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VATIKAN.

im Besonderen die unteren Umrisse der Kinnbacken, eine
energischere Bildung zeigen. Ja es lässt sich eigentlich
kein triftiger Grund gegen die Annahme geltend machen,
dass die Statue, zu welcher der Baseler Kopf gehörte, das
Original des vatikanischen Apoll gewesen sei. Jeden
Falls stand sie dem Originale näher als dieser. Der Bild-
hauer der vatikanischen Statue hat die Energie der For-
men allenthalben gemildert und damit dem Streben nach
glatter Eleganz genügt, welches in der idealen Plastik
der Kaiserzeit zunächst massvoll auftritt, dann von Ge-
neration zu Generation zunimmt und schliesslich unter
den Antoninen seinen Höhepunkt erreicht.

Die Litteratur bei Overbeck Geschichte der griechischen Plastik
113 p. 318—327, p. 353—356 Anm. 11—128 und Kunstmythologie
IV p. 248 ff. Die Statue ist gut publiziert in den zu dem letzteren
Werke gehörigen Atlas XXI 6, XXIII 20. Die letzthin unternom-
menen Versuche (Jahrbuch des aich. Instituts II 1887 p. 260 ff.
Hoffmaim Aegis oder Bogen? Beitrag zur Erklärung des Apollo von
Belvedere, Metz 1887. Derselbe Herm-Apollo Stroganoff, Marburg
1889. Bull, della comm. arch. comunale XVII 1889 T. XIII—XIV
p. 407 ff., p. 451 ff.), die Statue, wie es früher geschehen war, für
einen bogenschiessenden Apoll zu erklären, dürften schwerlich Beifall
finden.

159 (94) Relief, zwei Frauen mit einem Stiere.

Gefunden bei einer in der Terra di Lavoro unter-
nommenen Ausgrabung. Die ganze 1. Hälfte des Reliefs
ist modern; die Bruchlinie geht in beinahe vertikaler
Richtung durch den Nacken des Stieres, dann eine El-
lipse beschreibend durch den Kopf und verläuft unten
zwischen den beiden Vorderbeinen des Thieres. Auch
an der r. antiken Hälfte ist Mancherlei ergänzt, u. a. der
Kopf, der Hals, die Brüste , der 1. Unterarm und die r.
Hand der vor dem Stiere schreitenden Frau, die Hörner,
das r. Ohr und der 1. Vorderfuss des Stieres. Von dem
Thymiaterion hat sich nur der unterste, unmittelbar über
den Nacken des Stiers hervorragende Theil erhalten.
Doch sind die Ergänzungen nach einem vollständigeren,
im Florentiner Museum befindlichen Exemplare aus-
geführt und demnach wohl im Ganzen richtig. Nur
scheint es, dass die vordere Frau mit der R. nicht eine
von dem Thymiaterion herabhängende Perlenschnur
hielt, sondern damit entweder den Schaft des Geräthes
anfasste oder mit dieser Hand einfach gestikulierte.
 
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