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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0468
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Adriaen van Ostade.

Schüler und Nachahmer des Adriaen van Ostade.
A. v. Ostade’s hauptsächlichster Schüler war sein Bruder Isack,
dessen Werke im folgenden Abschnitt behandelt werden. Er bleibt
daher hier unbesprochen.
Unter den übrigen steht Cornelis Dusart (1660—1704) ihm
ohne Zweifel am nächsten. Er muß kurz vor 1680 in sein Atelier
gekommen sein und hat es verstanden, den Stil seiner Spätzeit so
genau nachzuahmen, daß es oft sehr schwer fällt, die beiden Meister
zu unterscheiden. Dennoch bleibt er bei genauer Prüfung in jeder
Hinsicht: Feinheit der Farben, Vollendung der Technik, Wiedergabe
des Stofflichen und der Charaktere um einen Grad hinter seinem
Vorbild zurück. Es muß jedoch eine gewisse Anzahl Dusart-artiger
Ostades und Ostade-artiger Dusarts geben, an denen Lehrer und
Schüler zusammengearbeitet haben, denn im Auktionskatalog von
Dusart’s Nachlaß (1708) kommen viele Bilder als Produkte dieser ge-
meinschaftlichen Tätigkeit vor. Vergleiche z. B. unsere Nrn. 74a,
123a, 148b, c, d, e usw.
Ist Dusart ein Schüler aus Ostade’s Spätzeit, so hat dagegen ein
gewisser A. Victorijn oder Victorinus sich die Bilder der ersten
Periode zum Vorbild genommen. Über sein Leben wissen wir nichts,
nicht einmal ob er Holländer war. Die wenigen signierten Bilder,
die mir aus eigener Anschauung bekannt sind, befinden sich in den
dänischen Schlössern. In ihnen imitiert Victorinus Ostade’s Kom-
positionen aus dessen Frühzeit, namentlich Bilder aus der Reihenfolge
der fünf Sinne. Dem Mauritshuis wurde vor einigen Jahren die
ziemlich umfangreiche Komposition einer Dorfschule zum Kauf an-
geboten. Mein Mitarbeiter, Herr Kurt Freise, wird demnächst einen
Artikel über die Victorinusfrage veröffentlichen.
Obwohl Jan Miense Molenaer kaum unter die Ostade-Schüler
zu rechnen ist (er war vielmehr gleichzeitig mit Ostade bei Frans
Hals in der Lehre), werden seine Bilder sehr häufig dem berühmteren
und besser bezahlten Kunstbruder zugeschrieben. Er selbst hatte
einen weniger begabten, ja sogar ziemlich unbedeutenden Bruder
Bartholomeus Molenaer (tätig um 1640), und dieser lehnt sich
in weit höherem Grade an Ostade, als an seinen eigenen Bruder an,
wobei er wie Victorinus die frühen Bilder bevorzugt.
Von höherer künstlerischer Bedeutung, als die beiden ebenge-
nannten, ist Cornelis Bega (1620—64), der sich aber auch eigen-
artiger entwickelt und dadurch den Einfluß Ostade’s in seinen Bildern
trotz des verwandten Stoffgebietes weniger spüren läßt, während
seine Radierungen eine unverkennbare Ähnlichkeit mit denen
Ostade’s zeigen.
Die in allen Kunstbüchern wiederholte Behauptung, daß Richard
Brakenburg (1650—1702) ein Schüler Ostade’s gewesen sei, beruht
wahrscheinlich nur auf flüchtiger Lesung einer Stelle bei Houbraken
(III 383), der nur sagt, Brakenburg habe Bauerngesellschaften in
Ostade’s Art gemalt.
 
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