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122

VATIKAN.

geln, die vermuthlich aus vergoldeter Bronze gearbeitet
waren, gedient haben, ein Umstand, der auch für die
ästhetische Würdigung der Statue von Bedeutung ist; denn
durch die Beflügelung erhielt die schlanke Jünglings-
gestalt den geeigneten Hintergrund. Die Ausführung ist
mittelmässig; besonders stören die hart mit dem Bohrer
eingearbeiteten Mundwinkel.

Die Statue liisst sich durch mehrere, besser erhaltene
Repliken ergänzen, von denen sich zwei in Rom befinden,
die eine in der Galleria dei candelabri (n. 393), die andere
im kapitolinischen Museum (n. 564). Hiernach hielt die
L. einen Bogen, die abwärts gestreckte R. eine gesenkte
Fackel. Ungewiss bleibt, ob auf der einen Seite der
Plinthe unter der Fackel ein kleiner Altar (wie bei n. 393 ;
vgl. n. 380), auf der anderen Seite eine Stütze beigefügt
war, sei es ein von einem darüber herabhängenden Ge-
wände bedeckter Pilaster, sei es ein Stamm, an dem
ein Köcher befestigt ist (wie bei n. 393 und 564). Nach
dem Ausdrucke des Gesichtes und dem Symbole der
gesenkten Fackel kann es keinem Zweifel unterliegen,
dass die Statue die Personification des Todes, Thanatos,
darstellt. Thanatos erscheint durch die ihm obliegende
Pflicht, das menschliche Leben zu vernichten, schmerz-
lich berührt, ähnlich wie sich Lyssa bei Furipides (Her-
cules furens 846 ff.) nur mit Widerstreben dazu ent-
schliesst, Herakles in Wahnsinn zu versetzen. Die ge-
senkte Fackel ist ein bekanntes Symbol des Todes. Der
Bogen erklärt sich aus dem von Alters her im Volks-
bewusstsein wurzelnden Glauben, dass mancherlei natür-
liche Todesarten durch Pfeilschüsse von Götterhand ver-
anlasst wären. Die Auffassung wie die Formengebung,
soweit sich die letztere bei der mangelhaften Ausführung
beurtheilen lässt, deutet auf ein hellenistisches Original,
das vermuthlich behufs Ausschmückung eines Grabmales
erfunden wurde.

Den Versuchen, die Figur für Eros zu erklären, der
mitleidsvoll zu einer rechts neben ihm knieenden Psyche
herabblickt oder um die ihm entrissene Psyche einer Ge-
 
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