Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0019
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Frans Hals wurde in Antwerpen in einer Haarlemer Familie
geboren. Die bisherige Annahme, daß er Patrizier- beziehungsweise
Regierungskreisen entstamme, wird von Moes mit Hinweis auf die
Verschiedenheit der Wappen dieser Familie und des Enkels von
Frans Hals in Zweifel gezogen. Über sein Geburtsjahr sind wir
nicht genau unterrichtet, da eine direkte zeitgenössische und zuver-
lässige Angabe fehlt. Wir haben aus der Kombination mehrerer
Tatsachen unseren Schluß zu ziehen. Die erste ist die, daß Frans
Hals in der Biographie des Karel van Mander als dessen Schüler
erwähnt wird. Da van Mander 1603 Haarlem verließ, um sich bis
zu seinem 1606 erfolgten Tode schriftstellerischen Arbeiten zu widmen,
muß Hals vor 1603 sein Atelier besucht haben. Zweitens notiert
Mathias Scheits, der in Haarlem Schüler des Ph. Wouwerman gewesen
ist, in sein Exemplar des van Mander, daß Hals 1665 oder 1666 wohl
90 Jahre alt oder doch nicht viel weniger gestorben sei. Da
wir nun heute wissen, daß Hals am 1. September 1666 beerdigt wurde,
so muß er demnach 1576 oder nicht viel später geboren sein.
Hiermit stimmt vortrefflich überein, daß Houbraken den Meister
zwischen die Maler der Jahre 1580 (Adriaen Stalbemt und David Blök)
und 1581 (Deodatus del Mont) einreiht. Er sagt, er habe zwischen den
Papieren eines alten Haarlemer Malers — vermutlich Vincent van der
Vinne— den Beerdigungszettel von Hals gefunden, aus dem hervorgehe,
daß er 1666 im Alter von 85 oder 86 Jahren gestorben sei. Dem-
nach wäre er in der zweiten Hälfte des Jahres 1580 geboren *)• Da
bis jetzt keine zeitgenössischen Angaben bezw. keine Urkunden be-
kannt geworden sind, die dieser Annahme widersprechen, so liegt
kein Grund vor, von ihr abzuweichen, obwohl es bei einem so
fruchtbaren Künstler auffallend bleibt, daß uns keine Werke vor
seinem sechsunddreißigsten Lebensjahr erhalten sind, und daß das
einzige früher entstandene Bildnis, von dem wir durch einen Stich
Kunde haben, aus seinem vierunddreißigsten Jahre stammt (Johannes
Bogaert, 1614). Das Dunkel, welches über die Jahre 1603 — Ende der
Lehrzeit bei Karel van Mander — bis 1614 gebreitet ist, ist bis jetzt
noch nicht gelichtet. Dies ist um so mehr zu bedauern, als sich
Der neueste Biograph des Frans Hals, Herr E. W. Moes, nimmt 1584 als Geburts-
jahr an. Er vernachlässigt dabei das Zeugnis des Math. Scheits und legt den Angaben des
Weyerman und C. v. Noorde einen Wert bei, den sie m. E. nicht verdienen. Van Noorde
war ein notorischer Fälscher, namentlich von Porträts, und Weyerman nicht viel mehr als
ein sehr flüchtiger Abschreiber Houbrakens.
 
Annotationen