Hiller von Gaertringen
Stoffe aber, der somit ganz auf Rechnung- der Theräer fällt, nimmt Samos eine bemerkens-
werte Stellung ein. Der Führer der Theräer, Korobios von Itanos, der auf Platea allein
gelassen war, wird von Samiern unter Kolaios aufgesucht, befragt und mit Lebensmitteln
versorgt; die Samier fahren weiter nach Tartessos und stiften von dem reichen Ertrage ihres
Zuges ein kostbares Weihgeschenk in ihr Heraion. Seitdem besteht zwischen Kyrenäern,
Theräern und Samiern große Freundschaft (152). Später sammelt der vertriebene König
Arkesilas III in Samos Mannschaften, mit denen er seine Rückkehr in Kyrene erzwingt 111141.
Dies mochte allgemein bekannt sein; die Kolaiosepisode dagegen konnte nur in Samos von
den Priestern des Heraion übernommen werden. Sie ist kein notwendiger Bestandteil der
Erzählung, ihre Einfügung- wird also äußere Gründe haben. Wenn Herodot auf Samos, wo
er sich bekanntlich geraume Zeit aufhielt, im Hause seines Gastfreundes einen oder mehrere
Theräer kennen lernte, die der Geschichte ihrer Heimat kundig waren, so konnte sich dort im
angeregten Gespräch diese Verbindung der ungleichen Bestandteile leicht ergeben. Zudem
spricht nichts entschieden dafür, daß Herodot selbst in Thera war; denn auch das einzige
Zeichen von Anschauung, die indirekte Erwähnung eines alten Baumes, der allein die sieben-
jährige Dürre überstanden hatte (151), kann sehr gut dem Gewährsmann zugeschrieben werden.
Ja man kann noch weiter gehen: es ist sogar recht unwahrscheinlich, daß Herodot, wenn er
in Thera gewesen wäre, von den Naturwundern dieser in vielen Beziehungen so einzigartigen
Insel mit keinem Wort gesprochen hätte.
Pindar u. a. Um Kyrenes willen hatte auch Pindar der Entstehung von Thera gedacht, als er im
Dichter
Jahre 462 den pythischen Wagensieg des Arkesilas IV, des letzten Euphamiden feierte; und
schon ihm hatten, wie nachgewiesen ist, verschiedene ältere Berichte vorgelegen. Eine
hesiodische Eöe, welche die Entführung der Kyrene von Thessalien nach Libyen berichtete,
ein spartanisches Gedicht (?), worin vielleicht die Gründung von Kyrene unmittelbar an Sparta
angeknüpft wurde1), waren schon vor seiner Zeit vorhanden, und die Scholle aus Libyen, die
ins Meer gesenkt zur Insel Kalliste wurde, war und blieb mit der Gründung des Kults des
Apollon Aiglatas oder Asgelatas von der Nachbarinsel Anaphe ein fester Bestand der
Argonautensage.
Aber das ist auch ziemlich alles. Erst wunderbare Naturereignisse, die vulkanischen
Ausbrüche und die Entstehung neuer Eilande im Golf zwischen Thera und Therasia, erregten
zuerst 197 v. Ch. die Aufmerksamkeit der gebildeten Zeitgenossen und der Späteren, darunter
auch des Poseidonios, welchen Strabo u. a. benutzen. Strabos Mitteilungen selbst, an einer
Stelle noch durch einen groben geographischen Irrtum entstellt, haben keinen eigenen Wert.
Was Plinius von Thera zu sagen weiß, geht meist auf diese und gleichartige spätere Vorgänge ä).
Für die Folgezeit auf lange Jahrhunderte maßgebend, aber durch einen argen Schnitzer
verhängnisvoll war die Geographie des Ptolemaios. Nach dem Wilbergschen Texte liegen
(S. 234, 22 ff.):
7raQu ds vrjv '^tiik^v v.al vnö vrjv Evßoiav vrjoov vrjaoi ccUds'
Oi^ga vrjoog, ev ft noXeig övo
'Eksvaiv vy L'y' ).= y's) = 53°5o' 36°2o'
y.ai Oi'a rd Iz y'if = 540 3°°25'
Dann kommen Keos, los, Polyaigos, dann (S. 235,7):
Qrjqaaiag vrjaov >l
nöhg vd L't) Iz = 54°45' 36"
Poseidonios
etc.
*) Studniczka Kyrene 109, nach Pind. Pyth. IV 43—49. geologischen Umwälzungen, auch die Litteratur,
-) Strab. I 57. X 484, Plin. II 202. IV 70. Ueber die s. Kap. II.
s) ijä' fügen einige codd. hinzu.
Stoffe aber, der somit ganz auf Rechnung- der Theräer fällt, nimmt Samos eine bemerkens-
werte Stellung ein. Der Führer der Theräer, Korobios von Itanos, der auf Platea allein
gelassen war, wird von Samiern unter Kolaios aufgesucht, befragt und mit Lebensmitteln
versorgt; die Samier fahren weiter nach Tartessos und stiften von dem reichen Ertrage ihres
Zuges ein kostbares Weihgeschenk in ihr Heraion. Seitdem besteht zwischen Kyrenäern,
Theräern und Samiern große Freundschaft (152). Später sammelt der vertriebene König
Arkesilas III in Samos Mannschaften, mit denen er seine Rückkehr in Kyrene erzwingt 111141.
Dies mochte allgemein bekannt sein; die Kolaiosepisode dagegen konnte nur in Samos von
den Priestern des Heraion übernommen werden. Sie ist kein notwendiger Bestandteil der
Erzählung, ihre Einfügung- wird also äußere Gründe haben. Wenn Herodot auf Samos, wo
er sich bekanntlich geraume Zeit aufhielt, im Hause seines Gastfreundes einen oder mehrere
Theräer kennen lernte, die der Geschichte ihrer Heimat kundig waren, so konnte sich dort im
angeregten Gespräch diese Verbindung der ungleichen Bestandteile leicht ergeben. Zudem
spricht nichts entschieden dafür, daß Herodot selbst in Thera war; denn auch das einzige
Zeichen von Anschauung, die indirekte Erwähnung eines alten Baumes, der allein die sieben-
jährige Dürre überstanden hatte (151), kann sehr gut dem Gewährsmann zugeschrieben werden.
Ja man kann noch weiter gehen: es ist sogar recht unwahrscheinlich, daß Herodot, wenn er
in Thera gewesen wäre, von den Naturwundern dieser in vielen Beziehungen so einzigartigen
Insel mit keinem Wort gesprochen hätte.
Pindar u. a. Um Kyrenes willen hatte auch Pindar der Entstehung von Thera gedacht, als er im
Dichter
Jahre 462 den pythischen Wagensieg des Arkesilas IV, des letzten Euphamiden feierte; und
schon ihm hatten, wie nachgewiesen ist, verschiedene ältere Berichte vorgelegen. Eine
hesiodische Eöe, welche die Entführung der Kyrene von Thessalien nach Libyen berichtete,
ein spartanisches Gedicht (?), worin vielleicht die Gründung von Kyrene unmittelbar an Sparta
angeknüpft wurde1), waren schon vor seiner Zeit vorhanden, und die Scholle aus Libyen, die
ins Meer gesenkt zur Insel Kalliste wurde, war und blieb mit der Gründung des Kults des
Apollon Aiglatas oder Asgelatas von der Nachbarinsel Anaphe ein fester Bestand der
Argonautensage.
Aber das ist auch ziemlich alles. Erst wunderbare Naturereignisse, die vulkanischen
Ausbrüche und die Entstehung neuer Eilande im Golf zwischen Thera und Therasia, erregten
zuerst 197 v. Ch. die Aufmerksamkeit der gebildeten Zeitgenossen und der Späteren, darunter
auch des Poseidonios, welchen Strabo u. a. benutzen. Strabos Mitteilungen selbst, an einer
Stelle noch durch einen groben geographischen Irrtum entstellt, haben keinen eigenen Wert.
Was Plinius von Thera zu sagen weiß, geht meist auf diese und gleichartige spätere Vorgänge ä).
Für die Folgezeit auf lange Jahrhunderte maßgebend, aber durch einen argen Schnitzer
verhängnisvoll war die Geographie des Ptolemaios. Nach dem Wilbergschen Texte liegen
(S. 234, 22 ff.):
7raQu ds vrjv '^tiik^v v.al vnö vrjv Evßoiav vrjoov vrjaoi ccUds'
Oi^ga vrjoog, ev ft noXeig övo
'Eksvaiv vy L'y' ).= y's) = 53°5o' 36°2o'
y.ai Oi'a rd Iz y'if = 540 3°°25'
Dann kommen Keos, los, Polyaigos, dann (S. 235,7):
Qrjqaaiag vrjaov >l
nöhg vd L't) Iz = 54°45' 36"
Poseidonios
etc.
*) Studniczka Kyrene 109, nach Pind. Pyth. IV 43—49. geologischen Umwälzungen, auch die Litteratur,
-) Strab. I 57. X 484, Plin. II 202. IV 70. Ueber die s. Kap. II.
s) ijä' fügen einige codd. hinzu.