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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0156
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Frans Hals.

Schüler und Nachahmer des Frans Hals.
Hendrik Gerritsz Pot (um 1585—1657) ist als Mitschüler des
Frans Hals bei van Mander beglaubigt. Erst in den letzten Jahr-
zehnten ist er allgemeiner bekannt geworden als einer der begabtesten
Gesellschaftsmaler, die sich eng an ihr Vorbild Dirck Hals anschließen.
Einige Bilder mit lebensgroßen Figuren (Museen in Haarlem und
Rotterdam) verraten einen starken Einfluß seines genialeren Mit-
schülers. Da er seine Bilder verhältnismäßig selten signierte, und,
wenn er es tat, nur sein Monogramm HP anbrachte, mögen viele
seiner Bilder als anonyme Werke der Halsschule in der Welt umher-
irren. Vermutungsweise kommt er als Maler der Beresteyngruppe
im Louvre in Betracht. Auch bei der Emerentia van Beresteyn, bei
der Baronin von Rothschild in Frankfurt ist sein Name genannt worden.
Ebenfalls in letzter Zeit erst allgemein in den Vordergrund
getreten ist die Judith Leyster (um 1600/05—1666), seit 1633 die
Gattin des Jan Miense Molenaer.
Obwohl sie von dem zeitgenössischen Historiographen Haarlems,
Samuel Ampzing als ein wahrer Leitstern in der Kunst (wovon sie
auch den Namen trägt: Ley-ster = Leitstern) gepriesen wurde, schienen
ihre Werke verschollen, war ihr Monogramm (J + L mit einem kleinen
Stern) ungedeutet. Daß sie eine Schülerin des Frans Hals war, ist
zwar nicht urkundlich überliefert, geht jedoch zweifellos aus ihren
Werken hervor, deren weitaus größere Mehrzahl erst ihrem Lehrer
selbst zugeschrieben wurde1. Im Jahre 1631 war sie Patin einer der
Töchter des Frans Hals, ihre lebensgroßen Genrebilder, in denen
sie ihrem Vorbild am nächsten kommt, zeigen dieselbe Vorliebe für
fröhliche, musizierende und trinkende Gestalten; das Lachen weiß sie
ebenso vortrefflich wiederzugeben. Ihr Kolorit ist hell und farben-
reich bei einer besonderen Vorliebe für hellgrau und hellblau. Ihre
Zeichnung ist schwächer, ihre Modellierung weiblicher. Neben
manchen gut komponierten Bildern stehen andere, in denen eine
gewisse Leere weniger angenehm auffällt.
Von den zahlreichen Verwandten des Frans Hals kommt in erster
Linie sein jüngerer Bruder Dirck (1591—1656) in Betracht. Er ist der
Schöpfer einer großen Anzahl farbenreicher, kleinfiguriger Gesellschafts-
bilder, die das fröhliche Treiben seiner Zeit, innerhalb und außer-
halb des Hauses zum Gegenstand haben. Sie sind flott gemalt und
zeigen die breite unverschmolzene Technik des Bruders in das

l) Vergl. z. B. die Fußnoten 8), 16) und 17) der vergleichenden Tabellen auf S. 139—141.
 
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