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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0020
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Frans Hals.

bereits in den beiden frühesten Werken: dem ersten Haarlemer Schützen-
bild und dem Bildnis des Pieter van der Morsch, keine Anklänge an
die Kunst van Manders finden. Vermutlich ist der Lauf der Dinge so
gewesen, daß die jüngere Generation der Haarlemer Maler: Frans Hals,
H. Pot, Sal. de Bray, Cornelis Engelsz und Frans de Grebber sich
mehr an einander anschloß und unter sich ausbildete, wobei Frans
Hals als der begabteste die Führung hatte, als in Anlehnung an ihre
Lehrer, die älteren Haarlemer Maler.
Frans Hals brachte sein ganzes Leben in Haarlem zu, verheiratete
sich hier zweimal und hatte eine ganze Reihe von Kindern, die zum
Teil selbst Künstler wurden, zum Teil Künstler heirateten. Für kürzere
Zeit verließ er diese Stadt, um in Amsterdam und vielleicht auch in
anderen holländischen Städten Bildnis-Aufträge auszuführen. Die
Nachricht, daß er in Delft ein Schützenbild gemalt habe, beruht auf
einem Gedächtnisfehler Houbrakens. Hals lebte in bescheidenen, in-
seinen letzten Jahren sogar recht ärmlichen Verhältnissen; 1652 wurden
seine Möbel und Gemälde verpfändet. Kurz vor seinem Tode bekam
er von der städtischen Armenverwaltung mehrfach eine Unterstützung,
die einige Jahre später auch seiner Witwe gewährt wurde. Seine Ehe
mit seiner ersten Frau war nicht glücklich, viel weniger musterhaft. Er
prügelte seine Frau so, daß er von dem Magistrat einen ernsten
Verweis bekam. Und als sie wenige Tage nach diesem Verweis starb,
heiratete er innerhalb eines Jahres Lysbeth Reynier, die ihn bereits
neun Tage nach der Hochzeit zum Vater machte. In späteren Jahren
kamen keine Klagen mehr über sein Verhalten vor. Er wurde kunst-
liebendes Mitglied der Rethorikerkammer, Mitglied der Bürgergarde
und des Vorstandes der Malergilde. Angesehene Mitbürger wie Isaac
Massa und Kunstbrüder wie Frans Elout, Nicolaes de Camp und Judith
Leyster übernahmen Patenstellen bei der Taufe seiner Kinder.
Die Liste der von Frans Hals Porträtierten umfaßt Mitglieder der
angesehensten Geschlechter Hollands wie Guidewagen Heythuysen,
Coymans, de Clercq, Beresteyn und Schade van Westrum; protestantische
und katholische Seelsorger, wie Swalmius, Sibelius, Langelius, Middel-
hoven, Vietor und Zaffius, Bogardus, Tegularius und Wickenburg;
Männer, die sich im Staatsdienst, sowohl im Kriege, wie im Frieden hoch-
verdient gemacht haben, wie Isaac Massa und Pieter van den Broeck;
endlich Professoren und andere Gelehrte, deren Ruf den Jahrhunderten
Stand gehalten hat, wie Acronius, Ampsing, Bor und Revius, wie
Scriverius, Schrevelius, Tulp und vor allem Cartesius. Auch mehrere
Künstler, deren Namen wir leider nicht immer feststellen können
(Chicago, Lord Spencer, Baron Schlichting) haben Hals gesessen. Vor
allem Anton van Dijck, Jan van de Cappelle , v. d. Cooghe, van der
Vinne, sodann Frans Post und die Kalligraphen de la Chambre
Moeller nnd Bleuet.
Kein anderer Künstler in Haarlem hat sich so sehr der Gunst
der Bürgergarden und anderer Korporationen erfreut, wie Frans Hals.
Achtmal erhielt er den Auftrag große Gruppenbilder für sie zu malen.
Ist schon diese Zahl an sich recht bemerkenswert, so ist die Tatsache
noch auffallender, daß sich diese Gemälde über nahezu ein halbes
Jahrhundert (1616—1664) verteilen. In ganz Holland hat kein zweiter
Maler so lange die öffentliche Gunst sich zu bewahren verstanden.
 
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