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IX. Abschnitt.
Der W ässe r bau.

§. 1. | Jer Wasserbau umfasst eine grosse Menge Gegenstände, und
fordert viel Umsicht und Erfahrung. Der Nutzen, der daraus hervorgeht,
ist um so wichtiger, da seine Arbeiten gewöhnlich ins Grosse gehen, und
daher der Aufwand, welchen sie erfordern, nicht selten die grössten und
prachtvollsten Bauwerke anderer Gattungen übersteigen. Nicht die Pyra-
miden, nicht die Memnonien und Labyrinthe derAegypter, nicht die Mau-
ern und der Beiustempel der Babylonier können mit den grossen Wasser-
bauen beider Völker in Vergleich gesetzt werden. Auch bei den Griechen
und Römern zeigt sich der Hafenbau, die Ablässe, und die Wasserleitun-
gen in einem Umfang und Grosse, dass nicht leicht ein anderer Bau damit
in Vergleich kommt, wenn man den Umfang der dabei verwandten Unko-
sten in Betracht zieht. Selbst der ungeheuere Aufwand des goldenen Hau-
ses von Nero verschwindet gegen den Hafenbau von Ostia, den Ablass des
Fucinischen Sees, und die beiden grossen Wasserleitungen, die Aqua Clau-
dia und den Anio novus: alles Werke des Claudius. — Mit Recht sind
die Alten in jeder Gattung von Bauführung unübertreffbar zu nennen; und
doch scheint es, dass sie in den Werken des Wasserbaues sich selbst noch
übertrofsen haben. Kein Unternehmen war so gross, an welches sie sich
nicht wagten, und durch Ersindungsgeist, Beharrlichkeit und Anstrengung
nicht besiegten. Nur kommt bei den Wasserbauen mehr das Nützliche
und Wissenschaftliche in Betracht, als da3 Kunstgemässe und Aesthetische.
 
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