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Hofstede de Groot, Cornelis
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (Band 3): [Frans Hals, Adriaen van Ostade, Isack van Ostade, Adriaen Brouwer] — Esslingen, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.43144#0163
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Das Leben des Adriaen van Ostade ist sehr rasch erzählt. Er
wurde im Dezember 1610 in Haarlem geboren und dort
am 2. Mai 1685 begraben. Er verbrachte sein ganzes Leben
in seiner Geburtsstadt. Um 1627 war er zugleich mit Adriaen Brouwer
Schüler des Frans Hals. In der Wahl des Stoffgebietes schlossen
sich die Schüler mehr aneinander als an ihren Lehrer an. Beide
wählten die Darstellung alltäglichen Lebens aus den unteren Volks-
kreisen. In der Frühzeit überwiegen bei Ostade die Szenen bei
Musik, Tanz und Trunk die Darstellungen des Familienlebens oder
der beruflichen Tätigkeit (Schulen, Schweineschlachten u. a.).
Ebensowenig wie im Gegenstand ist in der Malweise, im Kolorit
oder in der Beleuchtung ein nennenswerter Einfluß des Hals bei
Ostade zu bemerken. Sein Pinselstrich ist verschmolzen, die un-
vermittelten Uebergänge zwischen zwei Tönen, die Frans Hals sein
ganzes Leben beibehält, fehlen bei ihm. Das Licht fällt durch eine
kleine, für den Beschauer meist nicht sichtbare Oeffnung auf die
Hauptgruppe und beleuchtet diese, den Fußboden und die Wand
in greller Weise. Seine Palette beschränkt sich auf wenige, meist
kühle und neutrale Töne, ein blasses Blau, Hellgrau, Violett mit den
verschiedenen bräunlichen Tönen und den Zwischenstufen. Die
Personenzahl auf den Gruppenbildern ist ziemlich groß, heftige
Bewegungsmotive, karikierte Köpfe sind beliebt. Die Bilder dieser
Art füllen die erste Epoche in Ostades künstlerischer Entwicklung
aus. Sie umfaßt die dreißiger Jahre bis in den Anfang der
vierziger. Um diese Zeit nimmt die Sturm- und Drangperiode ihr
Ende. Der Lichteinfall wird weniger grell, seine Wirkung harmonischer.
Die Motive werden ruhiger, die Gestalten naturwahrer, das Stoffgebiet
erweitert sich, und das Kolorit wird reicher. Häusliche Szenen nehmen
im Oeuvre Ostades einen größeren Platz ein. Ruhigere Unterhaltungen,
manchmal nur von 2—3 Figuren treten auf. Das Spiel —Tricktrack,
Kegel und Ball — gewinnt den Vorrang vor dem manchmal darauf-
folgenden Streit, der früher mit Vorliebe dargestellt wurde. Auch
Außenszenen werden immer beliebter, ja der Künstler versucht seine
Kräfte ab und zu sogar an biblischen Szenen, an Einzelporträts und
Bildnisgruppen. Besonders fein wird das Helldunkel der Innenräume
ausgebildet. Allmählich kommt der Meister so in seine Blütezeit,
die ungefähr die fünfziger und sechziger Jahre des Jahrhunderts
umfaßt.
Um 1670 etwa tritt dann ein merkbarer Rückgang ein. Dem
allgemeinen Lauf der holländischen Kunst entsprechend macht sich
 
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