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2GG

VATIKAN.

Die Reliefs der Vorderseite stellen drei verschiedene
Scenen dar, von denen sieh die figurenreichste mittlere
auf die Ermordung des Klytaimnestra und des Aigisthos
bezieht. Orestes hat soeben seiner Mutter, die mit ent-
blösstem Oberkörper unter ihm auf dem Boden liegt, den
Todesstreich versetzt und prallt erschreckt zur Seite, da
ihn unmittelbar nach der That zwei Erinyen, zum Theil
verdeckt durch den im Hintergrunde ausgespannten Vor-
hang, mit Schlange und Fackel bedrohen. Hinter dem
Leichnam der Klytaimnestra hockt ein Diener, als solcher
durch die Tracht kenntlich, welcher einen viereckigen
Gegenstand, eine Tisch- oder Sesselplatte oder einen
kleinen Altar, erhebt, wie um sich bei dem ihn um-
gebenden Gemetzel damit zu schirmen. Links von
Orest sieht man Pylades um den soeben ermordeten
Aigisthos beschäftigt. Er hat den Thron, auf dem
sitzend Aigisthos die Todeswunde erhalten, umgestossen
und entblösst den herabgleitenden Leichnam , indem er
den Königsmantel von ihm abzieht. Die greise Amme
des Orestes wendet sich entsetzt von dem schrecklichen
Schauspiele ab.

Die drei schlafenden Erinyen, die am 1. Ende der
Platte dargestellt sind, wird man sich nach Massgabe
eines anderen Sarkophagreliefs, welches an dieser Stelle
den Schatten des Agamemnon wiedergiebt (n. (J77), um
den Grabhügel des Agamemnon gruppiert zu denken
haben. Das neben der vordersten Schläferin hervor-
ragende Doppelbeil scheint die Waffe, mit der Klytai-
mnestra ihren Gatten getödtet hat und die hier gewisser-
massen als corpus delicti beigefügt ist.

Die r. Eckscene schildert, offenbar unter dem Ein-
drucke der Eumeniden des Aeschylos, wie Orestes in
Delphi, wo er Sühnung gefunden hat, über die schlafen-
den Erinyen hinwegschreitet, um sich nach Athen zu
begeben. Der Jüngling ist im Begriff sich von dem Drei-
fusse, dessen Kessel er noch mit der L. berührt, zu ent-
fernen. In der L. hält er den Zweig der Schutzflehenden,
in der vorgestreckten 11. das blanke Schwert, während
 
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