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Hirschfelder, Dagmar
Tronie und Porträt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts — Berlin: Mann, 2008

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47555#0273

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Der Einfluss der Porträtmalerei auf den Bildtyp Tronie

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Abb. 42 Aelbert Cuyp, Michiel und Cornelis Pompe van Meerdervoort mit ihrem Tutor, New York, Metropolitan Museum of Art [Kat. 85]

Nobilitierung der Figuren durch das Kostüm erzielt
werden sollte.33
Offensichtlich waren die Accessoires oder Kostüm-
elemente männlicher Tronien in einer unter anderem
aus historisierenden und fremdländischen Elementen
bestehenden aufwendigen Phantasietracht gerade
in ihrem Zusammenspiel in einer Weise konnotiert,
welche die Figuren als fiktive Fürsten, Edelmänner,
Prinzen oder auch verdienstvolle Feldherrn vergan-
gener Zeiten erscheinen ließ.
Dass bestimmte Tronien als Phantasiebildnisse von
Personen edlen Geblüts bzw. hohen Ranges inten-
diert waren, trifft nicht nur auf männliche, sondern
auch auf weibliche Tronien in phantasievoller Kos-
tümierung zu. Wie wir bereits gesehen haben, malte
33 Vgl. auch Rembrandts Halbfigur eines Mannes in russischem
Kostüm (Washington, National Gallery of Art) [Kat. 430,
Taf. X, 91], der eine russische Adelstracht trägt. Vgl. hierzu
oben, Kap. III.1.2, S. 120, Anm. 25.

Rembrandt in Amsterdam nicht nur zum ersten Mal
Tronien junger Frauen, sondern gestaltete diese auch
in einer Weise, die der Auffassung von Porträts nahe
steht. Interessant ist hierbei, dass eines der frühesten
Beispiele dieser Werke, die Junge Frau mit Fächer
im Profil^ (Stockholm, Nationalmuseum) [Kat. 409,
Taf. 87], einem Bildschema folgt, das Rembrandt of-
fensichtlich der höfischen Porträtmalerei entlieh:
Gerard van Honthorst fertigte im Jahr 1632 ein
Brustbild Elizabeth Stuarts von Böhmen (1596-1662)
(Den Haag, Stichting Historische Verzamehngen van
het Huis van Oranje-Nassau) [Kat. 239] an, das die
Dargestellte im Profil und darüber hinaus in phan-
tasievoller Kleidung mit reichem Schmuck, tiefem
Dekollete und wehendem Schleier im Haar zeigt. Zwar
lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob Rembrandt
34 Zu dem Gemälde vgl. u.a. RRP 1982-2005, Bd. 2, Kat. Nr.
A49; Kat. Stockholm 1992/93, Kat. Nr. 52, S. 186; Kat.
Edinburgh / London 2001, Kat. Nr. 19, S. 88f.
 
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