triumph blieb ihm in
seiner Spätzeit noch vorbehalten. Stets aber sind es Triumphe, die ihm
den neuen Lebensraum öffneten. Wohl kannte auch die Kirche einen
Triumph, ein „Gloriari in Christo“ und eine „Ecclesia triumphans..“
aber eben nur eine triumphierende Gemeinde, nicht den Triumph eines
Einzelnen. Hier lag eine entscheidende Wendung. Denn hatte noch in
dem Puer Apuliae die Kirche selbst, ja sie vor allem mit ihrem Papste
InnocenzIII. triumphiert: an dem Gottestriumph des gebannten Kaisers
in Jerusalem hatte sie keinen Teil mehr — durch die eigne Schuld des
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