Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DAS VASENZIMMER.

481

zahlreichere und bedeutendere Exemplare vertreten ist.
Ich beschränke mich darauf, unter den in diesem Zimmer
befindlichen Gegenständen zwei Stücke hervorzuheben.

Ungefähr in der Mitte des Zimmers:
614 Cista aus Holz mit Silber belegt.

Gefunden 1861 bei Praoneste (Palestrina) in einer
sogenannten Toniba a fossa. Nur die silbernen Bestand-
tbeile sind antik. Der hölzerne Kern, von dem sich nur
geringe morsche Reste erhalten hatten, ist von dem mo-
dernen Ergänzer beigefügt.

Der Behälter zeigt eine ähnliche cylinderartige Form
wie die der bronzenen Cisten, welche sich in den dem
3. Jahrhundert v. Chr. angehörigen Gräbern der praene-
stiner Nekropole finden. Hingegen ist der Deckel nicht
wie bei diesen gewölbt, sondern flach und entbehrt des
Griffes, während an dem Behälter ein beweglicher Hen-
kel angebracht ist. Die Ornamente, welche den Deckel
wie den untersten Gürtel des Behälters verzieren, und
die unmittelbar unter dem oberen Rande des Behälters
angebrachten Thierfiguren sind theils getrieben, theils
graviert, die in Palmetten auslaufenden Masken, in die
der Henkel eingreift, und die harpyienartigen Flügel-
figuren auf den Streifen, welche den Behälter in vertika-
ler Richtung überziehen, mit Formen eingepresst, die
Thierfiguren der beiden mittleren Gürtel aus dem Grunde
herausgeschnitten und ihre inneren Linien graviert. Die
ornamentalen wie die figürlichen Motive zeigen ein ent-
schieden vorderasiatisches Gepräge. Das praenestiner
Grab, in welchem die Cista gefunden wurde, gehört einer
bestimmt begrenzten Zeit des G. Jahrhunderts v. Chr. an,
während deren die Etrusker wie die Latiner einen leb-
haften Handelsverkehr mit den Karthagern unterhielten
und vorwiegend pbönikische, beziehungsweise kartha-
gische Produkte bei ihnen eingeführt wurden. Der
nächstliegende Gedanke scheint somit der, dass die Cista
ein semitischer Importartikel ist. Doch sind die Unter-
schiede zwischen dem Stile, in dem die phönikische, und
Heibig, Itüm. Antikcu-Siunnilungen. 31
 
Annotationen