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156

VATIKAN.

Haar ist in der für den Kitharöden-Apoll bezeichnenden
Weise angeordnet und dem das Haupt umgebenden Lor-
beerkranze dient als Mittelpunkt ein Edelstein, wie wir
ihm häufig an den Figuren jenes Gottes begegnen (vgl.
z. B. n. 267).

Visconti Mus. Pio-Ci. VI 42. Pistolesi V 48. Bernonlli rö-
mische Ikonographie II 1 p. 392 n. 5, p. 393 Fig. 56.

219 (275) Kopf eines greisen hellenistischen Herr-
schers.

Ergänzt die Nase, das 1. Ohr, der Hals und die Büste.

Das greise Haupt ist von einem Kranz aus Wein-
laub, durch welchen der dargestellte Herrscher als »neuer
Dionysos« (vso? Aidvoaoc) charakterisiert wird, und von
einem Diadem umgeben, das wir uns aus Gold ge-
arbeitet und mit einem getriebenen Kranze verziert zu
denken haben. Der Kopf wird in der Regel für ein Por-
trät des gealterten Augustus erklärt. Doch ist seine Ähn-
lichkeit mit den sicher beglaubigten Bildnissen dieses
Kaisers nur eine ganz oberflächliche. Ebensowenig kann
ich auf dem Cameo, welcher den Mittelpunkt des Dia-
dems bildet , ein Porträt des Cäsar erkennen. Mir
scheint es sogar ungewiss, ob dieser stark zerstörte Kopf
einen Idealtypus oder ein Porträt wiedergiebt. Jeden
Falls fehlt es an jeglicher Analogie dafür, dass eine
Büste oder eine Statue irgendwelches römischen Kaisers
mit dionysischen Symbolen ausgestattet, wie dafür, dass
Augustus oder überhaupt einer der früheren Kaiser mit
einem derartigen Diademe dargestellt worden wäre.
Endlich steht auch der feine Naturalismus, mit dem die
Einflüsse des Alters veranschaulicht sind, in entschiede-
nem Gegensatze zu der akademischen Pachtung, welche
die Kunst während der Herrschaft der Julier bei der Bil-
dung der Kaiserporträts verfolgte. Vielmehr lassen alle
Eigentümlichkeiten dieses Kopfes, der dionysische
Kranz, das Diadem und der Stil, darauf schliessen, dass
ein Ptolemäer, ein Seleukide oder ein anderer helleni-
stischer Herrscher dargestellt ist.
 
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